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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sahara-Eisenbahn - Saharanpur
strich El-Dschuf oder der Leib der Wüste aus, eine
große Einsenknng mit Steinsalzablagerungen, an
die sich westlich im Lande Adrar die Region Mogwer
anschließt, welche ans 140 in hoben Sanddünen be-
steht, von der nördlich und westlick der Sandboden
der Wüste sich bis weit ins Meer hindehnt.
Das Klima der S. ist dnrch eine ganz außer-
ordentliche Trockenheit ausgezeichnet. Ursacbe hier-
von ist die fast unausgesetzte Herrschaft der Passat-
winde, welche der Atmosphäre jede Feuchtigkeit ent-
ziehen. Tauschende Luftspiegelungen (s. d.) oder
l'lttll moi-AHNH kommen sehr hänsig vor. Während
eigentliche Gewitter zu den größten Scltenbeiten
gehören, wird intensives Wetterleuchten sehr oft,
namentlich am Südrand der S., bcobacktct. über
die Tempcraturverhältnisse lassen sich bei dem Man-
gel von Meteorolog. Stationen nur vereinzelte Ta-
ten angeben. Allgemein charakteristisch ist aber die
große Differenz zwischen Tag- und Nachttemperatur;
sie beträgt mindestens 20° (!. Bei Tag steigt das
Thermometer im Schatten bis zu 20 und 30", in
nicht seltenen Fällen sogar bis zu 45 und 50° (^.,
während es nachts auf -3 bis 9" (^. hcrabsinkt.
Trotz dieser Schwankuugen rühmen die Reisenden
das Klima der S., wohl wegen der Trockenheit der
Luft, als ungcmein gefnnd.
Irrtümlicherweise wird die S. meist als pflanzcn-
los, als ein weites wüstes Sandmcer ausgefaßt, in
welchem nur hier und da eine Oase mit Dattelpalmen
und Gartenban eine Unterbrechung bildet. Sind
auch die Oasen die einzigen kulturfäbigcn Stellen,
so ist doch die Pflanzenleere nnr auf verhältnis-
mäßig geringe Strecken beschrankt. Votan. Rei-
sende, welche stets ans die Pflanzenwelt achteten,
baben aus weiten Zügen durch die S. (Libysche
Wüste) nur als Ausnahmen Tagesritte erlebt, an
denen sie nur einige verdorrte Etlbäume bemerkten,
und in diesen Strichen herrscht Flugsand. Sonst
sind sowohl die felsharten Geröllböden der Serir,
die höhern Geröllzügc der Hammada, als anch
die festen Sandwüstcn der Areg und die Salzwüsten
mit besondern Pstanzenarten bebaftet, ,die nickt
selten, z. V. an den Felshöhen der Arabischen Wüste
östlich vom Nil, mit ihren duftenden Kräutern einen
überraschenden Eindruck gewähren. Die beste Vege-
tation aber findet man in den trocknen Flnßbettcn,
den Nadi, abgesehen von den Oasen; insgesamt sind
es etwa 000 Arten in der westlichen und 700, zum
Teil davon verschiedene Arten in der östlichen S.,
Kameldorn, Artemisien, Tragantsträucher, einige
Akazien u. s. w. Hanstiere sind das Kamel, Pferd,
Zebu, der Esel, das Schaf, die Ziege und der Hund;
von wilden Tieren sind besonders zu nennen Hyä-
nen, Schakale, Geparde (^xn^iwi-uz), Antilopen,
Stranße, Flughühner, Eidechsen, Scblangcn, Skor-
pione. Aus einem See in Fessan, Bahar el-Tud,
werden die Larven einer Fliege und ein kleiner
Krebs aus der Familie der Kieferfüße (^rtiiemilr
Ouäneii ^"e.) massenhaft gcfifcht und unter den:
Namen Fcssanwurm verspeist.
Die Zahl der Wüstenbewohner läßt sich nicht ge-
nau ermitteln. Wagner und Supan (1891), wie
auch Ravenstein schätzen sie aus etwa 2^ Mill.
(0,9 bis 0,2 pro Quadratkilometer). Die Bevölke-
rung besteht inihrerGesamtheit ausVerbern,welckc
sich zum Teil mit Arabern und 'Ägyptern, hauptsäch-
lich aber mit Sudanesen und Negern vermischt haben.
