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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ruhepunkt - Ruhnken

mit jenen zugleich von den Byzantinern besiegt wurde. Sie werden vielfach mit den ihnen nahe verwandten Skiren und Turcilingern zusammen genannt, deren Nachbarn sie in ihrer pommerschen Heimat gewesen waren.

Ruhepunkt, in der Musik, s. Fermate.

Ruhestand, der Stand eines mit Pension (s. d.) entlassenen Staatsbeamten, Gemeindebeamten oder Geistlichen. In Bayern, Hessen und Braunschweig kann die Versetzung der nichtrichterlichen Beamten wider deren Willen in R. nach Ermessen der Verwaltungsbehörde erfolgen, nach den Gesetzen anderer Staaten nur aus gesetzlichen Gründen, wegen eingetretener Dienstunfähigkeit oder nach Erreichung eines bestimmten Lebens- oder Dienstalters in einem geordneten Verfahren, wie das bezüglich der richterlichen Beamten in ganz Deutschland gilt. Mit dem R. tritt der Beamte nach den meisten Gesetzen aus dem Beamtenverhältnis; in Baden und Braunschweig bleibt auch der Pensionär Beamter und verpflichtet, auf Erfordern in den Dienst wieder einzutreten, wie das in den andern deutschen Staaten bei den zur Disposition (s. d.) gestellten Beamten der Fall ist.

Ruhestörung, die Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung in der Form, daß über den häuslichen Kreis des Thäters oder gewisse Personen hinaus ungebührlicherweise ruhestörender Lärm (durch lautes Singen, Halten eines lärmenden Hundes u. a.) erregt wird. Das Reichsstrafgesetzbuch (§. 360, Nr. 11) setzt darauf Geldstrafe bis zu 150 M. oder Haft. (S. Unfug.)

Ruhestrom, diejenige Betriebsweise einer Telegraphenlinie, bei welcher die letztere dauernd von einem elektrischen Strom durchflossen wird und die telegr. Zeichen durch Änderungen in der Stärke dieses Stroms (Stromunterbrechungen oder Stromverstärkungen) hervorgebracht werden. (S. Telegraphenbetriebsweisen.)

Ruhezeichen, in der Musik, s. Fermate.

Ruhla, Marktflecken im nordwestl. Teil des Thüringer Waldes, an der Ruhlaer Eisenbahn (Linie Wutha-R., 7,3 km), zieht sich in einem sehr engen Thale 4 km weit hin und wird durch das Flüßchen Erbstrom in zwei Teile, einen sachsen-weimarischen (Amtsgericht Eisenach) und einen sachsen-gothaischen (Amtsgericht Thal) geteilt, von denen der erstere (1890) 2228, der letztere 2850 E. zählt. Der als Sommerfrische sehr besuchte Ort hat ein Postamt zweiter Klasse, Telegraph, ein Bad, eine großherzogl. Forstverwaltung; Anfertigung von Tabakspfeifen und Cigarrenspitzen aus Holz, Horn, Porzellan, Bernstein und Meerschaum, Pfeifenköpfen, Pfeifenbeschlägen sowie von Metallwaren (Kinder- und billige Remontoiruhren, Uhrkapseln, Lampenbrenner u. a.), Etuis, Kartonnagen, Pappe, Kunstleder und Knöpfen und Fournierschneiderei. Zu R. wurde um 1750 die Fabrikation des unechten Meerschaums (s. d.) erfunden. Über die Sage vom «Schmied von R.» s. Ludwig Ⅱ., Landgraf von Thüringen. – Vgl. Suck, Führer durch R. und seine Umgebung (Ruhla 1891).

Ruhlaer Eisenbahn, s. Deutsche Eisenbahnen (Bd. 4, S. 1002).

Ruhland, Stadt im Kreis Hoyerswerda des preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, in der Oberlausitz, links an der Schwarzen Elster, an den Linien Frankfurt a. O.-Großenhain, Kohlfurt-Falkenberg-Roßlau und der Nebenlinie R.-Lauchhammerwerk (8,5 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Görlitz), hat 1958 E., darunter 20 Katholiken, Post, Telegraph, Sparkassen, Landwirtschaft, Brauerei, Fabrikation von Cement und Handel mit Rindvieh.

