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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wellenastrild - Wellenbrecher

ist. Die fortschreitende Welle wird durch die Formel e = a sin 2π([1/τ]-[x/λ]) dargestellt, in der e die Elongation eines bestimmten Teilchens zur Zeit t, x seine Entfernung vom Erregungsorte, τ die Schwingungsdauer, a die Amplitude, λ die Wellenlänge bedeutet. Wenn zwei fortschreitende W. von gleicher Ausweichung und Wellenlänge in entgegengesetzter Richtung fortschreiten (in nachstehender Figur durch die ausgezogene und die punktierte Linie angedeutet), so kommen sie zur Interferenz (s. d.), und es entsteht durch Summierung der gleichgerichteten und Subtraktion der entgegengesetzt gerichteten Ausweichungen eine stehende Welle. Da die Ausweichungen der punktierten Welle in Bezug auf 8auch bei der Fortschreitung stets symmetrisch bleiben zu den Ausweichungen der ausgezogenen Welle, so verbleiben die Maximalausweichungen (die Schwingungsbäuche) bei S, während die Stellen K die Schwingungsknoten, s. Knoten) durchaus in Ruhe bleiben. In der stehenden Welle erreichen alle Punkte gleichzeitig ihre größte Ausweichung und gehen gleichzeitig durch die Gleichgewichtslage; nur die Schwingungsweite ändert sich von Stelle zu Stelle. Eine stehende Welle kann durch die Formel e = 2a sin (2πx/λ)·sin (2πt/τ) dargestellt werden. Solche stehende W. kann man erzeugen, wenn man einen Schlauch an einem Ende befestigt und das andere Ende mit der Hand in Schwingungen versetzt. Wäre die Welle eine longitudinale, d. h. würden die Schwingungen in der Richtung der Fortpflanzung erfolgen (stehende Längs- oder Longitudinalschwingungen), so würden den Knoten die größten Dichtenänderungen, den Bäuchen keine Dichtenänderungen entsprechen. An den schwingenden Luftsäulen der Pfeifen kann man die Bäuche und Knoten durch den sog. Flammenzeiger nachweisen; das sind Gasflammen, deren Ausflußöffnungen durch Membranen mit der Luftsäule der Pfeife in Verbindung stehen (s. Tafel: Schall, Fig. 8). Läßt man die Pfeife ertönen, so vibrieren die Flammen, deren Membranen an den Bäuchen angebracht sind, am stärksten, während die den Stellen der Knoten entsprechenden Flammen ruhig brennen. - Vgl. E. H. und E. W. Weber, Wellenlehre (Lpz. 1825); Tyndall, Der Schall (3. Aufl., Braunschw. 1897).

Wellenastrild, Vogelart, s. Fasänchen.

Wellenberg, s. Wellen.

Wellenberuhigung, die Anwendung von Öl zur Dämpfung der Meereswellen. Schon Aristoteles, Plutarch und Plinius war die wellenglättende Eigenschaft verschiedener Öle bekannt. Im Mittelalter geriet diese Verwendung des Öls außer Gebrauch; erst Franklin beschäftigte sich wieder eingebend mit der W. und stellte eine Theorie auf, die mit der des Plutarch ziemlich übereinstimmte. Nach Franklin haben sich Physiker aller Nationen mit der W. beschäftigt. Man stellte die Theorie von der Oberflächenspannung auf: wenn die Summe der Spannung beider Flächen (der obern und der untern) des Öltropfens geringer ist als die Oberflächenspannung des Wassers, so muß dieses den Rand des Öltropfens mit sich ziehen und fortfahren, ihn zu erweitern. Wenn dagegen jene Summe größer ist als die Flüssigkeitsspannung, so bleibt der Tropfen unbeweglich und linsenförmig. Drude behauptet, daß die geölte Meeresfläche noch fortwogen muß, weil die in der Wellenbewegung enthaltene Energie nicht plötzlich durch die Öldecke vernichtet werden kann. Die Bedingung besserer Stabilität ist aber nach der Ölung daran zu erkennen, daß die Wogenkämme weniger überkippen und gerundeter erscheinen. Auf je größere Fläche der Einfluß des Öls sich erstreckt, desto besser wird der Erfolg sein. Am günstigsten sind nach deutschen Versuchen Stichlingsthran und andere Fischöle, nach franz. Versuchen der Thran der Robben und Tümmler. Da alle Fischöle sich bei kaltem Wetter verdicken, so muß man sie mit etwa 10 Proz. Fuselöl (Amylalkohol) verdünnen. Im Notfall kann auch Maschinenschmieröl, mit Petroleum verdünnt, verwendet werden, indes ist Petroleum allein unwirksam.

Um die praktische Verwendung des Öls zur W. haben sich in Deutschland namentlich Karlowa (s. d.) und Rottok (s. d.) Verdienste erworben. Es kommt stets darauf an, an der Luvseite des Schiffs eine möglichst große geölte Fläche herzustellen, die das überfluten des Oberdecks durch Brechseen verhüten soll. Man benutzt zur W. Ölsäcke aus Segeltuch mit feinen Öffnungen, woraus das Öl nur tropfenweise austreten kann. Diese werden am Kranbalken, am Bugspriet, an Rahen oder an luvwärts hinausgesteckten Spieren befestigt. Den Schiffsbooten kann das Anlegen an ein auf stürmischer Reede liegendem Schiff ebenfalls durch Ölen erleichtert werden. Ferner benutzen die Rettungsboote der Küstenstationen Öl zur W., um durch die Brandung am flachen Strand hindurchzugehen. Auch Hafeneinfahrten hat man durch verankerte Ölbojen, aus denen das Öl automatisch tropfenweise austritt, geglättet. Zu gleichem Zweck werden Ölraketen und Ölbomben verwendet, die beim Auffallen auf die Meeresoberfläche ihren Inhalt ergießen. Neuerdings hat Baron d'Alessandro angeraten, große, flach schwimmende Netze vor Hafeneinfahrten oder auf Reeden zur W. auszubreiten und zu verankern. Sie sollen noch erfolgreicher als Öl die Wellen beruhigen können. - Vgl. Cloué, Le filage de l'huile, son action sur les brisantes de la mer (3. Aufl., Par. 1887); Rottok, Die Beruhigung der Wellen durch Öl nebst Anweisung für den Gebrauch desselben auf See (Berl. 1888); Karlowa, Die Verwendung von Öl zur Beruhigung der Wellen (Hamb. 1888); Großmann, Die Bekämpfung der Sturzwellen durch Öl (Wien 1892); Anleitung für den Gebrauch von Öl zum Glätten der See, hg. vom Reichsmarineamt (Berl. 1893); Raineri, L'olio usato a calmare le onde (Rom 1893); M. M. Richter, Die Lehre von der W. (Berl. 1804); Baron d'Alessandro, Le filet flotant, appareil destiné à calmer les vagues de la mer (Par. 1894).

Wellenbewegung, diejenige innerhalb der Masse eines Körpers vor sich gehende Bewegung, bei welcher sich die einzelnen Massenteilchen in Wellen (s. d.) bewegen. Auf W. beruhen die Erscheinungen des Schalls (s. d,), des Lichts (s. d.) und der Elektricität (s. Elektrooptik). Über die W. im Meer s. Meer und Seebeben.

Wellenbrecher, sehr starke, auf dem Meeresgrunde ausgeführte Mauern, die Reeden und Häfen gegen Sturm und Seegang schützen sollen. Der größte Bau dieser Art ist der W. von Cherbourg (s. d.); ihm zunächst steht der von Plymouth (s. d.).