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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rahl (Karl Heinr.) - Raibl
zug Manfreds in Lucena (letztere beide Bilder
kamen in die kaiserl. Galerie zu Wien), Christen-
Verfolgung in den Katakomben Roms (1844, Kunst-
halle in Hamburg; 1847, Nationalgalerie in Ber-
lin). 1848 nahm er als Abgesandter der Akademi-
schen Legion in Wien an der Studentenversamm-
lung in Eisenach teil und lebte dann in München.
185s) wurde er provisorisch an die Wiener Akademie
berufen, aber seine künstlerische Richtung wurde so
sehr angefeindet, daß er bereits nach sieben Monaten
zurücktrat und eine Privatkunstschule gründete. Im
Auftrag des Barons von Sina malte er 1856 die
Vilder an der Facade und im Vestibül der griech.
Kirche in Wien; außerdem schuf er für den Palast
dieses Gönners vier Bilder aus der griech. .Heroen-
zeit und Allegorien der vier Elemente. Ferner
schmückte er den Palast Todesko mit Gemälden aus
der Parismythe. Eine der Bürgerschaft von Atben
vom Baron von Sina geschenkte Summe bestimmte
jene dazu, eine großartige Komposition R.s in Fries-
form, die Kulturgeschichte Griechenlands darstellend,
ausführen zu lassen. R. vollendete noch die Farben-
skizze und einen großen Teil der Kartons. 1863
zum Professor ernannt, wurde ihm die Ausmalung
des Treppenhauses im Arsenal zu Wien übertragen.
Er malte hier drei kolossale Deckenbildcr und drei
Bilder über den Fenstern. Ebenso vollendete er noch
die Entwürfe für das Opernhaus; hierunter nimmt
der Vorhang mit der Versinnlichung der Orpheus-
mythe den vornehmsten Platz ein. Unter den vielen
Kompositionen für Tafelbilder sind noch hervor-
zuheben: Neros Triumphzug durch das brennende
Rom und Die Cimbernschlacht (für die Galerie
Schack in München bestellt). Außerdem hat R. zahl-
reiche Porträte berühmter Zeitgenossen ausgeführt.
R. starb 9. Juli 1865 zu Wien. - Vgl. George-
Mayer, Erinnerungen an Karl R. (Wien 1882).
Nahl, Karl Heinr., Kupferstecher, geb. 11. Juli
1779 zu Höfen bei Heidelberg, gest. 12. Aug. 1843
zu Wien, war dort Schüler von Füger und wurde
Professor an der Kunstakademie. Er fertigte anfangs
m Punktiermanier, später in Linienmanier und mit
derNadel vorzüglicheVlätternach Correggio (Heilige
Nacht, 1831), Fra Bartolommeo (Darstellung im
Tempel, 1824), Perugino, Moretto, Domenichino
und einigen neuern Meistern.
Rahm, Sahne, Schmand, Schmetten,
Obers, Kern, Nidle, der fettreichste Teil der
Milch, welcher sich bei ruhigem Stehen in Form
einer schwach gelblich gefärbten, dickflüssigen Schicht
an der Oberfläche der Milch absondert und teils als
Nahrungsmittel genossen wird, teils das Rohmate-
rial zur Vereitung der Butter und gewisser Käse-
sorten bildet. Je nachdem die Milch während der
Rahmabsonderung frisch blieb oder sauer wurde, er-
scheint der R. als süßer oder sa urer R. Da bnm
freiwilligen Sauerwerden des R. häusig abnorme
Gärungen auftreten, welche die Beschaffenheit der
Butter beeinträchtigen, ist man bestrebt, möglichst
reine Milchsäuregärungen zu erzielen, indem man
gesunde, bei etwa 16" lü. sauer gewordene Mager-
milch oder aber sog. "Säureweckcr", Reinkulturen
von Milchsäurepilzen, dem pasteurisierten R. zusetzt.
Zur Abscheiduug des N. aus der Milch bedient man
sich mit großem Vorteil der Centrifugen oder Sepa-
ratoren, Milchschleudermaschiuen. Die Menge des
bei ruhigem Stehen sich bildenden R. gewährt kein
sicheres Urteil für die Qualität der Milch. Zur Er-
mittelung dieser Menge bedient man sich besonderer
! Instrumente, der Rahmmesser oder Crcmo-
meterls. d.). Centrifugenrahm enthält 14-20 oder
^ mehr Proz. Fett; sog. Kaffeerahm hat 8-15, Schlag-
rahm über 15 Proz. Fett; doppelter R. und ^lorteä
Oeani in England hat durchschnittlich 50-60 Proz.
