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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ser - Serajewo
Höhe der Stämme steht sie der vorigen etwas nach,
doch gehören Exemplare von 90 in nicht zu den Sel-
tenheiten. Sie unterscheidet sich von 3. ^i^antLa
besonders durch kleinere Zapfen und durch die Form
der Blätter; während bei der letztern die Vlattform
an diejenige von ^ui)i-688u8 erinnert, indem die
einzelnen Blätter in der Regel schuppensörmig an-
einander liegen, stehen sie bei 3.86mpoi-vir6u8 in
zwei Reihen und sind viel länger. Das Holz dieser
Art ist gleichfalls rötlich gefärbt und wird als Bauholz
Ser, pers. Ellcnmaß, s. Göß. ^verwendet.
<8e?'. oder He^n</., hinter lat. Pflanzennamen
Abkürzung für Nicolas Charles Seringe (spr.
ßerängsch), geb. 3. Dez. 1776 zu Longjumeau, gest.
29. Sept. 1858 als Professor der Botanik in Lyon.
Serachs, Fort, gegründet 1885, und Ansiede-
lung im russ. - centralasiat. Gebiet Transkaspien,
rechts am Flusi Tedschcn (Herirud), der pers. Stadt
und Festung S. (Sarachs, 2145 E.) gegenüber.
Letztere beherrscht den geeignetsten Weg nach Herat.
Seracolet (Sara'tole), Neger, s. Mandingo.
Söracs (frz.), s. Gletscher (Bd. 8, S. 71 d).
Serafschan oder Sarefschan (d. i. der Gold-
spender), Fluß in Turkestan, entspringt unter 70"
32^ östl. L. von Greenwich an dem vom hohen, mit
ewigem Schnee bedeckten Kok-su-Gebirge gestützten
Serafschan-Gletscher, stießt in seinem obern Laufe
bis zur Stadt Pendshekent in einem von steilen Ge-
birgsmassen eingeengten Thale, welches sich bei dem
Dorfe Firman-Tepe westwärts zu erweitern beginnt.
Die in den S. mündenden Zuflüsse erreichen meist
nur bei hohem Wasserstande den Hauptfluß. Bei
dem in der Nähe von Samarkand gelegenen Berge
Tschoponaty wird der S. durch einen künstlichen
Damm in zwei Arme geteilt, den Ak-darja (Weißer
Fluh) und Kara-darja (Schwarzer Fluß), welcke sich
westlich bei der Stadt Chatyrtschi auf der Grenze
des Emirats Buchara wieder vereinigen. Weiterhin
folgt der E. einer wesentlich westl. Richtung und
verliert sich, nachdem er durch einen gegrabenen
Kanal die Stadt Buchara mit Wasser versorgt hat,
in den Karal-Köl genannten Salzsumpf. Seine
Länge beträgt 644 km. Das Thal des S. wurde
1868 von den Russen in Besitz genommen.
Serai, alte Hauptstadt von Kiptschak (s. d.).
Serail (spr. -räj) ist die französierte Form des
aus dem Persischen in das Türkische übergegangenen
Wortes 361-Hi (großes Haus, Palast) und bezeichnet
vorzugsweise die den östlichsten Stadtteil Konstanti-
nopels bildende, durch eine mittelalterliche Mauer
verteidigte, ehemalige Hauptresidenz der türk. Sul-
tane, jetzt Eski-Serai (das alte S.) genannt (s. den
Plan Ronstantinopel). Dieses S. bildet einen
Komplex von Höfen, Dienstwohnungen, Palästen
und Kiosks, welcher durch die aus dunkeln Vaum-
gruppen hervorschimmernden eigentümlichen archi-
tektonischen Formen einen für das Panorama von
Konstantinopel charakteristischen, interessanten An-
blick gewährt. Infolge eines Brandes 1865 wurde
ein großer Teil der Baulichkeiten auf der Serail-
spitze zerstört. Durch den in der ^üdmauer gegen-
über der Agia Sofia befindlichen Eingang, Bab-i-
Humajun, das Kaiserliche Thor, tritt man auf den
äußern, sog. Ianitscharenhof mit der Irencnkirche
und Sarb-Hanö (kaiserl. Münze). Ein weiteres Thor,
Orta-Kapu, Thor der Mitte, führt auf einen klei-
nern, mit Arkaden umgebenen Hof. Ein reichver-
ziertes drittes Thor, Vab-i-seadet, die Pforte der
Glückseligkeit, öffnet sich von da gegen den wich-
tigsten innersten Hof mit dem düstern, durch seine
Pracht berühmten, jetzt verwahrlosten Thronsaal,
einer Bibliothek und der Schatzkammer. Bekannt ist
die hier gelegene Hirka-Scherif-Odassi (Kammer mit
dem Mantel des Propheten), die auch den Sand-
schak-Scherif (s. d.) enthält. Die genannten, inner-
halb der Orta-Kapu von einer Mauer umschlossenen
Gebäude sind auch heute noch nur von Wächtern,
ältern Frauen der kaiserl. Harems und ihrer Diener-
schaft bewohnt. Im östlichsten Teil des äußern
Seraihofs, den das Gleis der Orientbahn durch-
schneidet, steht der Kiosk von Gülhaneh (Rosen-
haus), jetzt Pulvermagazin, durch den daselbst 1839
publizierten, nach ihm benannten Hatt-i-Scherif
(s. Hatt und Osmanisches Reich, Bd. 12, S. 684 d)
merkwürdig geworden. Im westl. Teil des äußern
Seraihofs liegt,das kaiferl. Antikenmufeum und
die Kunstschule (^Cl)i6 (168 d63>UX-3.I-t8).
