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Thessalonicher (Briefe an die) – Theuerdank
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Thessalonich'
König Philipps II., mit dem Namen Thessalonike belegt. Die Römer machten sie nach der Einverleibung
von Macedonien 146 v. Chr. zuerst zur Hauptstadt und zum Sitze der Regierung dieser Provinz. Nach der Teilung der macedon. Provinz im 4.
Jahrh. n. Chr. wurde sie Hauptstadt der Macedonia prima. In der röm. Kaiserzeit gelangte die Stadt als
Mittelpunkt des europ.-asiat. Handels zu Reichtum und Ansehen. Eine Empörung der Stadt gegen die röm. Besatzung unter Theodosius endete mit
der Hinrichtung von 7000 Bürgern. Trotz der Plünderungszüge der Slawen und Sarazenen am Anfang des Mittelalters behielt T. seine Bedeutung
als Handelsplatz. Vorübergehend kam es in die Hände der Normannen, der Lateiner (Bonifacius von Montserrat), der Byzantiner, Venetianer,
bis sie 1430 die Türken eroberten. Noch jetzt ist T. als Saloniki (s. d.) einer der wichtigsten Handelsplätze. – Vgl.
Tafel, De Thessalonica ejusque agro (Berl. 1839).
Thessalonicher, Briefe an die, zwei der kleinern Paulinischen Briefe im
neutestamentlichen Kanon. Wenn sie wirklich von Paulus herrühren, sind sie die ältesten seiner Briefe und bald nach Stiftung der Gemeinde
zu Thessalonich von Korinth aus geschrieben. Der erste Brief enthält neben Ausführungen zur persönlichen Apologie des Apostels Belehrungen
über die bevorstehende Wiederkunft Christi und Mahnungen an die Leser zur Standhaftigkeit in Bedrängnis und zu einer würdigen Vorbereitung
auf das Reich des Herrn. Der zweite Brief kündigt in dunkler Rede an, daß vor der Wiederkunft Christi erst der Antichrist, der Mensch der
Ungesetzlichkeit, erscheinen und sich in den Tempel Gottes setzen werde, und warnt die Leser, sich durch angebliche Briefe des Apostels
irre machen zu lassen. Die Echtheit des ersten Briefs ist von Baur und seiner Schule, zuletzt von Holsten und Steck, bestritten worden,
wird aber von den meisten Kritikern festgehalten; die Echtheit des zweiten Briefes ist sehr zweifelhaft. Kommentare verfaßten Pelt
(Greifsw. 1830), Schott (Lpz. 1834), De Wette (3. Aufl. bearb. von W. Möller, ebd. 1864), P. Schmidt (Berl. 1885), Zimmer (in der
«Denkschrift des evang.-theol. Seminars zu Herborn», 1891) und Schäfer (katholisch; Münster 1890), Schmiedel (2. Aufl., Freib. i. Br. 1892),
H. A. W. Meyer l6. Aufl., bearb. von Bornemann, Gött. 1894), Zoeckler (Münch. 1895). – Vgl. auch von Soden, Der erste Thessalonicherbrief
(in den «Theol. Studien und Kritiken», 1885).
