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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wärmeabsorption; Wärmeäquator; Wärmeeffekt; Wärmeeinheit; Wärmefarben; Wärmegrad; Wärmekapacität; Wärmeleitung

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Wärmeabsorption – Wärmeleitung

Wärme, indem in einem ungleich erwärmten flüssigen Mittel Strömungen entstehen, welche die W. fortführen, wie dies z. B. stattfindet, wenn eine Flüssigkeit von unten erwärmt wird, wobei die erwärmten und ausgedehnten leichtern Teile aufsteigen, die kältern dafür herabsinken.

Körper von gleicher Temperatur ändern ihren Wärmezustand gegenseitig nicht, ob dieselben sich nun berühren oder durch mit diathermanen Stoffen (s. Diatherman) angefüllte Zwischenräume getrennt sind. In letzterm Fall muß man annehmen, daß jeder Körper durch Strahlung an die andern ebensoviel W. verliert, als er von denselben gewinnt. Es entsteht so das bewegliche Gleichgewicht der W. Die ältern Forscher hielten die W. für einen unwägbaren Stoff (s. Imponderabilien), da eine heiße Kugel nicht mehr wiegt als eine kalte. J. R. Mayer und Joule haben zuerst bemerkt, daß die W. eine Form der Energie (s. d.) ist, daß sie nämlich eine Folge der Bewegung der Körper- oder Ätherteilchen ist und daß diese Energieform in andere Energieformen verwandelt werden kann. Diese Bemerkung bildet die Grundlage der Mechanischen Wärmetheorie (s. d.) und der Kinetischen Gastheorie (s. d.). – Über latente oder gebundene W. vgl. den Artikel Latent. (S. auch Specifische Wärme.) – Vgl. Tyndall, Die W. (4. Aufl., Braunschw. 1894); Maxwell, Theorie der W. (deutsch von Auerbach, Bresl. 1877; von Neesen, Braunschw. 1878); Fourier, Analytische Theorie der W. (deutsch von Weinstein, Berl. 1884); Tait, Wärmelehre (deutsch von Lecher, Wien 1885); Mach, Die Principien der Wärmelehre, historisch-kritisch entwickelt (Lpz. 1896).

Tierische, physiologische oder Eigenwärme ist W., die sich während des Lebens in allen Tieren erzeugt, bei verschiedenen Tierklassen entweder nahezu ganz an die Umgebung abgegeben wird oder sich bis zu einem gewissen Grade im Körper ansammelt. Bei der ersten Klasse richtet sich die Körpertemperatur also nach der Temperatur des umgebenden Mittels (Luft, Wasser) derart, daß die Körpertemperatur die der Umgebung nur um wenig (1 bis 2° C.) übertrifft; solche Tiere mit schwankender Eigenwärme nennt man kaltblütige oder richtiger wechselwarme (pökilotherme) Tiere. Die andere Klasse bewahrt eine unter allen Verhältnissen der Umgebung gleichbleibende, konstante Temperatur; solche Tiere heißen warmblütige oder besser gleichwarme (homöotherme) Tiere; ihre Temperatur übersteigt jene des umgebenden Mittels beträchtlich (12 bis 20° C.). Zu diesen gehören die Vögel und Säugetiere. Nicht alle Warmblüter besitzen dieselbe Eigenwärme; sie ist nach der Tierklasse verschieden. Die Säugetiere z. B. haben eine geringere Eigenwärme (37,5 bis 40° C.), die Vögel eine höhere (40 bis 42° C.). Die Eigenwärme des gesunden erwachsenen Menschen kann im Mittel zu 37,3° C. angenommen werden; bei Kindern und Greisen ist sie um einige Zehntelgrade höher. Auch hält die Eigenwärme im Laufe des Tags nicht dieselbe Höhe, sondern macht regelmäßige Schwankungen, deren Abhängigkeit von der Nahrungsaufnahme und andern Körperzuständen sich nicht verkennen läßt. Nachts etwa um 1 Uhr nimmt sie den niedrigsten Stand ein (36,3 bis 36,8° C.), erreicht dann im Laufe des Vormittags ein erstes Maximum (37 bis 37,4° C.), auf dem sie mehrere Stunden beharrt, steigt dann in den ersten Nachmittagsstunden noch etwas (37,3 bis 37,6° C.) und sinkt darauf wieder allmählich. Ebenso zeigen die einzelnen Körperprovinzen nicht dieselbe Temperatur. So ist die Eigenwärme in der Achselhöhle (wo sie von den Ärzten in der Regel gemessen wird) etwas niedriger als im After, an den unbedeckten Hautstellen (z. B. den Händen) niedriger als in der Achselhöhle. Das Blut der Leber besitzt eine höhere Temperatur als das des Darmkanals, das zur Lunge strömende Blut der rechten Herzkammer eine höhere als das von der Lunge zurückfließende der linken Herzkammer. Während ihrer Thätigkeit besitzen die verschiedenen Organe (z. B. die Drüsen, Muskeln) eine höhere Temperatur als in der Ruhe, entzündete Organe eine schon durch das bloße Gefühl wahrnehmbare Temperatursteigerung.

