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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Silberkaninchen – Silbernitrat

Silberkaninchen (s. Tafel: Kaninchenrassen, Fig. 3), Kaninchen von der Größe des gemeinen Hauskaninchens und mit denselben wirtschaftlichen Eigenschaften wie bei diesem, aber mit in der Kürschnerei sehr geschätztem und verwendetem Fell. Dieses zeigt auf schieferblauem Unterpelz eine Mischung von schwarzen und weißen Deckhaaren; herrschen letztere vor, so ist der Pelz silbergrau, sind die schwarzen Haare überwiegend, so ist das Fell glänzend dunkelblaugrau; dazwischen giebt es verschiedene Abstufungen. Hauptsache ist, daß das ganze Fell von der Nase bis zum Schwanze und auch an den Seiten und am Bauch dieselbe gleichmäßige Schattierung zeigt. Die Jungen sind schwarz, erst im Alter von 3 Monaten beginnt die Verfärbung, die im Alter von 6 bis 7 Monaten vollendet ist. Das S. soll aus Siam stammen. Sehr verbreitet ist seine Züchtung in der Champagne. Es ist fruchtbar und liefert neben Fleisch das gesuchte Fell.

Silberkerāte, ältere Bezeichnung für einige natürlich als Mineralien vorkommende Haloide des Silbers, die vermöge ihrer vorwiegend gelblichgrauen Farbe, ihres Fettglanzes und ihrer wenn auch bisweilen nur geringen Durchscheinenheit ein an Horn erinnerndes Aussehen besitzen. Dazu gehören das als Hornsilber (s. Hornerz) natürlich vorkommende Chlorsilber, das als Bromit (s. d.) sich findende Bromsilber sowie die isomorphen Mischungen von Chlor- und Bromsilber (Embolit, Megabromit, Mikrobromit von Copiapo in Chile), endlich das natürliche Jodsilber, der Jodit (s. d.).

Silberknöpfchen, Pflanze, s. Ranunculus.

Silberkommission, kurze Bezeichnung für die «Kommission behufs Erörterung von Maßregeln zur Hebung und Befestigung des Silberwertes», die auf Veranlassung der deutschen Reichsregierung in Berlin vom 22. Febr. bis 6. Juni 1894 tagte. Die Kommission stand unter dem Vorsitz des Staatssekretärs des Reichsschatzamtes Graf von Posadowsky-Wehner und zählte 16 Mitglieder, unter denen sich Vertreter der verschiedensten Berufe und der Hauptrichtungen bezüglich der Währungsfrage (s. Währung) befanden. Außerdem nahmen 12 Regierungskommissare an den Verhandlungen teil. Die Verhandlungen bezogen sich auf folgende vier Fragen: 1) Läßt sich annehmen, daß die Goldproduktion zur Deckung des monetären Goldbedarfs jetzt und in Zukunft ausreicht? 2) Ist in den Goldwährungsländern thatsächlich eine auf Knappwerden des Goldes zurückzuführende, in einer allgemeinen Depression der Preise sich äußernde Goldverteuerung eingetreten? 3) Welche Folgen hat das Sinken und Schwanken des Silberwertes für die monetären Zustände und die wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland bisher gehabt und welche weitern Folgen sind zu erwarten? 4) Auf welchem Wege könnten die aus der gegenwärtigen Lage der Währungsverhältnisse für Deutschland sich ergebenden Übelstände und Gefahren beseitigt oder doch gemildert werden? In den 21 Sitzungen, die stattfanden, wurde das ganze Gebiet der Währungsfrage eingehend erörtert und zahlreiche Vorschläge wurden geprüft; aber eine Einigung ist nicht erzielt worden. Die Bedeutung der Verhandlungen liegt vor allem in dem umfassenden Material über die Währungsfrage, das in den Reden und Drucksachen zusammengetragen ist. Über die Verhandlungen ist ein amtlicher Bericht in 2 Banden (Berl. 1894) erschienen.