Thessalonikisches Kaiserreich, einer der nach der Einnahme Konstantinopels durch die Lateiner (1204) aus den
Trümmern des Byzantinischen Reichs entstandenen Staaten, dessen Gründer Theodoros Angelos Komnenos Dukas war. Nachdem dieser, der seinem
Bruder Michael I. im Despotat von Epirus gefolgt war, 1217 den lat. Kaiser von Konstantinopel, Peter von Courtenay, in Albanien besiegt und
gefangen genommen hatte, eroberte er Thessalien und Macedonien und verdrängte 1222 fast ohne Widerstand die Lateiner aus Thessalonich selbst,
das der Sitz eines neuen griech. Kaisertums wurde. Theodoros dachte schon an die Wiedereroberung Konstantinopels, wurde aber 1230 vom
bulgar. König Johannes Asan besiegt, gefangen genommen und geblendet. 1240 befreit, verdrängte er seinen inzwischen in Thessalonich zur
Herrschaft gelangten Bruder Manuel, übergab aber die Kaiserkrone seinem Sohne Johannes. Mit Unterstützung ↔ des Kaisers
von Nicäa, Johannes Dukas Vatatzes, kehrte Manuel jedoch nach Europa zurück und riß verschiedene thessalonikische Plätze an sich, versöhnte
sich aber bald mit seinem Bruder. Nachdem Manuel 1241 gestorben war, griff Vatatzes 1242 Thessalonich an und zwang Johannes nach einer
längern Belagerung zu einem Frieden, wonach dieser zwar sein Reich unter der Oberhoheit von Nicäa behalten, den kaiserl. Titel aber mit dem
eines Despoten vertauschen sollte. Nach dem Tode des Johannes (1244) zettelte Vatatzes im Nov. 1246 eine Verschwörung gegen dessen Bruder
und Nachfolger Demetrios an, worauf er sich Thessalonichs bemächtigte und einen Teil des nunmehr aufgelösten Reichs, das westl. Macedonien,
an seinen Neffen Michael II. von Epirus gab, während der alte Theodoros mit der Herrschaft über Wodena abgefunden wurde. 1253 wurde jedoch
das ganze T. K. dem Reich von Nicäa einverleibt.
Thetis, Tochter des Nereus und der Doris, die mächtigste der Nereiden. Sie wohnte mit ihren Schwestern in der
Tiefe des Meers bei ihrem alten Vater und zeigt sich als eine hilfreiche Göttin. Sie war von Hera auferzogen und genoß die besondere Gunst
des Zeus, weil sie einst, als Hera, Poseidon und Athene ihn fesseln wollten, den Meeresriesen Aigaion zu Hilfe rief und ihn dadurch von
dieser Schmach rettete. Er und Poseidon werben auch um ihre Hand, verzichten aber auf eine Verbindung mit ihr, weil Themis oder Prometheus
geweissagt hatte, daß ihr Sohn größer als sein Vater sein werde. Sie wird deshalb wider ihren Willen gezwungen, sich mit einem Sterblichen,
dem Peleus, zu vermählen. Dieser, von dem Kentauren Cheiron beraten, lauert ihr in einer Grotte auf und zeugt mit ihr, nachdem er sie trotz
vielfacher Verwandlungen und Schrecknisse überwunden hat, den Achilleus (s. d.).
T. heißt auch der 17. Planetoid und ein Mond des Saturns (s. d.).
Theuerdank, Tewrdanck, Titel eines allegorischen Gedichts, das unter dem
Bilde einer Brautfahrt die Lebensschicksale Kaiser Maximilians I. schildert. Es erzählt, wie T. (Maximilian) auf der Fahrt zu Ehrenreich
(Maria von Burgund) durch drei von seinen Feinden bestellte Hauptleute, Fürwittig (Fürwitz, Unbesonnenheit der Jugend), Unfalo (Unfälle des
beginnenden Mannesalters) und Neidelhart (polit. und andere zahlreiche Feinde des reifern Alters), aufgehalten und in Abenteuer (meist
wirkliche Erlebnisse des Kaisers) verwickelt wird, die er mit Glück und Mut besteht. Die Erfindung und der erste Entwurf des Werkes
stammen von Maximilian selbst; die weitere Ausführung haben in seinem Auftrage Sigismund von Dietrichstein und Marx Treizsaurwein besorgt;
die uns im Druck vorliegende Gestalt hat Melchior Pfinzing zum Urheber, der namentlich den Versbau regelte. Der künstlerische Wert der
trocknen und unbeholfenen Darstellung und der dürftigen Allegorie ist gering. Es erschien zuerst ohne Jahreszahl (1517) zu Nürnberg,
prachtvoll gedruckt (Faksimile, s. Buchdruckerkunst, Textfigur 11)
und ausgestattet mit 118 von Hans Schäuffelein und andern Meistern besorgten Holzschnitten. Zur Enträtselung der unter der Allegorie
versteckten histor. Namen und Begebenheiten fügte schon Pfinzing dem Werke einen Schlüssel bei. Im 16. Jahrh, hat Burkard Waldis (1553),
im 17. Jahrh. noch Math. Schultes (1679) es neu bearbeitet. Ausgaben von Haltaus (Quedlinb. 1836) und von Goedeke (Lpz. 1878); Neudruck im
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 778.