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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Schweden

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Schweden (Forstwirtschaft und Jagd. Bergbau und Industrie)

denen 1131 von Pächtern bestellt wurden. Die Zahl der Kätnerstellen mit Landbesitz betrug 167073. Der Wert des sämtlichen Landbesitzes betrug 1889: 2159 Mill. Kronen, der alles übrigen versteuerten liegenden Besitzes 1352 Mill. Kronen, wozu die steuerfreien Besitzungen des Staates, der Kommunen, Stiftungen u. s. w. mit 352 Mill. Kronen kommen.

Forstwirtschaft und Jagd. Neben dem Ackerbau und der Viehzucht bildet die Waldnutzung eine Hauptquelle des Nationaleinkommens, da mindestens 18 Mill. ha der Bodenfläche mit Wald bedeckt ist. Am Ostabhange des Hochgebirges folgt der arktischen Fjeldflora Norwegens ein reicheres Waldland, welches nördlich von 61° nördl. Br. zwischen den Nadelhölzern nur die Birke als Laubbaum besitzt, dessen Borke den Lappen zu mannigfachem Gebrauche dient, während südlich Eichenwälder und dann endlich Buchenwälder mit Erlen die reichsten Landesteile schmücken. Aber zahlreiche arktische Pflanzen (wie Linnaea borealis und Viola biflora) besiedeln auch hier die moosigen Gründe. Einen interessanten Markstein für die nach Norden abnehmende Kulturfähigkeit bis zur Grenze des Feldbaues liefert die Dauer der Eisbedeckung auf den zahlreichen Binnenseen, welche von 90 Tagen im Süden (56° nördl. Br.) bis auf 230 Tage am Enaresee steigt. An den Holzreichtum sind bedeutende Gewerbe geknüpft, wie Fällen und Flößen der Bäume, Kohlenbrennerei, Teerbereitung und Schiffbau. Da zur Ausfuhr, der bedeutendsten der Welt, der noch bei weitem größere innere Verbrauch hinzukommt, welcher besonders veranlaßt wird durch die (mit Ausnahme der größern Städte) übliche Bauart von Holz, durch die Einfriedigung der Ländereien in mehrern Provinzen mit auseinander gelegtem gespaltenem Holz, das nach wenigen Jahren verfault ist, durch die vielen Berg- und Hüttenwerke, durch den Holzverbrauch bei der Heizung, so kommt es, daß die Wälder jährlich wenigstens 31500000 cbm hergeben müssen und bereits in manchen Gegenden schon Holzmangel eingetreten ist. Die Kronforsten stehen unter einer Forstverwaltung; das ganze Land zerfällt in 9 Distrikte und 84 Reviere. In einem Forstinstitut und acht Forstschulen werden die Forstbeamten ausgebildet. Die Jagd war früher weit wichtiger, weil die Menge des Wildes sehr abgenommen hat. Doch liefern die waldreichen Gegenden in Norrland noch viel Hasen, Auer-, Birk-, Hasel- und Schneehühner; Vögel kommen überhaupt etwa 289 Arten vor. Hirsche, Rehe sowie Elentiere finden sich selten; das Renntier trifft man in S. nicht wild, sondern es wird von den Lappen als Haustier gezogen. An den Küsten werden Seevögel und Robben gejagt. Die Pelztiere, Bären, Wölfe, Füchse, Luchse, Marder, Hermeline u. s. w., sind bedeutend in Abnahme begriffen. Wichtiger als die Jagd ist die Fischerei, welche für die Küstenbewohner am Kattegat und Skagerrak ein Hauptgewerbe bildet und sich auf Dorsche, Schellfische, Makrelen, Hummer, Krabben und Austern richtet. Die Fischerei in den Flüssen und Landseen liefert außer andern Fischen namentlich verschiedene Lachs- und Forellenarten. Die Ostseefischerei deckt indes keineswegs den Bedarf und es werden große Massen besonders aus Norwegen eingeführt. In neuester Zeit scheint der früher blühende Heringsfang sich wieder zu heben. Von Reptilien finden sich drei Eidechsen, die Haselotter und Ringelnatter nur in den südl. Provinzen. Die Amphibienfauna des Südteils ist dieselbe wie die Norddeutschlands. Der Feuersalamander kommt nicht mehr vor. Zu norddeutschen Insekten gesellen sich einige alpin-boreale Elemente, z. B. fliegt der Apolloschmetterling in der Ebene.

