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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Slavīni di Marco; Slavkov; Slavkov Horní; Sláwata; Slawen

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Slavini di Marco - Slawen

Jahr Gefängnis in Waitzen zu. Seit 1889 lebt er wieder in Rumänien, wo er politisch, litterarisch und als Schulmann wirkt. Seine Schriften sind: "Novele din popor" (Bukarest 1881; deutsch von Mite Kremnitz als "Rumän. Skizzen", ebd. 1877 und Lpz. 1881), "Die Rumänen in Ungarn, Siebenbürgen und der Bukowina" (Wien und Teschen 1881), "Ardealul" (Bukarest 1894).

Slavīni di Marco, Trümmerfeld bei Mori (s. d.)

Slavkov, czech. Name von Austerlitz (s. d.) in Mähren.

Slavkov Horní, czech. Name von Schlaggenwald (s. d.) in Böhmen.

Sláwata, Wilh., Graf von Chlum und Koschumberg, böhm. Edelmann, geb. 1. Dez. 1572, wurde in den Lehren der Brüdergemeine erzogen, trat aber bald zum Katholicismus über, machte Reisen in Italien, Dänemark, England, Holland, Frankreich, Spanien, wurde 1600 Kämmerer und Hofmarschall Kaiser Rudolfs II., verheiratete sich 1602 mit Lucie Ottilie aus dem Hause Rosenberg-Neuhaus und gelangte dadurch in den Besitz der reichen Güter dieses Geschlechts. Als Mitglied des Statthaltereirats in Böhmen für den abwesenden Kaiser Matthias forderte er mit Martinitz das energischste Auftreten gegenüber den auf ihre religiösen Freibriefe pochenden Böhmen und wurde daher nebst Martinitz am 23. Mai 1618 zum Fenster hinausgestürzt. (S. Dreißigjähriger Krieg, Bd. 5, S. 503 a.) Nach der Niederwerfung Böhmens in der Schlacht am Weißen Berge 1620 ward S. wieder in seine Ämter und Würden eingesetzt, 1621 in den Grafenstand erhoben und 1628 zum Obersthofkanzler und damit zum Chef der gesamten Staatsverwaltung von Böhmen ernannt. Er starb 19. Jan. 1652 in Wien. Er schrieb, meist czechisch, ein großes Geschichts- und Memoirenwerk ("Paměti"), woraus Joseph Jireček Publikationen veranstaltete, zuletzt in Gindelys "Staré paměti dějin českých" ("Alte Denkmäler der böhm. Geschichte"). - Vgl. Schebek, Die Lösung der Wallenstein-Frage (Berl. 1882).

