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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schwarzenberg (Adam, Graf zu) - Schwarzenberg (Joh., Freiherr zu)
Krumau in Böhmen. Von Kaiser Karl VI. wurde
er 1732 auf der Jagd aus Versehen erschossen. Kaiser
Franz I. erstreckte 1746 den Reichsfürstenstand auf
alle Mitglieder des Hauses. Durch die Rheinbunds-
akte wurden Schwarzenberg und die Landgrafschaft
Kleggaumediatisiert, welch letztere Fürst Iosepb 1812
an Baden verkaufte. 1703 stiftete Fürst Ferdinand
zu Eckwarzenberg zwei Majorate. Zu dem erstern
Majorat gehören die Standesberrschaft Schwarzcn-
berg (bestehend aus der Grafschaft Schwarzenderg
und der Reichsherrfchaft Seinsheim) unter bavr.
Oberhoheit; ferner in Österreich außer dem Herzog-
tum Krumau (mit Goldenkron und St. Clara) zahl-
reiche andere Besitzungen, besonders in Vöbmen und
Steiermark. Standesherr ist Fürst Adolf Ioier
von S., geb. 18. März 1832, erbliches Mitglied des
Herrenhauses des österr. Reichsrats. Seine Oheime
waren der Prinz Felix zu S. (s. d.) und Prinz Fried-
rich z u S. (geb. 6. April 1809, gest. 27. März 1885),
der 1835 Fürst-Erzbischof von Salzburg, 1812 Kar-
dinalpriester und 1849 Fürst-Erzbischof von Prag
wurde, Mitglied des österr. Herrenhauses war und
sich als eifriger Vertreter der kirchlichen Interessen
und großer Wohlthäter der Armen bekannt machte.
Das zweite Majorat wurde von dem Fürsten
Joseph zu S. 1802 auf die Herrfchaft Worlik in
Böhmen übertragen und an seinen Bruder, den
Feldmarschall Karl Philipp, Fürsten von S. (s. d.), ab-
getreten. Der jetzige Majoratsherr ist Fürst Karl
von S., geb. 5. Juli 1824, erbliches Mitglied des
Herrenhauses des österr. Neichsrats und 1880 erster
Präsident des böhm. Landcskulturrats. - Vgl. Ber-
ger, Fürstenhaus E. (in der "Österr. Revue", 1866);
Die Archive des fürstl. Hauses S. ä. L. Veitrüge zur
Geschichte und Statistik desselben (Wien 1873)' Mö-
rath, Die rhcin. Schwarzenbcrgc (in der "Ieiisckrift
des Vergifchen Geschichtsvereins", Bd. 12 u. 16).
Schwarzenberg, Adam, Graf zu, Berater des
Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg, geb.
1583, schloß sich als jülichscher Landstand nach dem
Tode des letzten Herzogs von Iülich und Cleve,
Johann Wilhelm (gest. 1609), dem Hause Branden-
burg an und wirkte im jülich-cleveschen Erbfolge-
streite so eifrig für die brandenb. Anfprücke, daß er
von Kaifer Rudolf II. in die Reichsackt erklärt wurde.
1610 trat er in die Dienste des Kurfürsten Iodann
Sigismund und wurde 1613 dem die Lande als Statt-
halter verwaltenden brandenb. Kurprinzen Georg
Wilhelm beigegeben. Als dieser 1619 Kurfürst wurde,
behielt S. auf ihn einen beherrschenden Einfluß. Auf
seinen Rat schloß sich der Kurfürst 1627 enger an den
Kaiser an' auch war S. als Katholik ein Gegner des
Bündnisses mit den Schweden und suckte den Kur-
fürsten mit eigennützigen Absichten so lange als
möglich vom Anschlüsse an die prot. Union abzuhal-
ten. Den Beitritt Brandenburgs zum Prager Frie-
den (1635) hat er eifrig gefördert und dadurch die
entsetzlichsten Drangsale durch die schwed. Kriegs-
danden über das Land gebracht; aber der Kurfürst
wurde doch nicht allein durch ihn, sondern auch durch
die Hoffnung auf die Erwerbung Pommerns und
durch die Furcht, der Kaiser werde sonst die Ansprücke
Sachsens auf Iülich auerkennen, zum Frieden de-
wogen. Während der Kurfürst sich 1638 nach Preußen
zurückzog, ließ er E. mit den größten Befugnissen
als Statthalter in den Marken sckalten. Georg
Wilhelms Nachfolger, der Große Kurfürst, fchränkte
S.s Macht stark ein, doch starb dieser vor dem unver-
meidlichen Koi?M)4. März 1641 zu Spandau. -
Vgl. Cosmar, Veitrüge zur Untersuchung der gegen
den kurbrandenb. Geheimrat Grafen Adam von S.
erhobenen Beschuldigungen (Berl. 1828) und den
Artikel S. von Meinardus in der "Allgemeinen
Deutscken Biographie", Bd. 33 (Lpz. 1891).