Bergbau und Industrie. Einer der wichtigsten Erwerbszweige ist auch der Bergbau, der vorzugsweise auf Eisen, weniger auf Kupfer, Silber und andere Mineralprodukte betrieben wird. Die ergiebigsten Bergwerke liegen im Norden und in dem Gürtel, welcher im Süden von den Seen Wenern, Wettern, Hjelmaren und Mälaren, im Norden durch die Ljusne-Elfen begrenzt wird, und hier besonders in den Län Kopparberg, Örebro, Wärmland, Westmanland und Upsala. In S. wurden 1893 aus 341 Gruben gegen 1460 Mill. kg Eisenerz gefördert, das durch Betrieb von 152 Hochöfen 447 Mill. kg Roheisen und 6,1 Mill. kg Gußgüter lieferte. Die Erzvorräte in Lappland werden seit Eröffnung der Eisenbahn intensiver bearbeitet und die Ausfuhr von Gellivara (s. d.) nach England ist bedeutend. Das schwed. Eisen gehört zu dem besten, und berühmt sind besonders die Gruben von Dannemora. Da jedoch die Holzkohlen, bisher das einzige Brennmaterial bei der Fabrikation, in hohem Preise stehen, kann S. in dieser Hinsicht namentlich mit England nicht konkurrieren. In Schonen hat man zwar schon längst bei Höganäs unweit Helsingborg ein Steinkohlenbergwerk bearbeitet, aber die Kohlen gehören größtenteils einer jüngern Formation an und brennen nicht gut. Die ganze Steinkohlenproduktion betrug 1893: 200 Mill. kg. Auch die vorhandenen Torfmoore hat man erst auszubeuten begonnen. Eisen ist, mit Ausnahme Schonens, über das ganze Land verbreitet. 1893 wurden gegen 500000 kg Reinkupfer gewonnen. Auch Silber gewinnt man, wenn auch nicht mehr in solcher Menge wie früher. 1893 betrug die Ausbeute an Silber nur noch 4465 kg. Außerdem lieferte der Bergbau 93 kg Gold, 472000 kg Blei, 46623000 kg Zinkerz, 75000 kg Schwefel u. s. w. Die Zahl der beim Bergbau beschäftigten Arbeiter betrug 25811. - Die eigentliche Industrie befriedigt zwar noch immer nicht den einheimischen Bedarf, hat aber doch seit 1830 einen kräftigern Aufschwung genommen. Nach den Untersuchungen des Arbeiterversicherungskomitees 1885 beträgt die Zahl der in der eigentlichen Industrie beschäftigten Arbeiter, abgesehen von der Bergwerks- und Erzveredelungsindustrie, über 123000 und (1890) mindestens 135000. Die offizielle Industriestatistik, welche, neuerdings erweitert, jedoch unter anderm nicht die Sägemühlenindustrie umfaßt, giebt für 1892 nur 114852 Fabrikarbeiter an. Der Wert der Produktion betrug 1870 etwa 92, 1888 mehr als 209, 1892: 331 Mill. Kronen. Die Zahl der Fabriken war 1830: 1857, 1888: 3159, 1892: 4471; von den 114852 Arbeitern waren 27564 weibliche und 15059 unter 18 Jahren. 1885 beschäftigten der Abholzungs- und Sägemühlenbetrieb 18088 Arbeiter, die Bauindustrie 17027, die Maschinenindustrie 16998, die Nährmittelindustrie 15151, die Textilindustrie 15078, Stein-, Thon- und Glasindustrie 12136, die chem.-technische Industrie 8855, die Papierindustrie 5135 und die übrigen Industriezweige zusammen 14281. Von allen Arbeitern waren 72,8 Proz. in Betrieben mit weniger als zehn Arbeitern angestellt, 18,5 Proz. in solchen mit 10-49 Arbeitern, 6,9 Proz. in Betrieben mit 50-199 Arbeitern, 1,8 Proz. in Betrieben mit 200 Arbeitern und darüber. Nach der