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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rößlin - Roßwein
und Erziehungsanstalt nach dem Vorbild der Fürsten-
schule zu Meißen bestimmt. Am 2. April 1686
brannte das Kloster ab, wurde aber neu aufgebaut,
woraus die Schule 1742 wieder eröffnet wurde. Das
Recht der erblichen Administration unter Oberaus'
sicht des Staates steht deu männlichen Descendenten
des Stifters der Anstalt zu. Die Zahl der Lehrer
beträgt 13, der Schüler (mit Einschluß der sog. Er-
trancer) 70-80. - Vgl. Herold, Geschichte der
Klosterschule N. (Halle 1854).
Nößlin, Eucharius, Arzt des 16. Jahrh., s. Ge
burtshilfe (Bd. 7, S. 630d).
Rötzling, Pilz, s. I^ctariiiL.
/?<>FFn,., hinter lat. Tiernamen Abkürzung sür
Emil Adolf Roßmähler (s. d.).
Rotzmalve, Pflanzenart, s. Ualvu..
Roßmaschine, s. Tretwerke.
Roßmäßler, Emil Adolf, Naturforscher und
VoMchriststeller, geb. 3. März 1806 in Leipzig,
studierte zwar 1825-27 in Leipzig Theologie, be-
schäftigte sich aber hauptfächlich mit naturwissen-
schaftlichen Privatstudien. Nachdem er 1827-30
als Lehrer in Weida in Sachfen-Weimar zugebracht,
übernahm er die Professur der Naturgeschichte an der
königlich sächs. Akademie für Forst- und Landwirte in
Tharandt bei Dresden. 1848 wurde er für den Wahl-
bezirk Pirna in die Deutsche Nationalversammlung
gewählt, wo er der linken Seite angebörte. Wegen
der Teilnahme an den Beschlüssen des Rumpfparla-
ments zu Stuttgart wurde er wegen Hochverrats
angeklagt, aber freigefprochcn. Im März 1850 ward
er jedoch in den Ruhestand versetzt, nachdem er
schon seit Aug. 1849 seines Amtes enthoben wor-
den war. Seitdem lebte R. in Leipzig, wo er 1850
an die Spitze der Deutschkatholiken trat und durch
Wort und Schrift für Hebung der Volksbildung,
namentlich im Arbeiterstande ^ tbätig war. 1853
unternahm er eine naturwissenschaftliche Reise durch
das südöstl. Spanien, über die er in "Reiseerinne-
rungen aus Spanien" (2 Bde., Lpz. 1854) berichtete.
R. starb 8. April 1867 zu Leipzig. Als Naturforscher
bat sich R. vorzugsweise um das Fach der Land- und
Süßwasserweichtiere wissenschaftliches Verdienst er-
worben. Sein Hauptwerk ist die "Ikonograpbie der
Land- und Sühwassermollusken Europas", Bd. 1-3
(Lpz. 1835-56, mit größtenteils von ihm selbst litho-
graphierten Tafeln). In weitesten Kreisen ist jedoch
sein Name als Volksschriftsteller namentlich durch
Herausgabe derZeitschrift "Aus derHeimat" bekannt.
Roßmühle, s. Tretwerke.
Roßnägel, Larven der Froschlurche (s. d.).
It0880 antioo (ital.), antiker blut- oder braun-
roter Marmor mit schwarzen Flecken und Adern.
Große Brüche von N. a. und V"rä6 antico ent-
deckte 1851 ein Bildhauer auf Tenedos und im
Peloponnes, nachdem Fundgruben dieser beiden
kostbaren Marmorarten seit dem Altertum völlig
unbekannt waren. Er kommt auch in 'Ägypten vor.
(S. auch Marmor.)
Rossöli, Liqueur, s. Nosoglio.
Roßschwefel (Uvular cawiiinnm), alte TW
zcichnung für einen Abgang der frübern Scbwesel-
gewinnungsmethode, der in der Tierbeilkunst Ver-
wendung fand und auch wohl noch findet.
Roßschweif, ein aus der frühesten Entwicklung
der osman. Nation, gleichsam ibrem Reiterlcben,
sich beschreibendes Abzeichen höchster Beschlsdaber-
würde, ist ein rotbraun gefärbter Pferdcschweif, der,
von einem vergoldeten Halbmond oberhalb einer
gleichfalls vergoldeten Kugel herabwallend, an cinei
Stange dem Inhaber vorausgetragen oder vor sei-
nem Zelt ausgepflanzt wurde und zu besondern
Ehren berechtigte. Dem Sultan standen sechs R. zu.
