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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wels (Bezirkshauptmannschaft und Stadt) - Welser

Afterflosse dagegen groß und mit der Schwanzflosse verschmolzen. Am schlammigen Boden großer Flüsse verborgen, lauert er auf kleinere Fische und kommt nur in der Nacht an die Oberfläche. Er verzehrt alles Getier, dessen er habhaft werden kann, und laicht von Mai bis Juli. Das Fleisch der jüngern W. wird gern gegessen. Man findet den W. in den großen Strömen Deutschlands, Ungarns und besonders Südrußlands. In den heißen Gegenden finden sich viele andere Gattungen der Familie, so allein 60 im tropischen Amerika, und manche dieser Formen, die sog. Panzerwelse (Loricariidae), haben einen vollkommenen Hautpanzer, wie z. B. Hypostomus etentaculatus Spix. Gleichfalls südamerikanisch ist die durch ihre Brutpflege bekannte Gattung Aspredo (s. Laichen), afrikanisch der Zitterwels (s. Zitterfische), chinesisch der Katzenwels (s. d.).

Wels. 1) Bezirkshauptmannschaft in Oberösterreich, hat 959,83 qkm und (1890) 88865 (44106 männl., 44759 weibl.) E. in 57 Gemeinden mit 1054 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Eferding, Grieskirchen, Lambach, Waizenkirchen und W. – 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts, Bezirksgerichts (255,55 qkm, 30828 E.), Revierbergamtes, Hauptzollamtes und Handelsgremiums, ehemals Hauptstadt des Landes, an der schiffbaren Traun, in 316 m Höhe, am Ende der 22 km weit nach Linz reichenden Welser Heide und den Linien Wien-Salzburg, W.-Simbach (91 km), W.-Unterrohr (32 km) und W.-Aschach (28 km) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 10118 E., in Garnison 4 Eskadrons des 15. Dragonerregiments «Freiherr von Bechtolsheim», gewerbliche Fortbildungs- und städtische Handelsschule, einen Stadtplatz mit steinernem Brunnen (1572), Vorstadtplatz mit dem Denkmal Kaiser Josephs Ⅱ. (1884); Papiermühlen, Kunstmühlen, Eisengießerei, Schmalzsiedereien, Eisen- und Kupferhammer, Öl-, Maschinen-, Leder- und Zwiebackfabriken, Handel mit Getreide, Holz, Schmalz, Butter, Eiern, Geflügel, Horn- und Borstenvieh, bedeutende Pferde- und Wochenmärkte. Merkwürdige Bauwerke sind die got. Stadtpfarrkirche (9. Jahrh.), ursprünglich im Basilikastil angelegt, mit altem Sandsteinportal und wertvollen Glasmalereien im Presbyterium, Kalvarienbergkirche (1716), evang. Christuskirche, 1849‒50 aus den Mitteln der Gustav-Adolf-Stiftung im got. Stile aufgeführt; die Burg, jetzt Privatbesitz; ferner das schöne Rathaus, das Schloß Polheim, neues Kinderasyl, die große Kavalleriekaserne, neue Landwehrkaserne und das Stadttheater. Außerdem sind hervorzuheben, der prachtvolle Volksgarten, 1878 angelegt, und der neue schöne Gemeindefriedhof. Am rechten Ufer der Traun die Ortschaft Aigen, mit Anlagen und Aussichtswarte auf dem Reinberg. – Vgl. Meindl, Geschichte der Stadt W. (2 Bde., Wels 1878); Woerl, Führer durch W. (4. Aufl., Würzb. 1894).

Welsbach, Aloys Auer, Ritter von, s. Auer.

Welsberg, Dorf, s. Pusterthal.

