Rotes Kreuz, Gesamtbezeichnung für die Freiwillige Krankenpflege im Kriege und diejenigen Vereinigungen, welche die Vorbereitung
derselben im Frieden übernommen haben. Dieselben führen in verschiedenen Ländern verschiedene Namen; in Deutschland werden sie als «Vereine vom R.
K.» oder als «Hilfsvereine zur Pflege verwundeter und erkrankter Krieger» bezeichnet. Zum R. K. im weitern Sinne gehören auch die Ritterorden (Johanniter,
Malteser, St. Georgsritter) und diejenigen geistlichen Genossenschaften, welche sich der Pflege von Verwundeten und Kranken im Kriege widmen. Das R. K.
umfaßt gegenwärtig 33 Landesvereine in allen Erdteilen. Der Name ist von dem Abzeichen, dem R. K. im weißen Felde, hergeleitet, welches nach der Genfer
Konvention vom 22. Aug. 1864 die Neutralität der Verwundeten und Kranken sowie des zu ihrer Pflege bestimmten Personals und Materials gewährleisten
soll. Eine Fahne mit diesem Abzeichen soll bei den Feldlazaretten, Verbandplätzen und Depots neben der Nationalflagge aufgesteckt, eine von der
Militärbehörde verabfolgte Armbinde mit dem nämlichen Abzeichen von dem Sanitätspersonal getragen werden. Die Türkei führt an Stelle des R. K. den roten
Halbmond, Japan vier rote Rechtecke. In Rußland und England wird an Frauen und Jungfrauen, die sich um die Krankenpflege im Kriege verdient gemacht
haben, ein rotemailliertes Kreuz als Orden verliehen (in Preußen der Luisenorden). – über die Einfügung des R. K. in die Heeresorganisation, die Gliederung
und Ausgaben der Vereine s. Freiwillige Krankenpflege und Hilfsvereine.
Rotes Meer oder Arabischer Meerbusen,
Bahr el-Ahmar oder Bahr el-Hidschas, der nordwestlichste Arm des Indischen
Oceans, etwa 449000 qkm groß, beginnt unter 12½° nördl. Br. mit der Straße von Bab el-Mandeb und zieht sich 2300 km lang zwischen Arabien und Afrika bis
30° nördl. Br. gegen Nordwesten. (S. Karte: Ägypten, Bd. 1, S. 229.) Die
Landenge von Sues (s. d.) trennte es von dem Mittelländischen Meere. Von dem 29 km breiten, aber durch die Insel Perim und die
Siebenbrüder-Inseln beengten Eingang nimmt seine Breite bis 16° nördl. Br., wo sie 355 km mißt, rasch zu, während sie von da gegen Norden sehr allmählich
abnimmt, bis es von der Sinaihalbinsel in zwei schmale Arme, den östlichern Golf von Akabah (Sinus Aelanites) und des
westlichern Golf von Sues (Sinus Heroopolites, das Schilfmeer der Bibel, arab.
Bahr el-Kulsum, von der alten Stadt Kulsum oder Clysma in der Nähe des heutigen Sues) getrennt wird. Sein Boden
bildet ein gewaltiges Längenthal, dessen beide Seiten von Korallen ausgefüllt sind, so daß sie zwei Ketten von Inseln, Bänken und Klippen bilden, die das Meer
in drei parallele Längsabschnitte teilen, von denen ↔ der mittlere der breiteste ist, die beiden seitlichen seichtere Kanäle bilden. Am
beträchtlichsten wird der südl. Teil, von 17° nördl. Br. an, verengt. Die durchschnittliche Tiefe beträgt 444, die größte 1800 m.
Das durchsichtige Wasser des Meers hat intensiv blaue Farbe, die über den Korallenbänken ins Grünliche übergeht, und ist infolge der außergewöhnlich
starken Verdunstung salziger als das anderer Meere, da der Salzgehalt 3,98 Proz. vom Gewicht ausmacht. Die Ufer sind mit
Salzinkrustationen bedeckt. Salzreiche Küstenwasser erscheinen bei tiefem Stand der Sonne gelbrot, wonach dies Meer vielleicht seinen Namen hat. Überdies
tritt die aus rötlichen Fäden bestehende Alge Trichodermum erythraeum
Ehrenb. massenhaft auf und bildet als schleimige, blutrote Masse zur Ebbezeit bisweilen am Ufer einen roten
Saum. Wahrscheinlicher ist es aber, daß der Name von dem alten Namen der am nördl. Ende gelegenen Wüste herrührt, welche von den alten Ägyptern das
«rote Land» genannt wurde, im Gegensatz zu der schwarzen Erde des Nilthals. Die Tierwelt des R. M. ist außerordentlich reich und kennzeichnet das Gewässer
als einen Teil des Indischen Oceans, enthält also tropische Elemente. Korallenriffe erstrecken sich bis zu 30° nördl. Br. und sind bewohnt von zahllosen
Stachelhäutern, Mollusken, Würmern, Krustaceen und farbenprächtigen Fischen. Im Norden macht sich zufolge der Anlage des Kanals von Sues ein Zuzug von
Tierformen aus dem Mittelländischen Meere bemerkbar, wie umgekehrt auch in dieses einzelne Tierarten aus jenem übergetreten sind. Die Temperatur
beträgt zwischen 14 und 24° nördl. Br. selbst in den Wintermonaten selten weniger als 26°C., im März und April steigt sie auf 29°, im Mai bisweilen auf 32°,
die größte Wärme aber beobachtet man im September, wo die Temperatur des Meers und der Luft bisweilen die Blutwärme übersteigt (bis 41°C. wurden
beobachtet) und die Postdampfer zur Umkehr zwingt. Die 2,6 m jährlich betragende Verdunstung bei fast fehlendem Ersatz
durch Regen oder Flüsse bedingt lebhafte Strömungen in der Straße von Bab el-Mandeb, wo das Wasser an der Oberfläche ein-, in der Tiefe ausströmt. Die
wichtigsten Inseln sind von Norden nach Süden Gobal, der vulkanische Pic Sebergid (Ophiodes) dem Golf von Berenice
gegenüber, der Archipel Dahlak (s. d.) bei Massaua, die Farsaninseln, Kamaran (britisch), der thätige Vulkan Dschebel-Tair, die
Hanischinseln und Perim. Flüsse nimmt das R. M. nicht auf, nur periodische Regenbäche; seine Küsten sind öde Felsen oder sandiger Strand, hinter dem
1300–2300 m hohe Gebirge aufsteigen, doch hat es einzelne gute Häfen, wie Sues, Kosseïr, Suakin, Massaua auf afrik., Janbo el-Bahr, Dschidda, Lohija und
Mokka auf arab. Seite. Die Schwierigkeiten, welche die Korallenriffe der Segelschiffahrt bieten, werden noch dadurch erhöht, daß, während im südl. Teile des
R. M. vom Oktober bis Mai Südost-, vom Juni bis September Nordwestwind herrscht, im nördl. Teile von Sues bis Dschidda meist das ganze Jahr hindurch
Nordwind weht, so daß das R. M. hauptsächlich nur für Dampfschiffe fahrbar ist. Das R. M., einer der ältesten Handelswege von Indien nach Ägypten und den
Küstenländern des Mittelmeers überhaupt, geriet seit Entdeckung des Seewegs um Afrika in Vergessenheit. Erst als durch Mehemed Alis Bestrebungen
Ägypten wieder erschlossen ward und der indobrit. Verkehr zwischen Sues und Indien auf-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1018.