Slawen, Völker indogerman. Stammes, unter dessen Gliedern sie den Litauern (s. d.) am nächsten verwandt sind. Die ursprüngliche einheimische Form des Volksnamens ist Slověnin, im Plural Slověne. Nicht volkstümlich und erst spät nachweisbar ist Slavjanin, Slavjane. Man leitete den Namen ab von slava, Ruhm, und deutete ihn als "die Ruhmreichen", was sicher unrichtig, oder von slovo, Wort, als "die Redenden", was ebenfalls unerwiesen ist. Aus dem Worte Slověnin ist die deutsche Benennung entstanden. Doch ist bei allen german. Stämmen der Name Wenden oder Winden für sämtliche S. gebräuchlich gewesen, während die S. selbst sich nie so nannten, sondern sich entweder als Slověne oder ihre einzelnen Stämme mit besondern Namen bezeichneten. Die S. sind in eine große Anzahl einzelner Stämme geteilt, deren älteste Wohnsitze und älteste Geschichte fast noch dunkler sind als die der übrigen europ. Völker. Gegenwärtig giebt es folgende slaw. Völker: Russen (Groß-, Klein- und Weißrussen), Bulgaren (dazu die slaw. Bewohner Macedoniens), Serben (Serbo-Kroaten), Slowenen, Czechen (Böhmen, Mährer, Slowaken), Wenden (Ober- und Niederlausitzer), Polen (dazu die Kassuben); ausgestorben sind die Polaben (s. die einzelnen Artikel). Aus den Berichten der alten Schriftsteller sowie aus den spätern Wanderungen ergiebt sich mit einiger Sicherheit, daß die slaw. Völker von unbestimmter, jedenfalls weit vor den Beginn unserer Ära hinaufreichender Zeit her bis ins 3. oder 4. Jahrh. n. Chr. ein Gebiet bewohnten, dessen ungefähre Begrenzung folgende ist: vom Niemen bis zur Dünamündung, doch von der Ostsee abgeschnitten durch die Litauer; vom Rigaischen Meerbusen über die Waldaihöhen bis zur Mündung der Oka, nördlich und östlich von Finnen begrenzt; die Ostgrenze bildete eine Linie von der Oka nach Kiew, von da bis an den Bug, dann die Süd- und Westgrenze ungefähr die Karpatenlinie und die obere Weichsel. Eine große Völkerwanderung trennte dies slaw. Gesamtvolk. Seit Anfang des 6. Jahrh. ist das nördl. Donauufer am untern Lauf in der Gewalt der S., die von dort aus am Anfang des 7. Jahrh. auch Mösien, Thrazien und Macedonien einnahmen. Nach Auswanderung der Vandalen, Burgunder und anderer german. Stämme von der Oder und Elbe kamen im 5. Jahrh. S. ins Oderland, von da bis zur Saale und Niederelbe und an die westl. Ostseeküsten; gegen Ende des 5. Jahrh. bevölkerten sie Böhmen und Mähren. Außerdem erfolgten Wanderungen aus den hinterkarpatischen Ländern nach Pannonien (dem westl. Ungarn), von wo aus slaw. Stämme etwas vor 600 in Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain eindrangen. Endlich kamen Anfang des 7. Jahrh. die Kroaten und Serben nach Dalmatien und dem ganzen alten Illyricum (dem spätern Bosnien, Serbien u. s. w.). Von den sämtlichen ursprünglich in den hinterkarpatischen Ländern einander benachbarten Stämmen blieb außerdem ein großer Teil in den ursprünglichen Sitzen und breitete sich von da namentlich nach Norden und Osten aus (Russen). Von diesen Gebieten haben die S. im Laufe der Geschichte wieder verloren das Elb- und Oderland, Oberösterreich und den größten Teil Kärntens und Steiermarks an die Deutschen, das heutige Siebenbürgen und Ungarn zum großen Teil an Magyaren und Rumänen, in den Süddonauländern einiges an Albanesen und Griechen. Über die Einteilung der slaw. Völker nach ihren Sprachen s. Slawische Sprachen. Die Zahl der S. beträgt nach neuern Zählungen bez. Schätzungen ungefähr 95 Mill. Davon geboren die Bulgaren, Russen und Serben fast ausschließlich zur griechischen, die Czechen, Polen, Slowenen, Kroaten zur röm.-kath. Kirche; protestantisch ist der größere Teil der Wenden, ein kleinerer Teil der Czechen und der übrigen slaw. Stämme; unter den Serben und Bulgaren ist auch der Islam vertreten. Zur griech. Kirche gehören etwa 73 Mill., zur römischen 20 Mill., zur protestantischen 1½ Mill., zum Islam 900000.

Bis zum 6. Jahrh. unserer Zeitrechnung ist die Überlieferung über die S. eine äußerst dürftige. Plinius und Tacitus kennen die Wenden (Venedi), Ptolemäus hat auch noch andere Namen von offenbar slaw. Stämmen. Näheres geben erst Jordanes und Prokopius im 6. Jahrh. Diese kennen nördlich von der untern Donau und östlich von den Karpaten zwei slaw. Hauptvölker, Anten und Sclavenen, die bei Jordanes den Gesamtnamen Venethae (Wenden), bei Prokopius die sonst verschollene gemeinsame Bezeichnung Sporen führen. Die S. hatten damals schon ihre große Völkerwanderung angetreten, und es beginnt jetzt die Geschichte der einzelnen slaw. Völker. Die slaw. Stämme an der Elbe, Saale und Oder wurden während des Mittelalters von den Deutschen entweder ausgerottet oder bis auf wenige Reste (die Sorben oder Lausitzer Wenden) germanisiert. Im sog. hannov. Wendlande, im Lüneburgischen, hielten sich kleine Reste bis ins 18. Jahrh. -