Endlich bewirken auch gewisse Krankheiten eine Erhöhung der Eigenwärme des gesamten Körpers. Solche Krankheiten nennt man fieberhafte und die Erhöhung der Eigenwärme mit der Gesamtheit der zugehörigen Erscheinungen Fieber (s. d.).

Daß bei den im Körper vor sich gehenden chem. Prozessen W. entwickelt wird, beruht auf dem physiol. Stoffwechsel (s. d.). Als wesentlichste Quelle der Eigenwärme sind die zahlreichen Oxydationsvorgänge, die ohne Unterbrechung im Körper stattfinden, zu bezeichnen. Eine weitere Wärmequelle sind gewisse physik. Vorgänge, unter denen Bewegung und Reibung obenan stehen. So geht die ganze lebendige Bewegung des Herzens durch die Widerstände, die sich dem Blutstrom entgegensetzen, in W. über; ebenso setzt sich bei der Muskelarbeit, abgesehen von dem Verbrennungsprozeß während derselben, ein Teil der lebendigen Arbeit durch Reibung der Muskeln, der Sehnen, der Gelenkflächen, weiterhin durch Erschütterung und Pressung der Knochenenden gegeneinander in W. um. Auch die in den Muskeln, Nerven und Drüsen sich findenden elektrischen Ströme gehen höchstwahrscheinlich zum größten Teil in W. über. (S. auch Wärmeökonomie.)

Wärmeabsorption der Luft, die teilweise Absorption der durch die Insolation der Erde zugeführten Warme (s. Insolation).

Wärmeäquator, s. Temperaturverteilung.

Wärmeeffekt, absoluter, s. Heizeffekt, absoluter.

Wärmeeinheit, s. Wärmemenge.

Wärmefarben, s. Diatherman.

Wärmegrad, der durch das Thermometer gemessene Grad der Temperatur eines Körpers.

Wärmekapacität, die Wärmemenge, die ein Körper bei Erwärmung um 1° C. aufnimmt. Ist m die Masse (s. d.), s die Specifische Wärme (s. d.) des Körpers, so ist ms seine W.

Wärmeleitung, der Übergang der Wärme (s. d.) von Teilchen zu Teilchen desselben Körpers oder zweier sich berührender Körper. Nach Newtons Annahme findet die gegenseitige Temperaturänderung zweier sich berührender Körper mit doppelter oder dreifacher Geschwindigkeit statt, wenn der Temperaturunterschied verdoppelt oder verdreifacht wird. Dasselbe Gesetz gilt für die sich berührenden und gleich warmen Teile desselben Körpers. Denkt man sich eine große 1 m dicke Platte aus irgend einem Stoff, z. B. Kupfer, die an einer Fläche mit Dämpfen siedenden Wassers, an der gegenüberliegenden mit schmelzendem Eis in Berührung gehalten wird, so nimmt dieselbe an den betreffenden Flächen die Temperaturen 100 und 0° an, während die Temperatur im Innern von der einen Fläche zur an- ^[folgende Seite]