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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schnarrheuschrecken - Schneckenburger
Schnarrheufchrecken, s. Feldheuschrccken; ta-
tarische S., s. Wanderheuschrecke.
Schnarrposten, im Vorpostendienst ein ein-
facher Posten, der hinter der eigentlichen Posten-
kette zuVeobachtungs- oder sonstigen Zwecken steht.
Schnarrwerk, anch Rohr- oder Zungen-
werk, bei alten Orgelwerken das Rückpositiv, so-
fern es nur Zungenregister enthielt. Dann beißt
S. auch ein Zungenregister, in der Konstruktion
von Labialregistern sehr verschieden. Der Ton selbst
wird im Mundstück erzeugt und erhält durch eine in
diesem angebrachte Zunge von Messing sein specifi-
sches Klanggepräge. Mundstück und Zunge befinden
sich nn sog. Stiefel. Die eigentlichen Pfeifen der
Zungenregister tragen zum specifischen Klänge nichts
bei, sondern dienen nur als Auffätze und Schall-
becher, die den Zweck haben, den Ton voller klingen
zu lassen. Sobald der Wind unten in den Stiefel
eindringt, wird die Zunge in eine zitternde Be-
wegung gesetzt, so daß ein eigentümlich schnarren-
der Ton entsteht. Es giebt auffchlagende und durch-
schlagende Zungen. Auf der Zunge im Stiefel be-
findet sich ein stark gebogener Drabt, Krücke genannt;
durch diesen kann der vibrierende Teil der Zunge ver-
längert oder verkürzt werden, die Pfeife wird durch
die Krücke gestimmt. Ein selbständiges S. mit Hand-
bälgen war das alte, schon im 16. Jahrh, allbekannte
Regal is. d.), gewöhnlicb als Portativ (s. d.) gebaut,
so daß seine einzelnen Teile ineinander gelegt und
das Instrument wie eine Bibel (f. Vibelregal) leicht
transportiert werden konnte. Dieses S. ist der Vor-
läufer des Harmoniums.
Schnärz, f. Wachtelkönig.
Schnaumast, der hinter den Untermasten be-
festigte Baum, woran das vordere Liek (s. d.) der
Gaffelfegel fest ist. Eine Schnau nennt man zu-
weilen eine Brigg, für deren Großsegel ein E.
vorhanden ist.
Schnebelm, ein von den Franzosen Gebrüder
Schncbelin erfuudener Sprengstoff, der hauptfäch-
lich aus chlorsaurem Kalium besteht.
Schnecke, soviel wie Schraubenrad (s. Zahn-
rüder), auch ein Bestandteil der Spindeluhren
(s. Uhren); an Säulen soviel wie Volute (s. d. und
Säulenordnung); bei Streichinstrumenten der oberste
Teil des Halses; auch ein Teil des Gehörorgans
(s. Gehör, Bd. 7, S. 689d). - Transport-
schnecke, s. Transportapparate.
Schnecken ((^ociiieae) oder Vauchfüßer
f l^Lti-opoäii), die größte, über 30000 lebende
Arten umfassende Klasse der Weichtiere (s. d.) mit
einem leidlich deutlichen, meist durch zwei oder vier
Fühler und zwei kleine Augen gekennzeichneten
Kopf (daher auch ^opimioplioi-a genannt zum Un-
terschied von den Muscheln), mit einem unpaaren,
an der Bauchseite gelegenen Bewegungsorgan, der
durch eine kräftige Muskelverstärkung gebildeten
Kriech- oder Gleitsohle (Fuß), mit einem fast immer
aus der Mittellinie auf die eine, meist rechte Seite
asymmetrisch herausgerückten After und auf der-
selben Seite gelagerten afymmctrifchcn Geschlechts-
und Vegattungswerkzeugen. In den meisten Fällen
bildet der Mantel ein rechts gewundenes Haus,
dessen Aufwindung man fo beurteilt, daß man von
dem Wirbel oder der Spitze ausgeht und fchließlich
bei der Mündung anlangt. In voller Entwicklung
umhüllt das Gehäuse den Eingeweidefack und ver-
mag vermittelst eines an der mittlern Achse oder
