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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schlieg - Schliengen
Allgemeine Kriegsschule (Kriegsakademie) und that
1863-65 Dienst beim Topographischen Bureau des
Generalstabs, 1865-66 beim Grohen Generalstab.
1866 wurde er als Rittmeister und Generalstabs-
offizier zum Kavalleriekorps kommandiert, nach dem
Feldzug als Hauptmann in den Generalstab ver-
setzt und zur Botschaft nach Paris, 1868 als Ge-
neralstadsossizier zum 10. Armeekorps kommandiert.
1869-70 war er Rittmeister im Dragonerregiment
Nr. 2. Nachdem er während des Deutsch-Französi-
schen Krieges von 1870 und 1871 dem General-
stab des Großherzogs von Mecklenburg, dann dem
15. Armeekorps und seit 1873 dem des Gardekorps
angehört hatte, wurde er 1876 zum Oberstlieute-
nant und Commandeur des 1. Garde-Ulancnregi-
ments ernannt. 1884 kam er, seit 1881 Oberst, als
Chef der dritten Abteilung in den Großen General-
stab. 1886 wurde er zum Generalmajor, 1888 zum
Generallieutenant und 1889 zum Oberquartier-
meister ernannt. Nach dem Rücktritt des Grafen
Waldersee erfolgte 1891 seine Ernennung zum Chef
des Gencralstabs der Armee, worauf er 1892 zum
Generaladjutanten des Kaisers, 1893 zum General
der Kavallerie befördert wurde.
Schlieg, soviel wie Schlich (s. d.).
Schliemann, Heinrich, durch seine Ausgrabun-
gen in Troja und Griechenland hoch verdient um
die Altertumsforschung, geb. 6. Jan. 1822 in Neu-
Vuckow in Mecklenburg-Schwerin als Sobn eines
Geistlichen, besuchte 1834-36 die Realschule in
Neustrelitz und trat dann in eine kleine Krämer-
handlung in Fürstenberg als Lehrling ein, wo er
über fünf Jahre blieb, bis er durch einen Unfall
arbeitsunfähig wurde. Er ging hierauf nach Ham-
burg, wo er sich als Schiffsjunge an Bord eines
nach Venezuela bestimmten Schiffs anwerben ließ,
das jedoch 12. Dez. 1841 an der Küste der Insel
Terel scheiterte. Völlig mittellos und krank wurde
er in Amsterdam in ein Hospital gebracht und er-
hielt hierauf eine Stelle als Laufbursche im Hand-
lungshause F. C. Quien. Durch eisernen Fleiß und
unter großen Entbehrungen gelang es ihm, sich die
Kenntnis der engl., franz., Holland., span., ital.
und portug. Sprache anzueignen, und nach zwei
Jahren erhielt er eine Stelle als Korrespondent und
Buchhalter der Firma B. H. Schröder <k Comp. in
Amsterdam. Nachdem er noch die russ. Sprache er-
lernt, wurde er von seinen Prinzipalen im Jan.
1846 als Agent nach Petersburg geschickt, wo er
als solcher 11 Jahre lang thätig blieb und sich außer-
dem bereits 1847 als Großhändler in die Gilde
einschreiben ließ. Nachdem er 1856 das Neugrie-
chische erlernt hatte, begann er das Studium des
Altgriechischen und bereiste 1858 - 59 Schweden,
Dänemark, Deutschland, Italien, Ägypten, Syrien
und Griechenland. Durch seine kaufmännische Thä-
tigkeit zu einem großen Vermögen gelangt, zog er
sich Ende 1863 vom Handel zurück, um ganz seinem
LveMngsftudnvm, der griech. Archäologie, zu leben.
Nachdem S. 1864-66 eine Reise um die Welt
gemacht, besuchte er 1868 Korfu und Ithaka, durch-
zog Morea und wandte sich dann nach der Küste
Kleinasiens. Schon von frühester Kindheit an be-
geistert für die Helden Homers, mackte er sich nun
die Erforschung des Schauplatzes ihrer vermeint-
lichen Thaten und der Altertümer aus ihrer Zeit
zur Lebensaufgabe. Auf eigene Kosten erforschte er,
in Begleitung seiner Gattin, einer Griechin, seiner
bestündigen Mitarbeiterin, mit durchschnittlich 150
Arbeitern von 1870 bis 1882 die Baustelle von
Ilion (Hissarlik), wo er die Schichten von sechs
Städten aufdeckte, von denen er die zweitunterste,
in einer furchtbaren Katastrophe untergegangene
(verbrannte), für das Homerische Troja hielt. ^S.
