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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Scherenspinnen; Scherer; Schérer; Scherf; Scherfestigkeit; Scherff

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Scherenspinnen - Scherff

über das Wasser dahinfliegen und den Unterschnabel häufig hineintauchen. Hierher gehört der bis 47 cm lange schwarze Scherenschnabel (Rhynchops nigra L., s. Tafel: Schwimmvögel Ⅳ, Fig. 7).

Scherenspinnen, s. Afterskorpione.

Schérer, Edmond, prot. Theolog, geb. 8. April 1815 in Paris, studierte in England und Straßburg , wurde 1845 Professor der Exegese in Genf, wo er bis 1848 «La Réformation au 19<sup>e</sup> siècle» redigierte. Ursprünglich orthodoxer Calvinist, wandte er sich, einerseits durch Vinet, andererseits durch Hegel und Strauß beeinflußt, freiern Anschauungen zu, die ihn 1849 zum freiwilligen Rücktritt von seinem Amte veranlaßten. Er redigierte zunächst mit Colani die «Straßburger Revue» und schrieb für die «Bibliothèque universelle» in Genf; 1860 siedelte er nach Versailles über und wurde eins der Häupter der liberalen Bewegung in der französischen prot. Kirche. Er wurde Mitarbeiter des «Temps», 1871 zum Mitglied der Nationalversammlung gewählt, 1875 Senator auf Lebenszeit und starb 16. März 1889. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Prolégomènes à la dogmatique de l’Église réformée» (Straßb. 1843), «La critique et la foi» (Par. 1850), «Alexandre Vinet, sa vie, ses écrits» (ebd. 1853), «Lettres à mon curé» (anonym, ebd. 1853; 2. Aufl. 1859), «Mélanges d’histoire religieuse» (ebd. 1864; 2. Aufl. 1865), «Études critiques sur la littérature contemporaine» (4 Tle., ebd. 1863‒74; Neue Folge, 3 Bde., 1876‒83). – Vgl. Gréard, Edmond S. (Par. 1890).

Scherer, Georg, Dichter, geb. 16. März 1828 zu Dennenlohe bei Ansbach, studierte in München Philosophie und Philologie, machte größere Reisen, habilitierte sich 1864 als Docent für Litteratur- und Kunstgeschichte am Polytechnikum zu Stuttgart, ward Professor an der dortigen Kunstschule und lebt seit 1881 wieder in München. Unter seinen Werken sind hervorzuheben außer seinen gemütvollen «Gedichten» (Stuttg. 1864; 4. von P. Thumann illustrierte Aufl. 1894) besonders seine Sammlungen deutscher Volkslieder: «Die schönsten deutschen Volkslieder», mit Bildern und Singweisen (2. Aufl., Lpz. 1868; illustrierte Prachtausgabe, ohne Singweisen, ebd. 1875); «Jungbrunnen» (3. Aufl., Berl. 1875) u. s. w. Die von ihm herausgegebene lyrische Anthologie «Deutscher Dichterwald» erschien in 15. Auflage (Stuttg. 1894). Ferner veröffentlichte S. ein «Illustriertes deutsches Kinderbuch» (Bd. 1, 6. Aufl., Lpz. 1879; Bd. 2, 2. Aufl., ebd. 1877), «Die Wacht am Rhein», Monographie (Berl. 1871) u. a.