Bis auf Abo ul-Medschid (1839-61, selten auch
jetzt noch) bezeichnete man als Eski-Serai einen
großen, mauerumschlossenen Platz, wo früher ein
kaiserl. Palast stand, der durch eine Feuersbrunst
zerstört wurde. Das jetzt dort aufgeführte Gebäude
dient als Kricgsministerium (Seraskierat). Am un-
tern Bosporus liegt Veglerbeg-Serai und das
Eerai von Dolma -Vagdsche (s. d.).
Seraing (spr. ßeräng), Stadt in der belg. Provinz
Lüttich, 8 km oberhalb Lüttich am rechten Ufer der
Maas, an der Linie Lüttich-Namur, ist mittels einer
Eisendrahtbrücke mit Iemeppe (s. d.) verbunden, hat
(1890) 33495, mit den Vororten Ougre'e (10241E.),
Tilleur (5679 E.) und Iemeppe (8400 E.) 57 815 E.
S. hat durch die ausgedehnten industriellen An-
lagen John Cockerills (s. d.) Berühmtheit erlangt,
die seit dem Tode des Begründers einer Aktien-
gesellschaft mit 15Mill,Frs. Kapital gehören. Das
Schloß, ehemals die Sommerresidenz der Fürst-
bischöfe von Lüttich, bildet seit 1820 den Ausgangs-
punkt der über 108 ka. sich erstreckenden Fabrik-
baulichkeiten, die Kohlenbergwerke, Hochöfen, Eisen-
gießerei, Gusistahlfabriken, Maschinenbau aller Art
umsahen und jährlich an 100 Lokomotiven, 1500
andere Maschinen, etwa 10 Mill. k^ Gußeisen
u. s. w. liefern. Die Zahl der Arbeiter und Beamten
beträgt rund 11000. Das Etablissement hat eigenes
Kranken- und Waisenhaus, Sparkasse, Schulen u. a.
Oberbalb S. liegen Kohlengruben und Hochöfen der
Gesellschaft Espe'rance und bei Val Et. Lambert
eine der größten Glasfabriken des Kontinents. -
Vgl.Iaccplemin, ^otice 8ur 1'6tad1i886iii6iit Oocks-
rill H 3. (Lütt. 1878).
Serajewo, flaw. Sarajewo oder Bosna-
Serai, Hauptstadt von Bosnien und des Kreises
S. (166 651 E.), in einem engen, von der zur Bosna
gehenden Miljacka, über die neun Brücken führen,
durchflosscnen Thale, am Fuß und Abhang bis zu
1600 in aufsteigender Höhen, an den Linien Bosnisch
Vrod-S. (269 Km) der Vosnabahn und S.-Mostar-
Mckkovic' (178 km) der Vosnisch-Herzegow. Staats-
bahnen, ist Sitz der Landesregierung, eines kath. Erz-
biscbofs, grieck. Metropoliten, des Mohammed. Reis
el Ulema für Bosnien und Herzegowina, der Kreis-
behörde, eines Ober- und Kreisgerichts, der Berg-
hauptmannschaft, eines deutschen Konsuls, des
15. Korpskommaudos, der 1. Infanterie-Truppen-
division, 2. Infanterie- und 7. Gebirgsbrigade, einer
Geuiedirektion und eines Artilleriezeugdepots und
hat (1885) 26268 E., darunter 15787 Mohamme-
daner, 4431 Griechisch-Orientalische, 3326 Römisch-
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