Roßtrappe, eine der schönsten Felsenpartien
des Harzes, bei Tbalc im preuh. Neg.-Vez. Magde-
burg, 8 Km südöstlich von Blankenburg gelegen, be-
stebt in einer Granitklippe (Roßmannshöhe) des
Bodcthals, welche als Vorsprung, 200 m über der
Bode und 401 m ü. d. .M., aus der Felsenwand
beraustritt und eine herrliche Aussicht in das tiefe
Bodethal gewährt. Der Name soll von der oben auf
der Fclsplatte deutlich erkennbaren Hufspur eines
Riesenpfcrdes herrühren, auf dem die schöne Brun-
bildis, vom König Bodo verfolgt, hier in den Vodc-
fluß hinabsprang. Gegenüber, auf dem rechten llfer,
ragt der Hexen tanz platz, eine steile Felswand,
264 m über die Vode (465 m ü. d. M.) empor und
gewäbrt eine noch schönere Aussicht als die R. in
die wilden Fclscnklüfte, aus das Brockengebirge und
die reichbebaute Ebene.
Roß und Eromärty, ursprünglich zwei ge-
trennte Grafschaften im nördl. Schottland, die jetzt
vereinigt sind. Dieselbe zählt auf 8159,7 likm (1891)
77 810 E. Roß, wozu auch die Insel Lewis (s. d.)
der Hebriden gehört, nimmt den bei weitem gröftern
Teil ein, Cromarty nur die Halbinsel Black-Isle im
Osten, die Landschaft Coygach an der Nordwestküste
und mebrere in Roh liegende Enklaven. Die Ost-
küste, bcstcbend aus dem Distrikt Black-Isle oder
der Halbinsel zwischen dem Veauley- und Cromarty-
Firth und aus Easter-Roß oder der Halbinsel, die
sich zwischen dem Cromarty- und Dornochbusen
von Alneß bis Tarbat-Neß und Tain erstreckt, ist
flach. Die Westküste mit ihren tief einschneidenden
Buchten und Fjorden fowie das Innere ist Gebirgs-
land, raub und düster, voll schroffer Bergrücken,
enger Thäler und reich an Seen. Am LochBroom
steigt der Ben-Dearg zu 1081 m hoch auf; der
1045 :n bobe Vcn-Wywis ist der nächst höchste, den
größten Teil des Jahres mit Schnee bedeckte Berg
der nördl. Hochlande. Die Bewässerung ist reich-
lich. Während der schmale Saum an der Ostküste
trcfflick angebaut ist und reiche Ernten liefert, fin-
den sich im Gebirgslande nur in Fluftthälern Kar-
tofsel-, Hafer- und Gerstenfelder, dagegen ausge-
dehnte Weiden, fo daß hier besonders Schaf-, Rin-
der- und Ziegenzucht die Hauptbeschäftigung der
meist noch keltisch redenden Landbevölkerung bildet.
In den Städten berrscht dagegen einige Industrie
und das angelsächs. Element. Ein Abgeordneter
vertritt die Grafschaft im Parlament. In Roß ist
Hauptstadt Dingwall (s. d.), wichtig ist Tain
am Dornochbusen, Station der Hochlandbahn, mit
2080 E.; in Cromarty Cromarty, im Mittelalter
Oniudackt^, am Eingänge des nach ihr benannten
Busens, mit 1308 E.; Hafen, Schiffstau- und Segel-
tuckfabrikation und Fischerei.
Roß- und Wagenrennen, s. Hippodrom.
Roßwein, Stadt in der Amtshauptmannschaft
^ Döbeln der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig,
an der Freiberger Mulde, der Linie Leipzig-Döbeln-
Dresden und der Nebenlinie Hainichen-R. (19,9 Kin)
der Eächs. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Freiberg), hat (1890) 7599 E., darunter
136 Katboliken, Post zweiter Klasse, Telegraph, ein
Tuchmacherbandwcrtsbaus mit altem Portal, Fach-
zeicken-, kaufmännische Fachschule,Deutsche Schlosser:
schule (1894), Baugewerkenschule(1893), Postschule.
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