Scherer, Wilh., Germanist, geb. 26. April 1841 zu Schönborn in Niederösterreich, studierte 1858 zu Wien und Berlin, wo er sich eng an Müllenhoff anschloß, deutsche und klassische Philosophie sowie Sanskrit, habilitierte sich 1864 zu Wien, wurde 1868 ord. Professor für deutsche Sprache und Litteratur, 1872 in gleicher Eigenschaft nach Straßburg, 1877 nach Berlin berufen, 1884 Mitglied der preuß. Akademie der Wissenschaften; er starb 6. Aug. 1886 in Berlin. S. gehört zu den bahnbrechenden Meistern der deutschen Philologie und hat deren Aufgabe nach allen Seiten erweitert und vertieft. S. begann mit seinem «Jak. Grimm» (Berl. 1865; 2. Aufl. 1885), einer ausgezeichneten Gelehrtenbiographie. Mit Müllenhoff gab er die «Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem 8. bis 12. Jahrh.» (Berl. 1864; 3. Aufl. 1892) heraus und zog die mittelalterliche Theologie und Musik zur Erklärung heran. Sein Buch «Zur Geschichte der deutschen Sprache» (Berl. 1868; 3. Aufl. 1890) hat Lautgesetz und Analogie in der Sprache abzugrenzen versucht, die Chronologie der Lauterscheinungen geprüft, die Phonetik als Hilfsmittel herangezogen. Unter den Eindrücken des Deutsch-Französischen Krieges schrieb S. zusammen mit O. Lorenz seine «Geschichte des Elsasses» (Berl. 1871; 3. Aufl. 1886). Durch seine Arbeiten: «Leben Willirams» (Wien 1866), «Geistliche Poeten der deutschen Kaiserzeit» (2 Hefte, Straßb. 1874 u. 1875), «Geschichte der deutschen Dichtung im 11. und 12. Jahrh.» (ebd. 1875), hat er die geistliche Dichtung der frühmittelhochdeutschen Zeit in ihrer litterarhistor. Bedeutung neu entdeckt. Seine «Deutschen Studien» (Wien 1870‒74; 2. Aufl., Prag 1891) erleuchteten die Anfänge des deutschen Minnesangs. Mit dem Buche über «Die Anfänge des deutschen Prosaromans» (Straßb. 1877) wandte er sich der neuern Litteraturgeschichte zu. In zahlreichen Arbeiten hat er das bis dahin fast unbeachtete deutsche und lat. Drama des 16. Jahrh. in den Mittelpunkt der Forschung gerückt. Vor allem aber hat er die philolog. Methode fruchtbar gemacht für die Goethe-Philologie, zumal für den «Faust» («Aus Goethes Frühzeit», Straßb. 1879; «Aufsätze über Goethe», Berl. 1886). An der Begründung des Goethe-Archivs, den Plänen für die Weimarer Goethe-Ausgabe hat er als philolog. Hauptleiter regsten Anteil gehabt. Eine äußerlich und innerlich unvollendete «Poetik», die allem Ästhetisieren entsagt und rein empirisch und historisch vorgeht, wurde aus seinem Nachlaß von R. M. Meyer herausgegeben (Berl. 1888). Dagegen war ihm vergönnt, sein großes Lebenswerk abzuschließen, die «Geschichte der deutschen Litteratur» (Berl. 1888; 6. Aufl., besorgt von Edw. Schröder, 1890), gleich ausgezeichnet durch weiten histor. Blick, vollständige Beherrschung des Stoffs bis in alle Details hinein und geistvolle, knappe und scharfe Darstellung. S. gab mit ten Brink und Martin die «Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der german. Völker» (Straßb. 1874 fg.), allein die «Deutschen Drucke älterer Zeit in Nachbildungen» (Berl. 1881 fg.) heraus. Einige seiner ältern Reden und Abhandlungen sammelte er selbst in den «Vorträgen und Aufsätzen zur Geschichte des geistigen Lebens in Deutschland und Österreich» (Berl. 1874); seine zahlreichen «Kleinen Schriften» veröffentlichten E. Schmidt und K. Burdach (2 Bde., ebd. 1893). – Vgl. Basch, W. S. et la philologie allemande (Par. 1889).

Scherf (Schärf, Scherflein), in Ober- und Niedersachsen, zuletzt wohl 1777 in Lüneburg geprägte Scheidemünze aus Silber, später auch aus Kupfer, deren zwei einen Pfennig, 24 einen Schilling ausmachten, gleichbedeutend mit Helling (s. d.).

Scherfestigkeit, s. Festigkeit (Bd. 6, S. 703 b).

Scherff, Wilh. von, preuß. General der Infanterie, geb. 6. Febr. 1834 zu Frankfurt a. M., trat aus dem Kadettenkorps als Lieutenant beim preuß. 2. Garderegiment ein, besuchte 1856‒59 die Allgemeine Kriegsschule und war 1860‒66 Adjutant der preuß. Besatzungsbrigade und demnächst der Bundestruppen in Frankfurt a. M. Er machte als Generalstabsoffizier die Feldzüge von 1866 und 1870 mit und wurde nach dem Friedensschluß beim Generalstabe, zuletzt als Abteilungschef verwandt, zugleich wirkte er 1873‒78 als Lehrer der Taktik an der Kriegsakademie. 1878 wurde er zum Commandeur des