Welsch, auch Wälsch (altdeutsch walhisc), ist abgeleitet vom altdeutschen Walh. Walch, das aus dem kelt. Volksnamen Volcae entstanden ist. Die Volcae waren um 500 v. Chr. in Mitteldeutschland Nachbarn der Germanen, daher bezeichneten diese alle kelt. Stämme mit diesem Namen. Als die Kelten romanisiert waren, ging der Name Walh auf die Romanen (Franzosen, Italiener u. s. w.) über. In neuerer Zeit ist das Wort W. wenig mehr als Volksname gebräuchlich, doch findet es sich in geogr. Namen, wie Welschland = Italien, Welschtirol, Walachei, und andern Worten, z. B. Welschkorn, Welschkohl, Welschkraut, Welsche Nüsse oder Walnüsse u. s. w.; auch wird «welsch» noch bisweilen im Sinne von fremdländisch, unverständlich, gebraucht, daher «welschen» unverständlich reden. Bei den Angelsachsen bezeichnete Wealh (davon wealisc, engl. Welsh) anfänglich alle kelt. Urbewohner von Britannien, später, nach deren Verschwinden im eigentlichen England und jetzt, die Bewohner von Wales (s. d. und Kymrische Sprache und Litteratur).

Welsch-Bern, alter Name von Verona.

Welsche Falle, s. Guillotine.

Welsche Konfinien, s. Konfinien.

Welsche Mispel, s. Crataegus.

Welsche Nüsse, s. Nußbaum.

Welscher Belchen, Berg in den Vogesen, s. Ballon.

Welscher Hahn, der Truthahn.

Welschhuhn, das Truthuhn (s. d.).

Welschkohl, s. Wirsing.

Welschkorn, s. Mais.

Welschland, soviel wie Italien.

Welsch-Livĭnen, s. Livigno, Valle di.

Welse, früherer Stromarm der Oder im preuß. Reg.-Bez. Potsdam, bildet von unterhalb Passow bis oberhalb Vierraden die Grenze gegen Pommern und mündet unterhalb Schwedt; sie bildet jetzt den Abfluß des Sees Wolletz im Kreis Angermünde und ist durch den Landgraben mit der Randow und Uker verbunden.

Welser, Name einer von Kaiser Karl Ⅴ. geadelten Patricierfamilie zu Augsburg, von der sich im 15. Jahrh. eine Nürnberger und im 16. Jahrh. eine Österreicher Linie abzweigten. – Bartholomäus W., der nebst Fugger Karl Ⅴ. große Summen (angeblich 12 Tonnen Goldes) vorschießen konnte, wurde zum kaiserl. Rat ernannt und rüstete 1527 drei Schiffe in Spanien aus, die unter dem Befehl des Ambros. Dalfinger, eines Ulmers, nach Amerika segelten und die Provinz Caracas in Besitz nahmen, die der Kaiser W. als Pfand überließ. Doch schon 1546 wurden die W. durch die span. Kolonialbehörden dieser Besitzung beraubt, ein junger W. selbst hingerichtet. In dieser Zeit schickten sie auch in Verbindung mit Nürnberger Kaufleuten ein Schiff nach Ostindien, um neue Handelsplätze zu suchen.

Am berühmtesten wurde des Bartholomäus Nichte Philippine W., eine Tochter seines Bruders Franz, geb. 1527. Bei ihren böhm. Verwandten auf Schloß Brzesnic lernte Erzherzog Ferdinand (s. d.), der Sohn des röm. Königs, das Mädchen kennen (wahrscheinlich 1556) und lieben; ihre Vermählung erfolgte Jan. 1557, ein Vergleich mit dem erzürnten Vater des Erzherzogs 1559; dasPaar mußte ewige Geheimhaltung der Ehe versprechen und auf jedes fürstl. Erbfolgerecht der Kinder verzichten, die den Namen «von Österreich» erhielten, aber vor der Welt als Findelkinder behandelt wurden. Übrigens erhielt der Erzherzog 1576 vom Papst die Lösung des Versprechens, seine Ehe geheimzuhalten. Philippine starb 24. April 1580 in Tirol. Ihr Sohn Andreas (geb. 1558) starb als Kardinal und Bischof von Brixen und Konstanz in Rom 12. Nov. 1600. Der zweite Sohn Karl (geb. 1560), der sich dem Kriegswesen gewidmet hatte, erhielt 1605 die Markgrafschaft Burgau als österr. Mannlehn und starb 1618. Redwitz hat die