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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sigismund I. (König von Polen) - Sigismnnd III. (König von Polen)
wurde, stockten die Verhandlungen in Konstanz.
Nach seiner Rückkehr 1417 bemühte er sich beinahe
ein Jahr lang die Reform der Kirche vor der Papst-
wahl zu bewerkstelligen; aber sein Plan mißlang.
Es wurde Martin V. gewählt, und seitdem war S.s
Einfluß geschwunden. Durch seine Einwilligung in
die Verbrennung des Huß, der freies Geleit erbalten
hatte, gab S. Veranlassung zu dem Hussitenkriege,
der Böhmen, das ihm durch Wenzels Tod 1419 zu-
gefallen war, und die angrenzenden Lander der Ver-
wüstung preisgab. Erst mit dem Vertrag zu Iglau
von 1486 glückte es S., Frieden zu erlangen. Zur
Anerkennung der großen Verdienste, die Friedrich
der Streitbare, Markgraf von Meißen, sich während
des Hussitenkrieges erworben hatte, belieh ihn S.
1423 nach dem Erlöschen des askanischen Stammes
mit der Kurwürde und dem Herzogtum Sachsen;
für die durch Iobsts Tod ihm hcimgefallene Mark
Brandenburg bestellte er den um ihn sehr verdienten
Burggrafen Friedrich von Nürnberg zum Verweser;
nach Herstellung der Ordnung belehnte er 1415
Friedrich mit dem Fürstentum. Auch erhob S. Cleve
zum Herzogtum, holte sich 1431 und 1433 die ital.
Königs- und röm. Kaiserkrone aus Italien und
machte wiederholt, wiewohl ohne Erfolg, den Ver-
such zur Aufrichtung eines deutfchen Landfriedens.
Er starb 9. Dez. 1437. Seine zweite Gemahlin
Barbara von Cilly überlebte ihn. Mit. ihm erlosch
das Haus der Luxemburger. Ihm folgte als Erbe
seiner Länder und als deutscher König sein Schwie-
gersohn Albrecht II. S. war ein geistreicher, lebens-
froher, von den besten Wünschen beseelter Fürst,
besaß aber nicht die entsprechende Ausdauer.
Vgl. Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser S.,
hg. von Kerler (Abteil. 1-3, 1410-31, Münch.
1878, Gotha1883 u. 1887); Aschbach, Geschichte
Kaisers S. (4 Bde., Hamb. 1838-45); Schroller,
Die Wahl S.s zum röm. König (VreZl. 1875);
Kaufmann, Die Wahl S.s von Ungarn zum röm.
König (Gott. 1879); Finke, S.s reichsftädtifcke
Politik bis 1418 (Vocholt 1880); Bezold, König S.
und die Reichskriege gegen die Hussiten (3 Abteil.,
Münch. 1872 - 77); Kagelmacher, Filippn Maria
Visconti und König S.', 1413-31 (Berl. 1885);
Brandenburg, König S. und Kurfürst Friedrich I.
von Brandenburg 1409 - 26 (ebd. 1891); Win-
deckes Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Zeit-
alters Kaiser S.s, hg. von Altmann (ebd. 1893).
Sigismund I. (Z^Fmunt), König von Polen
(1506-48), geb. 1. Jan. 1467, war der jüngste
Sohn des Königs Kasimir IV. (s. d.). Nachdem er
bereits 1499 die Herzogtümer Glogau und Oppeln
erhalten hatte und kurz vorher von den Litauern
zum Großherzog erwählt worden war, folgte er
1506 feinem Bruder Alexander auf dem poln. Throne
und wurde 1507 zu Krakau gekrönt. Seine fried-
lichen Bestrebungen wurden durch Kriege mit den
Rnsien vcce'UeN, die unter Führung Glinfkijs (s. d.)
