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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schmuckkoralle - Schnabel

federn. Die Straußfedern sind die Federn des Straußes. Die weißen und hellen Straußfedern werden meistens, wenn sie gereinigt sind, in ihren natürlichen Farben verwendet, die andern werden entweder schwarz gefärbt oder erhalten, nachdem sie durch Bleichen mit Wasserstoffsuperoxyd fast weiß gemacht worden sind, eine bunte Färbung. Die Behandlung, der die Federn, als tierische Produkte, bei diesem Prozesse unterzogen werden, hat viel Ähnliches mit dem Zurichten und Färben von Seide und Wolle. Den Fahnen der Federn wird nach dem äußern Ende zu durch Kräuseln mit einem stumpfen Messer eine lockige Form gegeben und die fertige Feder dann zur Ausschmückung von Hüten und Kleidern verwendet. Phantasiefedern ist der Sammelname für alle übrigen Vogelfedern, sowohl für die von Natur farbenprächtigen als auch für solche einfacherer Art, wie von Tauben, Gänsen u. s. w., denen erst durch Färben ein besseres Aussehen gegeben wird. Sie kommen aus allen Erdteilen, besonders aber aus den Tropen, und werden in der Modeindustrie zu Federstutzen namentlich für Damenhüte zusammengestellt. Die Preise schwanken sehr nach der Moderichtung, so daß z. B. die feinfädigen gebogenen Schwanzfedern des weißen Silberreihers zwischen 1500‒5000 M. für das Kilogramm bezahlt werden.

Die Hauptstapelplätze für rohe S., zugleich aber auch die Hauptfabrikationsorte von S. sind London, Paris, Berlin, Leipzig. In London werden die Einfuhren von Rohfedern versteigert (jährlich 6 Auktionen; 1894 mit einem Umsatz von 400000 engl. Pfd. im Werte von 580000 Pfd. St.). In Deutschland betrug 1890 die Einfuhr an rohen und gefärbten S. 1522 Doppelcentner (9,1 Mill. M. Wert), an zugerichteten 45 Doppelcentner (540000 M. Wert), die Ausfuhr 463 Doppelcentner (1,6 Mill. M.) und 676 Doppelcentner (3,88 Mill. M.). 1894 betrug die Einfuhr in Deutschland 1505 Doppelcentner roher S. (über 6 Mill. M. Wert); die Ausfuhr zugerichteter S. betrug 2,6 Mill. M.). Port-Elizabeth (Kapland) führte 1892 an Straußfedern aus: 257000 Pfd. im Werte von 517000 Pfd. St.

Schmuckkoralle, s. Edelkoralle.

Schmucklilie, Pflanze, s. Agapanthus.

Schmucklori, Papageiengattung, s. Charmosyna.

Schmuckvögel, s. Manakins.

Schmudĭen, deutscher Name von Samogitien (s. d.).

Schmuggelhandel und Schmuggler, s. Schleichhandel.

Schmun, Flecken in Ägypten, s. Aschmuneïn.

Schmutzbänder, s. Gletscher.

Schmutzer, Jak. Matthias, Kupferstecher, Sohn des Kupferstechers Andreas S. (gest. 1740), geb. 5. April 1733 zu Wien, vervollkommnete sich in der Kupferstechkunst seit 1762 in Paris. Nach seiner Rückkehr nach Wien 1766 ward er Hofkupferstecher, 1768 Direktor der neuen Akademie für Zeichnung und Kupferstechkunst und 1771 Oberdirektor aller erbländischen Normalzeichenschulen. Er starb 2. Dez. 1811 zu Wien. Unter der Menge seiner Blätter zeichnen sich besonders die Arbeiten nach Rubens aus, wie Mucius Scävola (1775), Der heil. Ambrosius verwehrt dem Kaiser Theodosius den Zugang zur Kirche (1784), Neptun und Thetis am Meeresstrand sitzend (1790), Silen mit Gefolge (1793). Ebenso ausgezeichnet sind zwei andere große Blätter, eine Jagd von Luchsen auf Steinböcke, nach Ruthart (1804), Adler, die Schlangen und einen Wolf erlegt haben, nach Snyders. In ihnen ist der Reiz malerischer Auffassung mit einer gewissen Großartigkeit vereinigt. Auch mehrere Bildnisse der Kaiserin Maria Theresia, des Fürsten Kaunitz u. a. sind Prachtstücke.

