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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Solinger Wald - Sollicitieren

der Vereinigten Staaten, hat (1895) einschließlich der 1. Jan. 1889 einverleibten Stadt Dorp 40 843 (20 524 männl., 20 319 weibl.) E., darunter 9592 Katholiken und 251 Israeliten, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, zwei evang., zwei kath. Kirchen, Synagoge, Progymnasium, Realschule, höhere Mädchenschule, Krankenhaus, Wasserleitung, Gasbeleuchtung und Schlachthof. S. und Umgegend ist Sitz einer bedeutenden Stahl- und Eisenwarenindustrie. Es bestehen etwa 40 größere Fabriken, darunter 10 für Herstellung blanker Waffen mit etwa 1500 Arbeitern. In der Scheren-, Messer- und Gabelfabrikation werden über 3000 Arbeiter in Fabriken und 3-4000 in der Hausindustrie beschäftigt. Ferner bestehen je eine Papier-, Korsettschließen-, Seifen- und Schmirgelfabrik, drei Zuckerhutformenfabriken, vier Branntweinbrennereien und zwei Brauereien. Schon im Mittelalter waren die Solinger Klingen berühmt.

Solinger Wald, s. Solling.

Solio, schweiz. Dorf, s. Soglio.

Soliped (lat.), soviel wie Einhufer.

Solipsen (vom lat. solus, allein, und ipse, selbst), satir. Name für die Jesuiten (= S. J.), der aussagen soll, daß sie nur an sich selbst denken. Die "Monarchia solipsorum" (zuerst Vened. 1646) ist wahrscheinlich von dem Jesuiten Melchior Inchofer.

Solipsismus, philos. Ansicht, wonach nur der Einzelne existiert, die ganze übrige Welt einschließlich der übrigen denkenden Wesen nur für seine, des Einzigen, Vorstellung gehalten würde.

Solis, Virgil, Zeichner, Maler und Kupferstecher, geb. 1514 zu Nürnberg, gest. daselbst 1. Aug. 1562. In seinen Darstellungen häufig manieriert, aber Phantasie- und lebensvoll, pflanzte er eine Zeit lang noch den Geist der Nürnberger Kunst, wie er den Kleinmeistern eigen war, fort. Die Zahl seiner zuweilen auch nach Entwürfen anderer Künstler gefertigten Kupferstiche und Holzschnitte beträgt gegen 700. Er stellte Scenen der biblischen und profanen Geschichte, des täglichen Lebens und aus der Mythologie, Allegorien, Porträte, Jagden, Tierstücke, Wappen, Spielkarten (s. Tafel: Spielkarten, Fig. 9, Bd. 17) und Ornamente, letztere als Vorlagen besonders für Goldschmiede, dar. Neu herausgegeben wurde unter anderm sein Wappenbüchlein (Münch. 1882).

Solist (ital.), Solosänger, Solospieler.

Solis y Ribadeneira, Antonio de, span. Dichter und Geschichtschreiber, geb. 28. Okt. 1610 zu Alcala (nach andern zu Plasencia), studierte in Alcala und Salamanca und schrieb mit 17 Jahren seine nicht erhaltene Komödie "Amor y obligacion". Nach seinem 26. Jahr trat er in die Dienste seines Gönners, des Grafen von Oropesa, und war dessen Sekretär in den Vicekönigreichen von Navarra und Valencia. Gunst und Verdienst verschafften ihm dann die Stellung eines königl. Sekretärs und 1661 die Ernennung zum Beamten des Staatssekretariats und ersten Historiographen der amerik. Reiche. Als solcher verfaßte er die berühmte "Geschichte von Mexiko" (Madr. 1684 u. ö.; auch im 28. Bande der "Biblioteca des autores españoles"). Im 57. Jahre seines Lebens faßte er den Entschluß, in den geistlichen Stand zu treten, und starb 19. April 1686 zu Madrid. Seine "Varias poesias" mit einer Anzahl von Loas und Saineten erschienen zu Madrid 1692 und 1732, neun "Comedias" ebendaselbst 1681 und 1716. Die eigentlichen Lustspiele sind unterhaltend, zeigen ein geschicktes Talent, weltmännischen Witz und sorgfältige Glätte. Hervorzuheben sind: "El amor al uso" und die nach Cervantes' Novelle bearbeitete "Gitanilla de Madrid" ("Preciosa"). Auch hat man von ihm noch eine Sammlung von Briefen (hg. von Mayans, Madr. 1737) und die Schrift "Consuelo de los estados" (Medina 1576). Seine Poesien stehen im 42., einige Komödien im 23. Bande der "Bibloteca des autores españoles" (Madrid).