in Litauen einfielen; auch störten Einfälle der Ta-
laren und des Hospodars der Walachei, Vogdan,
oie Ruhe Polens. In Preußen wurde 1525 sein
Schwestcrsohn, der Hochmeister Albrecht, als welt-
licher Herzog unter poln. Lehnshoheit anerkannt. Er
vereinigte Masovicn mit Polen nach dem Tode des
letzten piastischen Herzogs Johann (1525), nachdem
es 318 Jahre ein poln. Lehn gewesen war. Die Re-
formation verbreitete sich unter S. in Polen, beson-
ders vnv poln. Prerchenund in Grohpolen. Nach dem
Tode seiner Gemahlin Barbara Zapolia, einer Toch-
ter des Woiwoden von Siebenbürgen, vermählte
sich S. 1516 mit Bona Ssorza, der Tochter der Jo-
hanna Galeazzo von Mailand, die, weil sie Einfluß
auf die Regierungsgeschäfte zu gewinnen verstand,
viel Unheil über Polen brachte. Unter S. blühte
Ackerbau und Industrie. Viele ausgezeichnete Ge-
lehrte und tapsere Krieger bildeten die Zierden seines
glänzenden Hofs. Die zahlreichen Künstler, welche
^ die Königin Bona aus ihrer Heimat herbeirief,
> schmückten die Residenz und andere Städte rnit
prächtigen Bauwerken. Niemals war Polen mehr
geehrt beim Auslande und glücklicher im Innern
als während seiner und seines Sohnes Regierung.
Er starb 1. April 1548 zu Krakau. Sein prächtiges
Grabmal befindet sich im Dom zu Krakau.
Sigismmtd II. August, König von Polen
(1548-72), des vorigen einziger Sohn, geb. 1. Aug.
1520, wurde noch bei Lebzeiten seines Vaters 1529
zum König gewählt und 1530 gekrönt, erhielt auch
bereits 1544 die Negierung von Litauen. Bald nach
seiner Thronbesteigung machte er die von ihm mit
Barbara Radziwill (gest. 1555) heimlich eingegan-
gene Ehe bekannt und hielt sie auch trotz der ver-
weigerten Anerkennung seitens des Reichstags auf-
recht. Die Reformation drang unter S. unaufhalt-
sam in Polen ein; 1572 gewährte der König auf
dem Warschauer Reichstage allgemeine Religions-
freiheit. In dem Kriege zwischen dem Heermeister
der Schwertbrüder, Wilh. Fürstenberg, und dem
Erzbischof von Riga, unternahm S. zum Schutze
des letztern einen Zug nach Livland, der ein Bünd-
nis zwifchen Polen und Livland und nach Fürstcn-
bergs Tode die Abtretung dieses Landes durch den
Nachfolger Kettlcr an Polen zur Folge hatte, wüh^
rend dieser Kurland und Semgallen von Polen als
weltliches Herzogtum und Lehn erhielt. Auf dem
Reichstage zu Lublin 1569 gelang es S., Litauen,
Preußen, Volhynicn, Podolien und die Ukraine mit
Polen zu vereinigen. S. starb 7. Juli 1572; mit
ihm erlosch der jagellonische Stamm. Er war ein
auf das Wohl seines Volks bedachter, gerechter Fürst,
doch verschwenderisch und ausschweifend. Auch be-
förderte er die Wissenschaften; unter ihm trat die
glänzendste Epoche der poln. Litteratur ein.
Sigismund III., König von Polen (1587-
1632) und Schweden, geb. 20. Juni 1566, einziger
Sohn des Königs Johann III. von Schweden und
der Prinzessin Katharina, einer Schwester König
Sigismunds II. August von Polen. Da sich ihm
nach dem Erlöschen der Iagellonen in Polen die
Aussicht auf den poln. Thron eröffnete, ließ ihn der
Vater in der kath. Religion erziehen und in der
poln. Sprache unterrichten. Nach dem Tode Ste-
phan Vathorys gelang es auch den Bemühungen
Jan Zamoyfkis, daß S. 1587 zum König von Polen
proklamiert und in Krakau gekrönt wurde. S.s
Herrschaft wurde jedoch erst begründet, als Zamoyski
den von der Gegenpartei erwählten Erzherzog
Maximilian von Osterreich gefangen genommen
und ihn zum Verzicht auf die Krone gezwungen
hatte. S.s Hauptzweck war die Verbreitung des
Katholicismus in Polen, und nur wenigen Ma-
gnaten stand der Zutritt zu dem von fremden Je-
suiten umgebenen S. offen. Als 1592 Johann III.
starb, reiste S. nach Schweden, um von dem er-
erbten Reiche Besitz zu nehmen. Er wurde 1594
gekrönt, mußte aber das Reich bei seiner Rückkehr
nach Polen unter der Regentschaft seines nach der
Krone strebenden Oheims, Karls IX., zurücklassen.