Vom Atlantischen Ocean bis Tuat und Timbuktu
leben die Mauren; im Centrum der S. bis zur Ka-
rawanenstraße Tripolis-Tsadsee die Tuareg (150-
200000); östlich davon in Tibesti und Borkn die
Tibbu, und in der Libyschen Wüste ein Mischvolk
von Berbern und Ägyptern. Außerdem findet man
in den Oasen handeltreibende Juden zahlreich ver-
treten, auch reine Neger oder Abkömmlinge derselben
als eingeschleppte Stlaven.
Der Handelsverkehr zwischen den Mittelmcer-
ländcrn und dem mittlern und westl. Sudan (Wa-
dai, Vornu, Haussastaatcn und Timbuktu) war
früber ein sehr lebhafter gewesen, hat aber einesteils
nach der Unterdrückung des Sklavenhandels, andern-
teils nach Eröffnung der Transportwege, welche
von den westl. und südl. Küstenplätzen ans dem Se-
negal, Niger und Vinue direkt in das Innerste der
Länder südlich der S. führen, bedeutend abgenom-
men. (S. auch Sahara-Elsenbahn.) Immerhin wer-
den jetzt noch und am meisten folgende sechs große
Karawanenstraßen durch die Wüste begangen:
1) Marokko-Adraz (oder Tandeni)-Timbuktu; 2) Al-
gier-Tuat-Timbuktu; 3) Algier-Ghadames-Ghat-
Asben (Air)-Sokoto; 4) Tripolis-Mursuk-Vilma-
Kuka; 5) Benghasi-Kufra-Vorku-Kuka; 6) Kairo-
Selimeb-El-Faschcr. Aus dem Süden bringt man
Elfenbein, Straußeufedern, Goldftaub (nur noch
wenig), Indigo, Erdnüsse. Das Salz der Oase
Vilma ist ein wichtiger Handelsartikel, namentlich
nach den Ländern am Niger. Sklaventransporte
geben nur noch nach Marokko, über die Entdcckungs-
geschichte s. Afrika (Bd. 1, S. 189).
Vgl. Soleillet, ^xpioi-Htion än 8. centi^I (Algier
1874); Largeau, 1.6 3. (Genf 1876); Klunzinger,
Bilder ans Öberägyptcn, der Wüste und dem Noten
Meer (2. Aufl., Stuttg. 1877); Chavanne, Die S.
(Wien 1878); Nachtigal, S. und Sndan (Bd. 1
und 2, Verl. 1879-81; Bd. 3, Lpz. 1889); Zittel,
Die S., ihre Physik, und geolog. Beschaffenheit (Cass.
1884); Lenz, Timbuktu (2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1892);
H. Schirmer, 1.6 8. (Par. 1893).
Sahara-Eisenbahn. Zur Ausführung eines
Projekts für eine Fortfetzung der Algerischen Eisen-
bahn (s. Algerien, Bd. 1, S. 392 a) quer durch die
Sahara in der Richtuug auf Timbuktu hatte die
franz. Regierung 1880 eine Erpedition unter Oberst
Flatters entsendet. Der letztere sowie der größere
Teil des Personals der Expedition wurde jedoch von
den Tuareg ermordet. Neuerdings ist der Plan
einer Turchqucrung der Sahara wieder aufgenom-
men worden. Nach den: Projekt des Franzosen
Nolland soll zu diesem Zweck die bereits bestehende
Linie Philippcville-Biskra über Tugurt im Bett des
Igharghar entlang, Temassinin berührend, bis zur
Oase Amdschid fortgesetzt werden. Die Bahn würde
eine Länge von 1000 km erhalten; Zweigbahnen
sollen nach dem Tsadsce und dem Niger angelegt
werden. Zur Anfertigung der Vorarbeiten für die
Anfangsstrcckcn Viskra-Tugurt (210 Km) und Tu-
gurt-Wargla (170 km) sollte bereits 1892 eine
Gesellschaft gegründet werden. Von der Verwirk-
lichung des Projekts verlautet jedoch in neuerer
Zeit nichts mehr. Die Regierung beabsichtigte auch
die Bahn Meschcria-Ain Sefra über letztern Ort
hinaus zu verlängern, wozu Vorarbeiten 1892 an-
gefertigt wurden. ^Kraniheitssorm.
Saliarageschwür, der Aleppobeule verwandte
Saharanpnr (urfprünglich Schah-Haran-pur),
Hauptstadt des gleichnamigen, den nördlichsten Teil
des Ganges-Dfchamna-Doabs bildenden, meist gut
bewässerten Distrikts in den brit. Nordwcstprovinzen