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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tigrisbahn - Tiliaceen

behält, und durchbricht die Gebirgsausläufer 150 km nördlich von Mosul. Der Strom bespült das alte Ninive, scheidet Assyrien von Mesopotamien und geht über Tekrit, Samira nach Bagdad. Hier nähert er sich dem Euphrat bis auf 20 km. Unterhalb Mosul nimmt der T. die beiden Zab auf und unterhalb Bagdad fließt der Dijala (Gyndes der Alten) in ihn. Bei Korna vereinigt er sich mit dem Euphrat nach einem Laufe von 1870 km. Als Schatt el-Arab gehen beide in den Persischen Meerbusen. Der T. ist von Diarbekr ab schiffbar, doch wird der Verkehr häufig durch natürliche und künstliche Hindernisse gehemmt. In der Genesis wird er unter dem Namen Chiddekel (Hiddekel) als einer der vier Ströme des Paradieses bezeichnet. Die Assyrer nannten ihn Idiglat oder Diglat, was noch heute der arab. Name (Didschleth) ist. Der Name T. ist zu uns durch die Griechen gekommen; die Perser bildeten den ursprünglichen Namen Diglat oder Tiklat in Tigra um, was im Altpersischen Pfeil bedeutet haben soll. Einst bespülte der T. ein reiches Kulturland von Amida (Diarbekr) ab über Bezabde, Ninive, Opis, Seleucia, Ktesiphon; heute sind seine Ufer fast verödet, mit Ausnahme von Diarbekr, Mosul und Bagdad.

Tigrisbahn, s. Euphratbahn.

Tihri, Staat in Centralindien (s. d.); auch anderer Name für Garhwāl (s. d.).

Tikal, birman. und siames. Gewicht und Geld, s. Keiat und Bat.

Tikbaum, Tikholz, s. Teakholz.

Tikkitikki, Zwergvolk, s. Akka und Tafel: Afrikanische Völkertypen, Fig. 10.

Tikul, Gewicht und Geldeinheit in Birma, s. Keiat.

Tikurmehl, s. Arrow-Root.

Tilaventum, s. Tagliamento.

Tilburg (spr. -börg), Fabrikstadt in der niederländ. Provinz Nordbrabant, an den Staatsbahnlinien Nimwegen-T. und Breda-Venlo, an die sich hier die Belgische Centralbahn nach Turnhout anschließt, hat (1895) 36839 E., eine Tuchhalle, neue got. Kirche, höhere Bürgerschule; sehr bedeutende Tuch- und Wollzeugfabriken und Gerberei. Dampfstraßenbahn führt nach Waalwijk.

Tilbury (engl., spr. tillbörrĭ), leichter zweiräderiger Gabelwagen.

Tilbury (spr. tillbörrĭ), Ort an der Themsemündung, s. Gravesend.

Tilde (span.), Strichlein, namentlich das Zeichen auf dem ñ, das die Aussprache nj andeutet.

Tile Kolup, s. Holzschuh, Dietrich.

Tilemann Elhen von Wolfhagen, s. Fasti Limburgenses.

