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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Selmecz-és Béla bánya - Semasiologie
Selmecz-ss Bsla banya (spr. schellmetz ebsch
behla bahnja), ungar. Name von Schemnitz (s. d.).
Selneecer^ Nik., eigentlich Schelle necker, lutb.
Theolog und geistlicher Liederdichter, geb. 6. Dez.
1530 zu Hersbruck bei Nürnberg, wurde 1557 Hof-
prediger in Dresden, lebte von 1568 an meist in
Leipzig als Professor und Superintendent und starb
daselbst 24. Mai 1592. Seine geistlichen Lieder
(hg. von Thiele, Halle 1855) gehören Zu den besten
des Jahrhunderts.
Selo (russ., spr. ßelö), eigentlich Ansiedelung, ein
Dorf mitKirche, zum Unterschied von Derewnja (s. d.).
Selters. 1) Dorf im Unterwesterwaldkreis des
preuß. Neg.-Bez. Niesbaden, an der Sayn, im
Westerwald, an der Nebenlinie Limburg-Alten-
kirchen-Au der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht Neuwieo), Kataster- und
Untersteueramtes, hat (1890) 1040 E., Post, Tele-
graph, evang. und kath. Kirche, Agentnr der Nas-
sauischen Landesbank, Darlehns-, Vorschußvercin;
Fabrikation von Mineralfarben, Blaudruck und
Steinplatten. - 2) S., Dorf im Kreis Limburg
a. d. Lahn, s. Niederselters.
Selterser Wasser, Selterswasser, fälsch-
lich auch Selzerwasscr genannt (s. Selzerbruu-
ncn), hat seinen Namen von dem Dorfe Niedcr-
selters (s. d.), wo diefes Mineralwasser aus vier
in einen Brunnen gefaßten Quellen emporsteigt,
welche in der Stunde 150 cdiu -- 150000 1 Wasser
liefern. Wegen feines großen Gehaltes an freier
Kohlensäure (1184 ccm in 11), Kochsalz und kohlen-
saurem Natron wird das S. W. zu den beliebtesten
alkalisch-salinischen Säuerlingen gerechnet und zur
Trinkkur bei chronischen Krankheiten der Schleim-
häute der Nespirationsorgane, des Magens und
Darmkanals, der Gallenwege und der Blase, da-
neben aucb vielfach als erfrischendes Getränt ange-
wendet. Diese berühmte Quelle, von welcher jetzt
jährlich gegen 4 Mill. Kruge versendet werden,
wurde in der ersten Hälfte des 16. Iabrb. entdeckt,
im Dreißigjährigen Kriege wieder verschüttet und
nach ihrer erneuerten Auffindung so wenig geachtet,
daß sie noch in der Mitte des 18. Jahrh, für eine
geringe Summe verpachtet war. Von 1803 bis
1866 gehorte die Quelle dem herzogl. nassauischen
Kammergnte, jetzt aber dem vreuß. Fiskus. Unweit
Nicderselters liegt das Dorf Oberfelters, wo sich eine
ähnliche Quelle befindet, die in neuerer Zeit von
einer Privatgescllfchaft gefaßt worden ist und zum
Versenden verwandt wird. ^neralwasser.
Über das künstliche Selterswasser s. Mi-
Selve, slaw. silda, Insel im Quarnero, zu der
österr. Vezirkshauptmannschaft und dem Gerichts-
bezirk Zara gehörig, südlich von Lussin, ist von
Ulbo im O. durch den Kanal von ^. gesckicdcn.
Der in der Mitte an ihrer schmalsten Stelle ge-
legene Hauptort S. hat einen guten Hafen und
(1890) 1120, als Gemeinde 4150 E., welcke auch
die benachbarten Infeln Ulbo (flaw. Olid) mit
1371 E., Prcmuda mit 491E., Isto (I3t) mit 391 E.,
Melada (^loilU) mit 466 E. umfaßt.
Selvretta, Alpengruppe, f. Silvretta.
