Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

477

Südafrikanische Republik

tigen Alleen an den Ortschaften herangewachsen sind. Charakteristisch ist das Twagras (Arthratherum). Es gedeihen nicht nur alle europ. Getreide- und Fruchtarten, sondern auch subtropische und tropische Gewächse, wie Citronen, Orangen, Baumwolle, Zucker, Kaffee und ein sehr guter Tabak. Weniger fruchtbar, ja beinahe steril erscheinen die nordöstl. Gebirgsgegenden von Lydenburg. Jagdbare Tiere sind fast vollständig aus den südl. Teilen verschwunden; Elefanten und Löwen haben sich in die Thäler des mittlern Limpopo und des untern Olifant zurückgezogen. Viehzucht ist das Lebenselement der Buren; ungeheure Herden von Rindern und Schafen werden gehalten; in Wackerstrom besteht auch Pferdezucht.

Mineralien. Die Grundlage der geolog. Bildung besteht aus Granit und Schiefer; darüber lagert die sog. Kapformation (Sandstein, Thonschiefer, Konglomerat und Grünstein), über dieser eine Schicht von Quarzit und kohlenführenden Flözen. Der Boden birgt eine Menge von mineralischen Schätzen: vorzügliches Eisen-, Kupfer- und Bleierz, Silberminen (nördlich von Pretoria), Diamanten (bei Christiania, Distrikt Bloemhof), Steinkohlen in Bocksburg, Wackerstrom und Utrecht, und vor allem Gold. Der deutsche Reisende Mauch war der erste, welcher 1867 die Entdeckung von Goldfeldern in Südafrika, nämlich in dem nordwestlich von Transvaal gelegenen Tati und 1870 im SO. bei Lydenburg, machte. Das gab den Anstoß zum Goldsuchen im ganzen Lande, und von Jahr zu Jahr mehrte sich der Reichtum in den neu entdeckten Goldgegenden. Die einzelnen Goldfelder (1895) sind (in geogr. Ordnung): 1) im Distrikt Zoutpansberg: Soutsdorp, Haenertsburg, Klein-Letaba, Leydsdorp und Agatha mit 0,4 Proz. der ganzen Ausbeute des Landes; 2) im Distrikt Lydenburg: Lydenburg mit 2,04 Proz., De Kaap (bei Barberton) und Komati (bei Steynsdorp) mit 2,56 Proz.; 3) im Distrikt Heidelberg: Witwatersrand mit 89,77 Proz. und Heidelberg mit 1,63 Proz.; 4) im Distrikt Potchefstrom: Schoonspruit (Klerksdorp, Potchefstrom und Venterskroon) mit 3,56 Proz.; 5) im Distrikt Marico Malmani mit nur 829 Unzen im Werte von 3008 Pfd. St. Die Goldproduktion betrug 1886 gegen 13 Mill. M., 1893: 113 Mill. M., 1895: 171 Mill. M. Man hat berechnet, daß die Goldfelder am Witwatersrand noch etwa 40 Jahre ausbeutungsfähig sind und noch für über 7000 Mill. M. Gold enthalten.

Bevölkerung und Verfassung. Die Bevölkerung besteht aus Buren oder Boers (s. d.), etwa 80 000, welche die Herren des Landes und die Großgrundbesitzer sind, und aus Uitlanders (s. d., Bd. 17), etwa 150 000, nämlich aus "Afrikandern", d. h. im Kapland geborenen Weißen, aus Engländern, Russen und Deutschen, welche alle das Hauptkontingent der Minendistrikte bilden, und aus eingewanderten Holländern. Die Eingeborenen (etwa 600 000), Kaffern, Basuto und Betschuanen, werden zwar in strenger Zucht gehalten, doch mit Wohlwollen behandelt. Ihnen ist jede Teilnahme am polit. Leben versagt; sie dürfen keinen Grundbesitz, noch Minengerechtsame erwerben; an sie darf bei Strafe kein Branntwein verkauft werden. Sie sind der größten Mehrzahl nach Bauernknechte der Buren und Tagelöhner. In vereinzelten Familiengruppen haben sich in abgeschlossenen eigenen Wohnsitzen angesiedelt: die Barolong, Batlapi im Westen; die Knopneuzen (Makwaba) im Thal des Limpopo; die Baboka und Zulu auf der östl. Abdachung. - An der Spitze der Regierung steht der Exekutivrat, nämlich ein auf fünf Jahre gewählter Präsident, ein Vicepräsident, ein Staatssekretär, ein Oberbefehlshaber. Zum ersten Volksraad (24 Mitglieder) können nur im Lande Geborene oder seit 1876 Ansässige, zum zweiten (30 Mitglieder) nur seit vier Jahren Ansässige gewählt werden. Die Uitlanders erhalten nach 2 Jahren Zutritt zum zweiten und erst nach 14 Jahren Zutritt zum ersten Volksraad. Als offizielle Sprache gilt Holländisch, als Staatskirche die niederdeutsch-reformierte. Jeder waffenfähige Bur ist wehrpflichtig; eine stehende Armee existiert nicht.

Das Wappen ist geteilt mit silbernem Mittelschild, in dem ein Anker erscheint; die obere Hälfte zeigt rechts in Rot einen goldenen Löwen, links in Blau einen Ackersmann, die untere Hälfte in Grün einen Karren. Das Wappen ist von Standarten umgeben und von einem Adler überhöht; am Fuße ist ein Band mit der Inschrift: Eendracht maakt magt. Die Landesfarben sind am Flaggenstock Grün vertikal, daran anstoßend Blau, Weiß, Rot horizontal.

^[Abb.]

Die Hauptstadt Pretoria (s. d.) zählt 8000 weiße E. (1895). Die bei weitem volkreichste Stadt ist Johannesburg (s. d.) mit (1896) 102 714 E., darunter 7900 Buren und 42100 Uitlanders. Die wirtschaftliche Entwicklung steigert sich in unerwarteter Weise. Die Einnahmen betrugen 1895: 71 (1881: 1½), die Ausgaben 53 Mill. M. Aus- und Einfuhr, 1891 im Werte von 160 Mill. M., betrug 1893: 218 Mill. M., 1895 die Einfuhr allein 191, und 1896 sogar 282 Mill. M. Die Niederländisch-Südafrikanische Eisenbahngesellschaft (mit einem Aktienkapital von 14 Mill. holländ. Gulden, Sitz in Amsterdam) übernahm im letzten Jahrzehnt den Bau und Betrieb der wichtigsten Bahnlinien, von denen bis 1896: 991 km fertig gestellt waren; nämlich die Linie Pretoria-Vaalfluß (Verbindung mit Port-Elizabeth und Kapstadt) 1893, Pretoria-Komaati Poort (Delagoabahn) 1895 und Johannesburg-Charlestown (Natal) 1896. Im Bau begriffen ist: Nelspruit-Barberton (Zweigbahn der Delagoabahn). Außerdem gehört der Gesellschaft eine Trambahn, die von Krügersdorp über Bocksburg nach Springs in die Nähe der Witwatersrandschen Goldfelder (81,1 km) führt.

Geschichte. Der Staat Transvaal entstand aus einer Anzahl vereinzelter Niederlassungen, welche die aus Natal nach den Hochebenen am Vaalfluß einwandernden Buren 1848 gegründet hatten (s. Natal). Anfangs bildeten sich drei getrennte Republiken: Potschefstrom, Zoutpansberg und Lydenburg, welche 1852 von England in der sog. Land-River-Konven-^[folgende Seite]