Tilgner, Victor, Bildhauer, geb. 25. Okt. 1841 in Preßburg, besuchte die Akademie in Wien, wo ihn Professor Bauer und Joseph Gasser unterrichteten. Noch als Schüler ward ihm der Auftrag, für das neue Opernhaus die Büste Bellinis und für das Arsenal die Marmorfigur Herzog Leopolds Ⅵ. zu meißeln. Als der franz. Bildhauer Déloye behufs der Arbeiten für die Weltausstellung 1873 nach Wien berufen wurde, schloß sich ihm T. auf das engste an und gewann in dieser Schule einen äußerst flotten und lebenswahren Stil. Seine Büste der Tragödin Charlotte Wolter machte T.s Namen rasch berühmt. Die Freundschaft Makarts schaffte ihm in Baron Leitenberger einen Gönner, der ihn 1874 nach Italien sandte. Nach Wien zurückgekehrt, fertigte er die in Erz gegossene Gruppe eines Tritons und einer Najade, welche vom Kaiser für den Volksgarten angekauft wurde. Nun bestellte der Monarch seine eigene Statue sowie einen Prachtbrunnen für die kaiserl. Villa in Ischl. Sodann entstanden die Porträtbüsten des Grafen E. Zichy, des Malers Führich, Leopold Müllers, das Grabmal des Herzogs von Coburg, das Denkmal des Komponisten Hummel für Preßburg, die Statue des Rubens für das Wiener Künstlerhaus in Marmor, derselbe Gegenstand und als Gegenstück Raffael für Amerika, die Figuren Amor in Waffen, elsäss. Mädchen, ital. Jäger im Kostüm des Trecento. Für das neue Burgtheater vollendete er die überlebensgroßen Steinfiguren der Phädra und des Falstaff, für die kaiserl. Villa im Tiergarten bei Wien Bassingruppen, 1887 den Entwurf eines grandiosen Hochstrahlbrunnens beim Palais Schwarzenberg (im Wettbewerb mit Weyr). Zu seinen neuesten Schöpfungen gehören: das Liszt-Denkmal (Bronzebüste) in Ödenburg (1893), das Werndl-Denkmal (Bronzestandbild mit Arbeiterfiguren am Sockel) in Steyr (1894), das Marmorstandbild Mozarts in Wien (enthüllt 1896), das Makart-Denkmal für Wien (1896), das Petersen-Denkmal für Hamburg (enthüllt 1897). T.s Stil ist der malerische, wobei er ebenso meisterhaft die Bahn der Quattrocentisten Italiens wie der Barockmeister des 18. Jahrh. zu wandeln weiß. T. war Professor und starb 16. April 1896 in Wien. Seine «Ausgewählten Werke», hg. von Ilg, erscheinen seit 1896 in Wien.

Tilgung, Schuldenzahlung, s. Amortisation und Tilgungsfonds.

Tilgungsfonds (engl. Sinking fund), Amortisationsfonds, der aus laufenden Einnahmen, einem Zuschlag zu den Zinsen u. s. w. angesammelte, zum Teil verzinslich belegte und ordnungsmäßig verwaltete Fonds, aus welchem die zu amortisierenden Staatsschulden (s. d.), Obligationen, bisweilen auch Aktien von Aktiengesellschaften, Vereinen und Genossenschaften, die von Landschaften, Hypothekenbanken und Hypothekentilgungskassen zu amortisierenden Hypotheken allmählich getilgt werden. Der Staatsschuldentilgungsfonds kann eine besondere Kasse haben oder auch mit der Staatsschuldenkasse, welche die Zinsen der Schuldbriefe zahlt, verbunden sein. Die Tilgung oder Amortisation durch die Tilgungskasse erfolgt nach Maßgabe der zufließenden Einnahmen, entweder durch Ankauf der Schuldbriefe auf der Börse oder durch Auslosung derselben. In der Regel bestimmt man, wenn eine besonders organisierte Amortisationskasse besteht, die Zinsen von den bereits eingelösten Schuldverschreibungen zur weitern Schuldtilgung und überweist der Kasse außerdem noch gewisse Prozente des ursprünglichen Betrags jeder Anleihe. Gewöhnlich beträgt dieser jährliche Abtragungsfonds nur 1 Proz., und dieser Betrag genügt, um mit Zuziehung der erübrigten Zinsen eine 3prozentige Anleihe in 47 Jahren zu tilgen. In der neuern Zeit ist übrigens wegen der immer mehr zunehmenden Beliebtheit der Form der Rentenschuld (s. Staatsschulden) das frühere systematische Tilgungsverfahren, das thatsächlich mit einer fortwährenden Vermehrung der Staatsschulden zusammenhing, sehr zurückgetreten und manche Staaten tilgen jetzt nur, soweit sie reelle Überschüsse der Einnahmen über die Ausgaben zum Rückkauf von Rente zu verwenden im stande sind.

Tilĭa, s. Linde und Tafel: Laubhölzer. Waldbäume Ⅳ, Fig. 2.

Tiliaceēn, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Columniferen (s. d.) mit gegen 330 über die ganze Erde mit Ausnahme der kalten Zonen ver- ^[folgende Seite]