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Rudolf IV. (Herzog von Österreich) – Rudolfstadt
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Rudolf (König von Frankreich)'
Nach Karls Tode (929) war seine Regierung ziemlich unbestritten. Doch starb er schon 936 ohne Erben. Ihm folgte der Karolinger
Ludwig IV. (s. d.). – Vgl. Lippert, König R. von Frankreich (Lpz. 1886).
Rudolf IV., Herzog von Österreich (1358–65), geb. 1339 als ältester Sohn Albrechts II.,
folgte diesem 20. Juli 1358 in der Regierung. Er strebte die Gründung eines unteilbaren, von Kaiser und Reich unabhängigen Staates an, zu welchem Zwecke
auch in seiner Kanzlei die sogenannten österr. Freiheitsbriefe angefertigt wurden, die den österr. Ländern von verschiedenen Königen und Kaisern, sogar schon
von Julius Cäsar und Nero, verliehen worden sein sollten. Auf Grund dieser Privilegien nahm er auch 1359 den Titel Pfalzerzherzog, später Erzherzog an, den
die österr. Herzöge bleibend seit 1453 führten, wo diese Freiheitsbriefe auch vom Kaiser Friedrich III. bestätigt wurden. R. erwarb 1363 Tirol, das
Margarete Maultasch (s. d.) ihren Vettern, den Herzögen von Österreich, abtrat. Er schloß auch eine Erbverbrüderung mit dem Hause
Anjou in Ungarn und den Luxemburgern in Böhmen, wodurch die Erwerbung dieser Reiche angebahnt wurde. Ein bleibendes Andenken schuf sich R. durch die
Gründung der Universität Wien (1365), der ersten in Deutschland, und den Bau des St. Stephansdomes. Er starb 27. Juli 1365. – Vgl. Kurz, Österreich unter
Herzog R. IV. (Linz 1821); Huber, Geschichte des Herzogs R. IV. von Österreich (Innsbr. 1865).
Rudolf, Erzherzog und Kronprinz von
Österreich-Ungarn, geb. 21. Aug. 1858 als einziger Sohn des Kaisers Franz Joseph und der Kaiserin Elisabeth, genoß
einen gründlichen und vielseitigen Unterricht, wurde 24. Juni 1877 mündig erklärt und trat 23. Juni 1878 beim 36. Infanterieregiment in den aktiven
Kriegsdienst, avancierte im Sept. 1880 zum Generalmajor und gleichzeitig zum Konteradmiral. Am 6. April 1881 zum Kommandanten der 18.
Infanteriebrigade in Prag ernannt, rückte er 1883 zum Feldmarschalllieutenant und Viceadmiral vor und übernahm die 25. Truppendivision in Wien. Am 10.
Mai 1881 vermählte er sich mit der Prinzessin Stephanie, geb. 21. Mai 1864, der Tochter des Königs Leopold II. von Belgien, aus welcher Ehe eine Tochter,
Erzherzogin Elisabeth, geb. 2. Sept. 1883, hervorging. Er fand 30. Jan. 1889 im Schlosse Mayerling unweit Wien ein tragisches Ende. Ein eifriger Forscher in
Naturwissenschaften und besonders Kenner der Ornithologie, stand R. jahrelang in intimem persönlichem und wissenschaftlichem Verkehr mit den
Ornithologen Brehm und Homeyer. Ein Ergebnis seiner Studien und Wanderungen ist das Werk «Fünfzehn Tage auf der Donau» (Wien 1881; 2. Aufl. 1885);
dann folgte «Eine Orientreise» (ebd. 1884; Volksausg. 1885). Auf seine Anregung und unter seiner Mitwirkung erschien ferner das groß angelegte Werk «Die
Österreichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild» (Wien 1886 fg.).