Schwarzenberg, Felir Ludw. Joh. Friedr.,
Fürst zu, österr. Staatsmann, geb. 2. Okt. 1800 in
Krumau (Böhmen), trat 1818 in ein Kürassierregi-
ment ein, avancierte dis zum Rittmeister und ging
1824 als Gesandtschaftsattachs nach Petersburg.
Zwei Jahre später wurde er nach London geschickt
und schloß sich dort 1827 der außerordentlichen
Mission nach Brasilien an. Nach seiner Rückkehr
nack Europa war er bei verschiedenen österr. Ge-
sandtschaften, namentlich in Paris und Berlin thätig
und wurde 1838 zum Gesandten bei den Höfen von
Turin und Parma, 1844 zum Gesandten in Neapel
ernannt. Als bei einem Volksauflaufe 25. März
1848 sein Palast insultiert ward, verließ er Neapel
und übernabm als Generalmajor eine Brigade
unter Nugent in Oberitalien, zeichnete sich in den
Scklackten bei Curtatone und Goito aus und ward
noch vor dem Entscheidungskampfe bei Custozza
zum Feldmarschalllieutenant ernannt. Nach Be-
wältigung des Wiener Oktoberaufstandes von 1848
ward S. 1. Nov. an die Spitze des neuen Mini-
steriums berufen und nahm sogleich den Kampf
gegen den in Frankfurt projektierten deutschen Bun-
desstaat und gegen die preuß.-deutsche Union auf.
Das Bündnis mit Rußlaud zur Unterdrückung des
ungar. Aufstandes, die Umgestaltung Österreichs in
einen Einheitsstaat, die Herstellung des österr. Ein-
flusses bei den deutschen Mittelstaaten, die Wieder-
derusung des Bundestags, die Bregenzer Alliance,
die Exekution in Hessen und Holstein und die Nöti-
gung Preußens, alle seine Positionen aufzugeben,
das waren die bezeichnenden Momente seiner Po-
litik. (S. Österreichisch-Ungarische Monarchie,
Bd. 12, S. 732a, und Deutschland und Deutsches
Reick, Bd. 5, S. 190a.) Doch gelang es ihm nicht,
auf den Dresdener Konferenzen eine Umgestaltung
der Deutschen Bundesakte im österr. Interesse und
den Eintritt von Gesamtösterreich ("70-Millionen-
Reich") in den Bund durchzusetzen. Dagegen ver-
folgte er mit Gefchick den Plan einer nähern Zoll-
verbindung Österreichs mit Deutschland. Die Schritte
gegen Preußen in dieser Angelegenheit, wie die Be-
rufung der Wiener Zollkonferenz waren seine letzten
Erfolge. Er starb 5. April 1852 in Wien. - Vgl.
Verger, Leben des Fürsten Felix zu S. (Lpz. 1853:
neue Ausg., Wien 1881) und den Artikel S. von
Zeihberg in der "Allgemeinen DeutschenBiographie",
Bd. 33 (Lpz. 1891).'
Echwarzenberg, Joh., Freiherr zu, Humanist,
geb. 25. Dez. 1463, ging mit Friedrich dem Weisen
von Sachsen ins Heilige Land, wohnte den Heeres-
zügen Maximilians I. dei und wurde 1501 Landhof-
meister der Bischöfe von Vamberg. Am bekanntesten
bat er sich gemacht als Verfasser der "Vambergischen
Halsgcrichtsordnung" (s. d.). Seine sonstige schrift-
stellemcke Tbätigkcit war besonders der Verbreitung
der Sittlichkeit (z. B. sein "Memorial der Tugend")
und der klassischen Schätze des Altertums unter das
Volk gewidmet, wie seine volkstümliche Übersetzung
von Ciceros "De olticii3". Er war Mitglied des
unter Karl V. eingesetzten Reichsregimcnts, trug
aber seit 1522 besonders als Rat Kasimirs und
Georgs von Brandenburg zur Durchführung der
Reformation in deren Landen bei. Auch in feiner