Silberkrone, s. Kronenthaler.

Silberkupferglanz, Mineral, s. Kupfersilberglanz.

Silberlachs, örtliche Bezeichnung der Lachsforelle wie der Seeforelle. (S. Forelle.)

Silberlasur, s. Lasieren.

Silberlegierungen, Legierungen des Silbers mit andern Metallen. Von ihnen sind die mit Gold und mit Kupfer die wichtigsten. Ein Zusatz von Silber zum Gold erteilt diesem größere Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen äußere Angriffe; andererseits wird Silber durch Zusatz von Kupfer fester und zäher. Alle Münzmetalle und die edeln Werkmetalle sind Legierungen von Gold und Silber oder von Silber und Kupfer, deren Gehalt (Standard) gesetzlich geregelt ist. (S. Goldlegierungen, Fein, Münze.) S. mit bis zu 50 Proz. Kupfer sind weiß. Ärmern Legierungen läßt sich durch Weißsieden (s. d.) Silberfarbe erteilen.

Silberling, Münze, s. Sekel.

Silberlöwe, s. Puma.

Silberluchs, s. Luchs (Raubtier).

Silberlüster, s. Lüster.

Silbermann, Orgel- und Klavierbauerfamilie zu Straßburg und in Sachsen. Der berühmteste ist Joh. Gottfr. S., geb. 14. Jan. 1683 zu Klein-Bobritsch bei Frauenstein in Sachsen; er lernte die Orgelbaukunst in Straßburg bei seinem ältern Bruder Andreas (geb. 16. Mai 1678 zu Klein-Bobritsch, gest. 10. März 1734 in Straßburg) und starb 4. Aug. 1753 in Dresden. Zu seinen berühmtesten Orgeln geboren die der kath. Kirche in Dresden von 45 Stimmen, die in der Frauenkirche von 43 und in der Sophienkirche daselbst von 31 Stimmen, in der Peterskirche zu Freiberg von 32 Stimmen, die zu Pönitz von 27 Stimmen, in der St. Georgenkirche zu Rötha von 23 Stimmen und die Orgel im Straßburger Dom. Er erfand 1740 das Cembal d’amour (s. d.); auch verbesserte er die Hammermechanik des Pianoforte, die er musikalisch so brauchbar machte, daß ihm das Hauptverdienst an der Verbreitung dieser epochemachenden Erfindung gehört. Von seinen Neffen wurde der älteste, Johann Andreas S. (geb. 2. Juni 1712 zu Straßburg, gest. 11. Febr. 1783), als Orgelbauer, und der jüngste, Johann Heinrich S. (geb. 24. Sept. 1727, gest. 15. Jan. 1799), als Pianofortebauer berühmt.

Silbermöve (Larus argentatus Brünn.), eine der gemeinsten nordeurop. Möven, weiß mit zart graublauer Färbung der Flügel und des Rückens. Hält sich in der Gefangenschaft bei Fleisch- und Fischfutter gut. Das Stück kostet 5‒10 M.

Silberne Hochzeit, s. Hochzeit.

Silbernes Zeitalter, s. Zeitalter. – S. Z. heißt auch eine Periode der Römischen Litteratur (s. d., Bd. 13, S. 978 a).

Silbernitrāt, salpetersaures Silber, Höllenstein, früher auch Causticum lunare genannt, AgNO₃, entsteht beim Lösen von Feinsilber in Salpetersäure und krystallisiert aus der konzentrierten heißen Lösung beim Erkalten in großen rhombischen Tafeln. Die Krystalle schmelzen bei sehr gelinder Erhitzung. Durch Eingießen der geschmolzenen Masse in silberne Formen werden die als Höllenstein, Argentum nitricum fusum, bezeichneten Ätzstifte der Chirurgen gebildet. Eine Mischung von zwei Teilen Kalisalpeter und einem Teil S., geschmolzen und zu Stangen geformt, ist das Argentum nitricum cum Kalio nitrico des Deutschen Arzneibuchs.