Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Silber (Gewinnung)'
ren. Die Konzentration des S. im Werkblei erfolgt entweder durch das Pattinsonieren (s. d.), wobei ein fast silberleeres
Verkaufsblei und silberreicheres (1,5 Proz. S.) Werkblei (Reichblei)
entsteht, oder durch den in neuerer Zeit mehr zur Geltung kommenden Zinkentsilberungsprozeß
(Parkesieren, Parkprozeß), der auf der Eigenschaft des Zinks, sich
leicht mit S., aber fast garnicht mit Blei zu legieren, beruht und bei dem man durch Zusammenschmelzen von Werkblei mit einer dem
Silbergehalt entsprechenden Menge Zink eine sehr silberreiche Legierung von Zink und S. erhält, die beim Erkalten an der Oberfläche des
noch flüssigen, fast völlig silberfreien Bleies als Schaum oder Kuchen abgehoben werden kann. Das Zink wird dann vom S. durch
Destillation geschieden, oder man oxydiert das Zink mittels überhitzter Wasserdämpfe. Neuerdings wird das S. und Zink auf elektrolytischem
Wege verarbeitet. Das Abtreiben des Werkbleies ist ein oxydierendes Schmelzen in Flammöfen. Die
letztern, speciell Treibherde genannt (Fig. 3 im Schnitt, Fig. 5 in äußerer Ansicht), arbeiten mit
Gebläseluft. In Fig. 3 ist F die Feuerung; der Herd A ist mit einer Haube B bedeckt, die durch einen Hebel C abgehoben werden kann; aa
sind die Einmündungen für die Gebläseluft; die Öffnung D dient zum Eintragen des Werkbleies und zum Schüren. Das entstehende flüssige
Bleioxyd (Bleiglätte) wird durch Ablaufenlassen vom Bleibade entfernt und die Glättebildung so lange fortgesetzt, bis alles Blei oxydiert und
nur noch S. auf dem Herde ist. Das Verschwinden der letzten Bleispuren und das Erstarren des kurz vorher noch flüssigen S. wird das
Blicken genannt und das mehr oder weniger noch unreine S. als
Blicksilber bezeichnet. Dieses Blicksilber enthält neben etwa 90–95 Proz. S. Blei und Kupfer und
bedarf, um zu Feinsilber zu werden, einer Raffination, das sog.
Feinbrennen. Dies geschieht, entsprechend der Feinprobe (s. d.), durch
oxydierendes Schmelzen, wodurch die fremden Metalle verschlackt und von der porösen Herdmasse aufgesogen werden; das in dem
schalenförmig vertieften Herde zurückbleibende Feinsilber wird mit eisernen Kellen in eiserne Schalen ausgegossen (Fig. 6). Auf trocknem
Wege wurde früher dem silberhaltigen Schwarzkupfer (s. Kupfer) das S. durch die Operation des
Saigerns (s. d.) entzogen. Man schmolz Kupfer mit Blei zusammen und ließ das hierbei
entstandene leicht schmelzbare silberhaltige Blei beim langsamen Erkalten der Schmelze von dem schneller erstarrenden bleihaltigen
Kupfer ablaufen (absaigern). Das Raffinieren des S. geschieht auch auf elektrolytischem Wege. Hängt man plattenförmiges S. als Anode in
eine Lösung von Salpetersäure, so wird es davon aufgenommen und schlägt sich auf der Kathode nieder, während Gold, Antimon u.s.w. an
der Anode in Beuteln aufgefangen werden. (S. auch Elektrometallurgie.)