Spindel angebrachten Muskels auch den übrigen
Körper aufzunehmen, indem der Raum der auf der
Afterseite unter dem Mantel gelegenen Atemhö'ble
durch Ausstoßen von Luft oder Wasser sich vermin-
dert. Das Hervorstrecken des eingestülpten Körpers
gesckiedt dann durch Blutdruck. In vielen Fällen,
namentlich bei Hinterkiemern und Lungenschnecken,
verkümmert die Schale, bis sie nur noch eine unter
dem Mantelschild gelegene Kaltplatte darstellt, oder
lbei den Wegschnecken) in eine krümelige Masse zer-
fällt, oder endlich ganz schwindet. So entstehen die
Nacktschnecken (s. d.). Die Haut der S. ist be-
sonders drüsenreich und schleimig. Eine besondere
in der MantelhMe gelegene Drüse haben die Pur-
purschnecken (s.d.). Die E. atmen entweder durch
eine Lunge oder durch Kiemen. Danach teilt man
sie in die drei Ordnungen der Lungenschnecken
(s. d.), der Vorderkiemer (s. d.), bei denen die
Kieme vor, und der Hinterkiemer (s. d.), bei
denen dieselbe hinter dem Herzen liegt. Dazu kom-
men noch zwei pelagisch lebende Ordnungen, deren
eine, die Flossenfüßer (s. d.), in ihrer Organi-
sation zu den Hintcrkiemern gehört, während die der
Kielfüßcr (f. Hetcropoden) sich an die Vorder-
kiemer anschließt. Zur Unterscheidung der Gattun-
gen, namentlich solcher, die bei ganz verschiedener
innerer Bildung ein sehr a'lmliches Gehäuse besitzen,
benutzt man die an Zahl (bis 20000 und mebr) und
Form sebr verschiedenen Zähnchen der Neibplatte
oder Nadula, die sog. Zunge. Einige wenige E.
leben parasitisch. (S. I^ntnooucn^ inii-^diliZ.)
Schneckenbohrer, s. Bohrer (Bd. 3, S. 238 a).
Schneckenburger, Matthias, prot. Theolog,
geb. 17. Jan. 1804 in Thalheim bei Tuttlingcn
(Württemberg), studierte in Tübingen und Berlin,
wurde 1827 Repetent in Tübingen, 1831 Hilfs-
predigcr in Hcrrenberg und 1834 ord. Professor zu
Bern, wo er 13. Juni 1848 starb. S. hat sich be-
sonders auf dem Gebiet der Symbolik einen Namen
erworben. Er fchricb: "Nber das Evangelium der
Ägypter" (Bern 1834), "Über den Zweck der Apostel-
geschichte" (ebd. 1841), "Iwplei'i cin-igtolo^ia cnm
appknäico" (ebd. 1846), "Zur kirchlichen Christo-
logie" (Pforzheim 1848), "Vergleichende Darstel-
lung des lutb. und reform. Lehrbegriffs" (hg. von
Güder, 2 Bde., Stuttg. 1855), "Vorlesungen über
neutestamcntlicke Zeitgeschichte" (hg. von Löhlein,
Frankf. a. M. 1862), "Vorlefungen über die Lehr-
begriffe der kleiueru prot. Kirchcnparteien" (hg. von
Hundcshagen, Frankf. 1863).
Schneckenburger, Max, Dichter der "Wacht
am Rhein", Bruder des vorigen, geb. 17. Febr.
1819 zu Thalheim bei Tuttliugen, war bis 1839
Gebilfe in einem Droguengefchüft in Bern und
wurde 1841 Teilhaber an einer neu gegründeten
Eisengießerei in Burgdorf bei Bern, wo er 3. Mai
1849 starb. Seine Leiche wurde 1886 in feinem
Hcimatsorte beerdigt; in Tuttlingcn wurde ihm
1892 ein Denkmal (Vronzcfigur der Germania nach
Iahns Modell) errichtet. Die Entstehung des Lie-
des fällt in das Frühjahr 1840, als Thiers einen
europ. Krieg zu provozieren fuchte, der den Fran-
zosen die Rhcingrcnze wieder verschaffen follte.
Das Lied erlangte erst im Sommer 1870 beim Be-
ginn des Deutsch-Französischen Krieges durch die
Komposition von Karl Wilhelm seine Bedeutung.
Nach dem Frieden erhielten, gleich dem Kompo-
nisten, auch die Hinterlassenen des Dichters (Witwe
und zwei Söhne) vom Reichskanzleramt eine Na-
tionaldotation von jährlich 1000 Thlrn. zugesichert.