Selz, Hauptstadt des Kantons S. (10452 E.) im
Kreis Weißenburg des Bezirks Untcrclsaß, am Ein-
fluß der Sauer und des Selzbachs in den Rhein,
über den bei S. eine Schiffbrücke führt, an der Linie
Straßburg-Lauterburg und der Nebenlinie ^.-Merz-
weiler (34,8 km) der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, Sitz
eines Steueramtes, hat (1890) 1666 E., darunter
68 Evangelische, Post, Telegraph, kath. Dekanat,
ehemalige Abteikirche; Orgelbananstalt, Dampf-
ziegelei und Dlfabrikation. - S., das röm. äaiLtio,
erhielt von Rudolf von Habsburg Stadtrechte und
gehörte 1409-1789 zur Pfalz.
Selzerbrunnen, Okarber Mineralbrun-
nen oder Ludwigs brunnen, ein alkalifch-sali-
nischer Sauerbrunnen, entspringt 2 km nördlich
von Groß-Karben (s. d.) in der Hess. Provinz Ober-
Hessen. Das Wasser (Selzerwasser), ähnlich
dem Sclterser Wasser (s. d.), wird an der Quelle ge-
trunken und versendet. Der Brunnen ist seit 1872
imBesitz des freihcrrlich von LeonhardischenFide'ikom-
misses und wird auch Leonhardiquelle genannt.
Sem, nach der Sintstutsaae und der Völkertafel
(1 Mose 7, 8 u. 10) der älteste der drei Söhne
Noahs, von denen sämtliche Völker der Erde ab-
stammen. (S. Semitische Sprachen und Völker.)
- Über S.s Brüder Ham und Iaphet s. diese
Artikel und Noah.
Semang, die im Innern, namentlich in den
Gebirgsgegenden der Halbinsel Malaka herum-
scbweifenden Stämme, die mit den Negrito oder
Aeta der Philippinen, den Kalang auf Java und
andern mit den Papua verwandten Aboriginer-
stämmen der Sunda-Inseln zusammenhängen.
Semaphör (grch., d. i. Zeichenträger), ursprüng-
lich Bezeichnung für die 1862 auf hochgelegenen
Punkten der franz. Küsten errichteten optischen Tele-
graphen, die dazu dienten, die Ankunft und Bewe-
gung aller von der hohen See kommenden Fahr-
zeuge zu melden, ihnen amtliche Mitteilungen zu-
kommen zu lassen oder von ihnen Mitteilungen zur
raschen Weiterbeförderung zu erhalten. Seit 1864
wurden die S. auch dem allgemeinen öffentlichen
Verkehr zngänglich gemacht und mit dem Tele-
graphennctz in Verbindung gebracht. Andere Staa-
ten, befonders Großbritannien, die Vereinigten
Staaten, Dänemark, Schweden und Norwegen,
Italien, Österreich, Spanien und Portugal, folgten
dald nach, und 1873 wurden diefe Apparate auch
im Deutschen Reiche eingeführt; sie dienen zugleich
als Meteorolog. Stationen und geben die Sturm-
warnungssignale. (S. Tafel: Nautische Instru-
mente und Sturmsignale, Fig. 7.) An zahl-
reichen Küstenplützen sind eigene Semaphorsta-
tionen errichtet, für die eine internationale Zeichen-
fprache besteht, über die die amtlichen Signalbücher
(z. B. "Signalbuch für Kauffahrteischiffe aller Natio-
nen", hg. vom Bundeskanzleramt, Verl. 1870) Aus-
kunft geben. Ferner sind an vielen Leuchttürmen
Vorrichtungen angebracht, durch die vorübergehen-
den Schiffen Signale gegeben werden. Auf einzel-
nen Kriegsflotten, wie z. B. auf der englischen und
deutschen, sind sie zur schnellen Kommunikation der
Schiffe nntereinander eingeführt. - Auch die opti-
schen Telegraphen der Eisenbahnen (s. Eisenbahn-
signale) werden als S. bezeichnet.
Semasiologie (grch., "Bedeutungslehre"), der
Teil der Nortlehre, der die Bedeutung des Wortes
und die Wandlungen, welche die Bedeutung in der
Sprachgeschichte erfährt, unterfucht und darstellt. -
Vgl. Heerdegen, Untersuchungen zur lateinischen S.
(2 Hcste, Erlangen 1875 - 78); Hecht, Die griech.
Bedeutungslehre (Lpz. 1888); Hey, Semasiologische
Studien (in den "Jahrbüchern für klassische Philo-
logie", 18. Supplementband, ebd. 1891); ders., Die
S. (in Wölfslins "Archiv jür lat. Lexikographie",
Bd. 9, ebd. 1894).