Fett. Über Gewinnung und Verarbeitung von R. s.
Rahmengebühren, s. Gebühren. Mutter.
Nahmenhammer, s. Daumenhammer.
Rahmenlafetten, Lafetten, die nicht unmittel-
bar auf dem Boden ihres Aufstellungsplatzes, son-
dern auf einem besondern Gerüst, dem Rabmen,
ruhen; sie sind auf diesem nur in der Längsrichtung
beweglich, während die Bewegung nach der Seite
vom Rahmen oder, wie in Pauzertürmen, vom
Aufstellungsplatze übernommen wird. Die meisten
schweren Schiffs-, Küsten- und Kasemattengeschütze
haben R. (S. auch Mittelpivotlasette, Vorderpivot-
lafette und Tafel: Geschütze V, Fig. 2.)
Rahmenpresse, s. Filterpresse.
Nahmmesfer, soviel wie Cremometer (s. d.).
Rahmschleuder, Milchcentrifuge, f. Butter
(Bd. 3, S. 7981)).
Rahn, Joh. Rud., Kunsthistoriker, geb. 24. April
1841 in Zürich, studierte in Zürick, Bonn und Ber-
lin und habilitierte sich 1868 in Zürich, wo er seit
1877 als ord. Professor wirkt. Seit 1883 ist er
gleichzeitig Professor der Kunstgeschickte am Eidge-
nössischen Polytechnikum. Er schrieb "Geschickte der
bildenden Künste in der Schweiz von den ältesten
Zeiten bis zum Schluß des Mittelalters" (3 Abteil.,
Zur. 1874-76), eine Ausgabe des "I'saltLi'ium
HUI-6UM von St. Gallen" (St. Gallen 1878), "Kunst-
und Wanderstudien aus der Schweiz" (Wien 1883).
Seit 1879 redigiert R. den "Anzeiger jür schweiz.
Altertumskunde". . >
Rahnis, Stadt, s. Nanis. , . >
Rahschoner, ein der Schonerbrigg (s. d.) ähn-
liches Fahrzeug, nur kleiner; Takelung: Fockmast
mit Gaffelsegel und Mars- und Vramsegel.
Raiatea, eine der Gesellschastsinseln im Großen
Ocean, die größte und südlickste der Inseln unter
dem Winde, mit dem nördlicher gelegenen Eiland
Tahaa von einem Korallenriff umgeben, hat einge-
buchtete Steilküsten, vier gute Häfen und zählt auf
194 hkm 1500 prot. Polynesier. 1887 kam R. end-
gültig in sranz. Besitz.
Rai-Barelt oder Naj-Bareli (engl. Roy
Vareilly), Division in der indobrit. Landschaft
Oudh, umfaßt auf 12 643 hkm die drei Distrikte
R., Sultanpur und Partabgarh mit (1881) 2 756 864
! E., darunter 90,4 Proz/Hindu. Das Land ist
! größtenteils bewässert und sruchtbar; Haupternten
z sind Reis, Weizen und sonstiges Getreide, Ölsamen,
Zuckerrohr, Baumwolle, Opium, Indigo, Tertil-
pflanzen, Tabak und Gemüse. - Die Stadt R.,
am Sai, 26" 14' nördl. Br., 81" 16V östl. L., hat
(1891) 18 798 E.
Raibl, Dorf im Gerichtsbezirk Tarvis der österr.
Vezirkshauptmannschaft Villach in Kärnten, an der
Echlitza, dem Ausfluß des Naibler Sees, hat
(1890) 531 deutsche E., bedeutenden Bleibergbau am
i Königsberge (1918 iu) und große Schmelzwerke. Die
! schöne Lage, die Nabe des herrlichen Sees (990 m)
sowie des Predilpasses (1162 iu) und des Hohen
Mangart (2678 m) haben R. zum Aufenthalt für
Fremde gemacht. In der alpinen Geologie wird
eine Abteilung der obern Triasformation Raibler
Schichten genannt, die sich durch Versteinerungen
auszeichnet. - Vgl. Hauer, Veitrag zur Kenntnis