Troja.) Die dort gesammelten reichen archäol.
Schätze bat S. dem Deutschen Reiche geschenkt; sie
sind im Museum für Völkerkunde zu Berlin als be-
sondere Abteilung, die den Namen Schliemann-
Museum trägt, aufgestellt. Noch großartiger war
der Erfolg seiner 1876 veranstalteten Ausgrabun-
gen auf der Akropolis von Mykenä, wo er die ur-
alten Königsgraber, die dem Pausanias als die
Ruhestätten des Agamemnon und seiner Gefährten
gezeigt wurden, aufdeckte. Die in diesen Gräbern
von S. gefundenen Gegenstünde aus reinem Gold
übersteigen 100 Pfd. an Gewicht. Im Herbst 1881
und Frühjahr 1882 grub S. die Schatzkammer in
Orchomenos aus und fand dort eine kunstvoll ver-
zierte Zimmerdecke aus prähistor. Zeit. In den
I. 1884 und 1885 grub S. unter Beihilfe von W.
Dörpfcld Tiryns aus, wo es ihm glückte, den um-
fangreichen vorhistor. Palast der Könige von Tiryns
ans Licht zu bringen. Infolge dieser Entdeckung
wurde ihm von der Königin von England die große
goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft zuer-
kannt. Schon 1869 war S. von der Universität
Rostock zum Doktor der Philosophie, 1883 von der
Universität Oxford zum Doktor des Civilrechts und
vom Hu66n's OoiikFo daselbst zum Ehrenmitglied,
1881 von der Stadt Berlin zum Ehrenbürger er-
nannt worden. 1886 grub S. wiederum in Orcho-
menos und Livadia, im Herbst 1889 begann er unter
Mitwirkung von Dörpfeld von neuem die Ausgra-
bungen von Troja. Auf der Rückkehr von einer
Reise nach Deutschland und Frankreich starb er
26. Dez. 1890 in Neapel.
Seine Reisen und Ausgrabungen hat S. be-
schrieben in "I^H l^Iiins 6t 16 ^apon" (Par. 1866),
"Ithaka, der Peloponnes und Troja" (Lpz. 1869;
französisch Par. 1869), "Trojanische Altertümer"
(deutsch und französisch, mit Atlas, Lpz. 1874),
"Mykenä" (mit Vorwort von W. E. Gladstone,
Lpz. 1878: englisch Lond. und Neuyork 1878; fran-
zösisch Par. 1879), "Ilios" (mit Vorwort von R.
Virchow, Lpz. 1881; englisch Lond. und Neuyork
1881: französisch Par. 1885), "Orchomenos" (Lpz.
1881: englisch im "^oui-nai of Ileiiknic 8wäi63",
1881), "Reise in der Troas" (Lpz. 1881), "Troja"
<mit Vorwort von A. H. Sayce, ebd. 1884; englisch
Lond. und Neuyork 1883), "Tiryns" (mit Vorwort
von F. Adler und Beiträgen von W. Dörpfcld,
Lpz. 1886; englisch Lond. und Neuyork 1886; fran-
zösisch Par. 1886). Nach seinem Tode erschien: "Be-
richt über die Ausgrabungen in Troja 1890. Mit
einem Vorwort von Sophie S. und Beiträgen von
Dr. Wilh. Dörpfeld" (Lpz. 1891), "Selbstbiographie,
hg. von Sophie S." (ebd. 1891). Eine übersichtliche
Darstellung seiner Forschungen lieferte Schuchhardt,
"S.s Ausgrabungen in Troja, Tiryns, Mykenä,
Orchomcnos, Ithaka" (Lpz. 1889; 2. Aufl. 1891).
Schliengen, Marktflecken im Amtsbezirk Müll-
beim des bad. Kreifes Lörrach, 3 km rechts vom
Rhein, am Fuß des Schwarzwaldes und an der
Linie Freiburg i. Br.-Vasel der Bad. Staatsdahnen,
bat (1890) 1102 E., darunter 80 Evangelische, Post,
Telegraph, katb. Kirche; Viehzucht und Weinbau.
Hier erlitt 24. Okt. 1796 der franz. General Moreau
durch Erzherzog Karl eine Niederlage.
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