Schmutzflechte oder Borkenflechte (Rhypia, Rupia), chronische Hautkrankheit, bei der die Haut mit dicken, festen, rot- oder schmutzigbraunen Borken und Krusten bedeckt ist, tritt am häufigsten im Verlaufe der konstitutionellen Syphilis (s. d.) oder anderer kachektischer Krankheiten auf. Behandlung: Abweichen der Borken mit Öl, Betupfen der unterliegenden Geschwüre mit Höllenstein, entsprechende Behandlung des Grundleidens.

Schmutzwolle, s. Schaf (S. 371 a).

Schn., hinter lat. naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Johann Gottlob Schneider (s. d.).

Schnaase, Karl, Kunstgelehrter, geb. 7. Sept. 1798 zu Danzig, studierte seit 1816 die Rechte und hörte zu Heidelberg Hegel, dem er nach Berlin folgte. 1826 wurde er Assessor in Königsberg, 1829 Rat bei dem Oberlandesgericht zu Marienwerder, dann Prokurator an dem Landgericht zu Düsseldorf. 1848 ging S. als Obertribunalsrat nach Berlin, welche Stelle er 1857 niederlegte. 1867 siedelte er nach Wiesbaden über und starb dort 20. Mai 1875. S. trat zuerst als Kunstschriftsteller hervor mit seinen «Niederländ. Briefen» (Stuttg. 1834), in denen sich ein gründliches Studium der Kunst mit histor. Sinne und philos. Anschauung vereinigt. 1840 erschien die treffliche Einleitung zu Schwanthalers «Kreuzzug Friedrichs des Rotbarts» (Düsseld. 1840). Dann folgte sein Hauptwerk: «Geschichte der bildenden Künste» (7 Bde., Düsseld. 1843‒64; 2. Aufl., unter Mitwirkung von Lützow, Friedrichs, Lübke, Woltmann und Dobbert, 8 Bde., 1865‒79), in der er sich hauptsächlich die kulturhistor. Begründung der verschiedenen Stile zur Aufgabe gestellt hat und zuerst in umfassender Weise den geistigen Zusammenhang und die Fortentwicklung des Kunstlebens aller Zeiten darstellte. Somit wurde S. einer der vornehmsten Begründer der modernen deutschen Kunstwissenschaft. – Vgl. Lübke, Karl S. (Stuttg. 1879).

Schnabel. Bei einer Anzahl von Wirbeltieren sind die Zähne verschwunden und sind die Kiefern mit einer aus verhornter Oberhaut bestehenden Scheide überzogen und stellen so den S. dar. Unter den Säugetieren besitzen einen derartigen S. das Schnabeltier (s. d.) und der Ameisenigel (s. d.), unter den lebenden Reptilien die Schildkröten und unter den ausgestorbenen die eine Gruppe der Flugechsen, die Rhamphorhynchen. Am charakteristischsten indessen ist der S. für die Klasse der Vögel. Eine Folge der eigenartigen Bewegung dieser Tiere, des Fluges, ist es, daß ihre peripherischen Teile möglichst entlastet sind, daher auch der Kopf. An Stelle des schweren Gebisses ist der leichte S. getreten, der die Nahrung faßt und, wenn überhaupt, so doch nur grob zerkleinert, so daß schwere Beißmuskeln und gleichfalls ins Gewicht fallende knöcherne Ursprungsstellen derselben, Leisten, Höcker u. s. w. an den Schädelknochen sich nicht zu entwickeln brauchten. Gewisse fossile Vögel aus der Kreide (s. Ichthyornithen) besaßen ebenso wie der Archäopteryx (s. d.) Zähne. Zahnartige, aber dem Hornüberzug des S. angehörige Bildungen finden sich bei einer Reihe lebender Vögel in der Jugend (Papageien) oder als quergestellte Blätter (Lamellen) bei den danach als Lamellirostren bezeichneten Enten, Gänsen, Schwänen, bei denen der S. einen Seih-^[folgende Seite]