Unter den Prozessen der Silbergewinnung auf nassem Wege nahm früher die
Amalgamation (s. d.) die erste Stelle ein. Dieselbe ist auch bei sehr silberarmen Erzen und Hüttenprodukten (z. B. den
Abbränden der Pyrite) anwendbar, sie gestattet ein sehr rasches Silberausbringen, verlangt aber reine, geschwefelte, möglichst blei-, arsen-
und antimonfreie Erze, wenn Silber- und Quecksilberverluste nicht zu hoch werden sollen. Zum Amalgamieren dient die Amalgamierpfanne
(Fig. 4). Sie besteht aus einer feststehenden Schüssel mit konischem Boden; über ↔ demselben dreht sich der ebenfalls
konische sog. Läufer, der an seiner Unterseite Vorsprünge (sog. Schuhe) trägt, die das Amalgamiergut durcheinander reiben. Bei der
Beschickung hebt man durch das obere Handrad den Läufer, läßt Wasser in die Pfanne und schüttet das Erzmehl hinein. Darauf läßt man
Dampf hinzutreten; dann wird der Läufer in Gang gesetzt und allmählich nieder geschraubt, wodurch das Erzmehl zu einem feinen Brei
zerrührt wird; alsdann wird das durch ein Tuch gepreßte fein zerteilte Quecksilber hinzugefügt. Fig. 7 zeigt einen Amalgamationshof in
Mexiko (s. Amalgamation). An Stelle des Amalgamationsprozesses ist in neuerer Zeit vielfach der sog.
Extraktionsprozeß getreten, der darauf beruht, daß man S. in Lösung bringt und aus der Lösung
wieder abscheidet. Hierauf gründet sich zunächst das Verfahren von Augustin, die sog.
Kochsalzlaugerei. Danach wird der aus den Sulfiden des Kupfers, S. und Eisens bestehende
Kupferstein (s. Kupfer) einer oxydierenden und chlorierenden Röstung unterworfen und das hierbei gebildete
Chlorsilber mit einer konzentrierten Kochsalzlösung ausgelaugt. Aus der Flüssigkeit scheidet man durch metallisches Kupfer das S. und aus
der sich bildenden kupferhaltigen Lauge das Kupfer durch Eisen ab. Bei dem Verfahren von Ziervogel, der
Wasserlaugerei, wird durch oxydierendes Rösten das S. des Kupfersteins oder der silberhaltigen
Kiese in Silbersulfat umgewandelt und dieses dann durch angesäuertes heißes Wasser ausgelaugt. Die Lauge wird dann weiter in der oben
angegebenen Weise verarbeitet. Bei der Laugerei mit unterschwefligsauren Salzen werden die mit
Kochsalz gerösteten Gold- und Silbererze mit Calcium oder Natriumthiosulfat oder, wenn das S. an Arsen oder Antimon gebunden ist, mit
Natriumkupferthiofulfat ausgelaugt und das gelöste S. mit Schwefelnatrium oder -Calcium als Schwefelsilber gefällt. Beim
Cyanidverfahren oder Mac Arthur-Forrestprozeß können Gold
und S. durch Behandlung ihrer Erze mit einer verdünnten Cyankaliumlösung in lösliches Cyanid übergeführt und durch Zink als Metalle
ausgeschieden werden.
Geringe Spuren von S. (und Gold) lassen sich aus den bei der Darstellung von schwefliger Säure entstehenden Schwefelkiesabbränden
dadurch gewinnen, daß man diese nach einer vorhergegangenen chlorierenden Röstung mit Wasser auslaugt und aus der erhaltenen
Lösung das S. mit Jodzink niederschlägt (Claudets Verfahren). Gestützt auf die Beobachtung, daß aus einer silberhaltigen Kupferlösung
Schwefelwasserstoff zuerst den größten Teil des S. fällt, kann man aus dieser Lauge statt durch Jodzink das S. auch durch eine teilweise
Fällung mit Schwefelwasserstoff abscheiden (Gibbs Verfahren). Im Gegensatz zu den bisher erwähnten Extraktionsmethoden steht die
Säurelaugerei, die zur Gewinnung von S. aus Kupferstein oder Schwarzkupfer angewendet wird.
Kupfer geht dabei durch Schwefelsäure unter Mitwirkung von Luft in Lösung, während das S. und Gold im Rückstand verbleibt. Derselbe
wird mit bleihaltigen Zuschlägen auf Reichblei verschmolzen.
IV. Verwendung. Außer als Münzmetall dient das S. besonders zu Schmuck- und
Luxusgeräten aller Art (s. Goldschmiedekunst und Silberwaren). Dieselben sind entweder massiv
oder durch Versilberung (s. d.) nur mit einem Überzug von S. versehen. Zum Überziehen von Gegenständen aus Holz,
Leder,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 976.