Rudolf von Ems (bei Chur) oder
Hohenems (in Vorarlberg), mittelhochdeutscher Dichter, Dienstmann der Grafen von Montfort, starb um 1251 in Italien,
wohin er Konrad IV. begleitet hatte. Ein fruchtbarer, sprachgewandter und formell sorgfältiger Epiker aus der Schule Gottfrieds von Straßburg, aber schlichter
und lehrhafter als sein Meister und dem Artusroman abhold, war er gelehrt, des Lateins und Französischen mächtig, in der deutschen Dichtung belesen. Unter
seinen erhaltenen Werken ist das älteste und vorzüglichste «Der gute ↔ Gerhard», eine Erzählung (nach lat. Quelle), die der
selbstzufriedenen Werkheiligkeit die anspruchslos thätige und darum gottgefällige Herzensgüte gegenüberstellt (hg. von Haupt, Lpz. 1840; übersetzt von
Simrock, 2. Aufl., Stuttg. 1864). Daraus folgt, nach lat. Vorlage gedichtet zwischen 1220 und 1230, die ganz lehrhafte, vielgelesene Legende «Barlaam und
Josaphat» (hg. von Pfeiffer, Lpz. 1843). Zwischen 1231 und 1242 entstand nach franz. Quelle «Wilhelm von Orlens», ein (noch ungedruckter) Ritterroman, der
sich aber durch die genealog. Verbindung des Helden mit Gottfried von Bouillon ein histor. Gepräge giebt. In seinem unvollendeten, unsäglich breit angelegten
«Alexander» (ungedruckt) strebt R. nach Vollständigkeit und histor. Kritik und legt daher außer der «Historia de proeliis»
auch Curtius, Jul. Valerius und andere Quellen zu Grunde (vgl. Zingerle, Die Quellen zum Alexander des R. von Ems, Bresl. 1885). Demselben mehr histor. als
poet. Bestreben gehört auch die im Auftrage Konrads IV. nach der Bibel, der «Historia scholastica» des Petrus Comestor
und wenigen andern Quellen zwischen 1250 und 1254 begonnene, bis auf Salomos Tod geführte, unvollendete und ungedruckte «Weltchronik», deren weite
Verbreitung sich daraus erklärt, daß sie zuerst den Laien das Alte Testament bequem zugänglich machte; sie ward in den folgenden Jahrhunderten vielfach in
Versen und Prosa umgearbeitet und fortgesetzt (vgl. Vilmar, Die zwei Recensionen und die Handschriftenfamilien der Weltchronik R.s von Ems, Marb. 1839).
Verloren ging ein «Eustachius» R.s.
Rudolf von Fenis oder
Neuenburg, schweiz. Minnesänger, dessen Stammburg zwischen dem Neuenburger und Bieler See lag, bezeugt seit
1181, jung gest. vor 30. Aug. 1196, dichtete, seiner halbfranz. Heimat gemäß, in engem Anschluß an franz. Vorbilder (Folquet von Marseille und Peire Vidal).
Rudolfinische Tafeln, die zur Berechnung des Laufs der Sonne, des Mondes und der Planeten von
Tycho Brahe (s. d.) begonnenen und dem Kaiser Rudolf II. zu Ehren genannten Tabellen, die nachher von Kepler
nach Brahes Beobachtungen, aber nach eigener Theorie, ausgearbeitet wurden. Sie erschienen in lat. Sprache (Ulm 1627).
Rudolfsee oder Basso Narok (d. i. dunkles Wasser), See im äquatorialen Ostafrika, südlich
von Abessinien (zwischen 2° 16' und 4° 17' nördl. Br. und 35° 20' östl. L. von Greenwich), 472 m ü.d.M., ist schmal und lang gestreckt gleich dem
Tanganikasee, mit einem Flächeninhalt von 7900 qkm; in ihm liegt eine Anzahl kahler, steil abfallender Inseln. Im S. umschließen ihn felsige, zum Teil
steilwandige vegetationsarme Ufer; im N. werden diese flach, sandig und schilfig. Der R. liegt in dem sog. Großen Ostafrikanischen Graben, der sich von
Abessinien nach Süden bis zu der Landschaft Uzogo erstreckt. Er erhält von Norden einen bedeutenden Zufluß, den Nianamm, in dem man jetzt den Unterlauf
des in Kaffa entspringenden Omo (Oma) vermutet, so daß dieser nicht mehr wie bisher als der Quellfluß des Jub (s. d.) betrachtet werden
kann. Graf Teleki und Höhnel entdeckten den R. 6. März 1888. – Vgl. Höhnel, Zum R. und Stefaniesee (Wien 1892).
Rudolfsheim, südwestl. Vorort von Wien, seit 1891 zu Wien gehörig, bildet dessen XIV. Bezirk (54341 E.).
Rudolfstadt, auch Bergstadtl, czech. Rudolfov, Markt
in der österr. Bezirkshauptmannschaft
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 5.