Solitär (frz. solitaire), Einsiedler; einzeln stehender funkelnder Stern; einzeln gefaßter, oder überhaupt sehr großer Edelstein (s. Diamant); Geduldspiel für Kinder (Grillenspiel).

Solitäre Follikel, s. Darm.

Solitude (frz., spr. -tühd, "Einsamkeit"), Lustschloß bei Ludwigsburg (s. d.).

Soll, die Summe der Einnahmen oder Ausgaben, deren Ein- oder Ausgang innerhalb einer bestimmten Rechnungsperiode erwartet wird (Solleinnahme, Sollausgabe). Im Verhältnis zu solchen Wirtschaften u. s. w., deren finanzieller Betrieb durch besondere Budgets (Etats) geregelt wird, wie beispielsweise der Staatshaushalt, bezeichnet man dieses S. als Budgetsoll (Etatsoll), während man unter Kassensoll die Summe dessen versteht, was nach Maßgabe der geführten Kassenbücher und der dazugehörigen Belege an Geld oder Geldeswert in einer Kasse vorhanden sein soll, mit Sollbuchung aber diejenige Art der Buchung bezeichnet, vermöge deren Einnahmen oder Ausgaben zur Zeit ihrer Fälligkeit, ohne Rücksicht darauf, ob ihr Ein- oder Ausgang erfolgt ist oder nicht, in den Kassenbüchern eingetragen werden. Der Gegensatz von S. ist Ist (s. d.).

In der kaufmännischen Buchführung wird mit S. (Mehrzahl Sollen: frz. doit, Mehrzahl doivent; engl. debtor, abgekürzt Dr.; ital. dare) im Gegensatz zu Haben (s. d.) die linke Seite einer Rechnung, eines Contos, überschrieben. (S. auch Debet.)

Sölle oder Pfühle, in Nordamerika Tarns, kleine rundliche Wannen in ehemaligen Moränengebieten, entstanden ähnlich wie die Riesentöpfe.

Solleinnahme, s. Soll.

Sollen, an sich der Ausdruck des Gebots überhaupt; in der Ethik in engerer Bedeutung das unbedingte Gebot des Sittengesetzes. Kant unterscheidet das kategorische vom hypothetischen S. (den kategorischen vom hypothetischen Imperativ). Ein hypothetisches (d. h. bedingtes) S. ist dasjenige, welches bloß vorschreibt so zu handeln, wofern man bestimmte Folgen erreichen oder vermeiden will; z. B. das Gebot, so zu handeln, wofern man nicht Strafe gewärtigen will; kategorisch dagegen das, das nicht um der Folgen willen, sondern schlechthin gebietet. Von solcher Art ist nach Kant einzig und allein das sittliche Gebot, daher der kategorische Imperativ sich deckt mit dem Imperativ des Sittengesetzes oder der Pflicht (s. d.).

Soller (spr. ßolljēr), Stadt im Bezirk Palma auf der span. Insel Mallorca im Mittelmeer, ist 22 km im NNO. von Palma, in einem tiefen, das nordwestl. Küstengebirge durchbrechenden Thale, am Südwestfuß des Silla de Torrellas und 5 km südöstlich von seinem Hafen gelegen und hat (1887) 7988 E.

Söller (vom lat. solarium, d. h. ein der Sonne ausgesetzter Ort), eine nicht überdeckte Fläche auf dem Dach eines Hauses, auf einem Turme u. dgl. (S. Altan.)

Sollicitieren (lat.), inständig bitten; Sollicitation, Bittgesuch.