Ruhland, M., Pseudonym der Schriftstellerin Marie Calm (s. d.).

Rühle von Lilienstern, Johann Jakob Otto August, preuß. Generallieutenant und Militärschriftsteller, geb. 10. April 1780 zu Berlin, trat 1795 aus dem Kadettenkorps in die Armee. Nachdem er die von Scharnhorst geleitete Akademie besucht hatte und 1804 dem Generalquartiermeisterstab überwiesen war, machte er 1806 als Generalstabsoffizier im Korps des Fürsten Hohenlohe den Feldzug mit. Nach dem Tilsiter Frieden trat er in Weimar. Dienste und wohnte als Gouverneur des Prinzen Bernhard dem Feldzuge 1809 in Österreich bei. Nachdem er sich 1811‒13 auf sein Gut Laubegast bei Pillnitz zurückgezogen hatte, trat R. v. L. 1813 in Breslau als Freiwilliger in das Lützowsche Freikorps ein, machte aber dann im Blücherschen Hauptquartier den Feldzug mit. Nach der Schlacht von Leipzig wurde er als Oberstlieutenant zum Generalkommissar für die deutsche Landesbewaffnung ernannt und organisierte die Kontingente der Rheinbundsstaaten mit Ausnahme Bayerns und Württembergs. Nach der Rückkehr Napoleons wirkte er 1815 als Chef des Generalstabs in den Rheinprovinzen bei der Organisation der rhein.-westfäl. Landwehren und kehrte nach dem Friedensschluß als Chef der Abteilung für Kriegsgeschichte in den Generalstab zurück. Nachdem er 1820 zum Generalmajor befördert war, wurde er 1822 Chef des Generalstabs. Später war seine militär. Thätigkeit besonders dem Unterrichtswesen zugewendet. 1837 wurde er Direktor der Allgemeinen Kriegsschule und 1814 Generalinspecteur des Militärerziehungs- und Bildungswesens. Er starb 1. Juli 1847 zu Salzburg. R. v. L. begründete 1816 mit Decker das «Militär-Wochenblatt», dessen Leitung er längere Zeit in Händen hatte. Von seinen Schriften sind besonders zu nennen: «Bericht eines Augenzeugen von dem Feldzuge der 1806 unter Fürst Hohenlohe gestandenen Truppen» (anonym, 2. Aufl., Tüb. 1809), «Reise eines Malers mit der Armee 1809» (anonym, 3 Bde., Rudolst. 1810‒11), «Vom Kriege» (Frankf. 1814), «Handbuch für den Offizier» (anonym, 2 Tle., Berl. 1817‒18). Außerdem redigierte er die Zeitschrift «Pallas» (Tüb. 1808‒9 und Weim. 1810) und gab eine vortreffliche «Oro-hydrogr. Karte von Sachsen» (Dresd. 1819) heraus. – Vgl. Generallieutenant R. v. L. (in den «Beiheften zum Militär-Wochenblatt», Berl. 1847).

Ruhmkorffscher Funkeninduktor, s. Induktionsmaschine.

Ruhnken, Dav., Philolog, geb. 2. Jan. 1723 bei Stolp in Hinterpommern, studierte in Wittenberg und Leiden, wurde 1757 Lektor der griech. Sprache in Leiden und erhielt 1761 die Professur der Beredsamkeit, Geschichte und Altertümer, die er bis an seinen Tod, 14. Mai 1798, bekleidete. R. verband mit einer Fülle von Gelehrsamkeit gesundes Urteil und großen Scharfsinn. Seine Latinität ist rein und korrekt, seine Darstellung klar. Unter seinen zahlreichen Schriften sind zu erwähnen: «Epistolae criticae» (2 Tle., Leid. 1749‒51; neue Aufl., Lpz. 1827), die Bearbeitung von Timäus’ «Lexicon vocum Platonicarum» (Leid. 1754; vermehrte Aufl. von Koch, Lpz. 1823‒33), der Homerische «Hymnus in Cererem» (Leid. 1780; neuer Abdruck