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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wietersheim; Wifflisburg; Wig.; Wigalois; Wigămur; Wigan; Wigand

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Wietersheim - Wigand, Georg

außerord. Professor. Er folgte 1870 einem Ruf an die Forstakademie Mariabrunn und wurde 1873 ord. Professor der Anatomie und Physiologie der Pflanzen und Direktor des Pflanzenphysiologischen Instituts der Universität Wien. Bis 1880 hielt er daneben auch Vorlesungen an der Technischen Hochschule daselbst; seit 1882 ist er wirkliches Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Er schrieb: «Einleitung in die technische Mikroskopie» (Wien 1867), «Mikroskopische Untersuchungen» (Stuttg. 1872), «Die Rohstoffe des Pflanzenreichs» (Lpz. 1873), «Die Entstehung des Chlorophylls in der Pflanze» (Wien 1877), «Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreich» (2 Bde., ebd. 1879‒80), «Das Bewegungsvermögen der Pflanzen» (ebd. 1881), «Elemente der wissenschaftlichen Botanik» (3 Bde., ebd. 1881‒89; 3. Aufl. 1890), «Die mikroskopische Untersuchung des Papiers» (ebd. 1887), «Die Elementarstruktur und das Wachstum der lebenden Substanz» (ebd. 1892), «Untersuchungen über den Lichtgenuß der Pflanzen mit Rücksicht auf die Vegetation von Wien, Kairo und Buitenzorg» (ebd. 1895), «Untersuchungen über das photochem. Klima von Wien, Kairo und Buitenzorg» (ebd. 1896). Die Ergebnisse seiner 1893‒94 unternommenen Reise nach Java veröffentlichte er unter dem Titel «Pflanzenphysiol. Mitteilungen aus Buitenzorg» (Wien 1891 fg.).

Wietersheim, Eduard von, sächs. Staatsmann, geb. 10. Sept. 1787 in Zerbst, studierte in Leipzig die Rechte, wurde, nachdem er an den Feldzügen von 1813 bis 1814 als sächs. Offizier teilgenommen hatte, Hof- und Justizrat in Dresden, dann Kreishauptmann in Plauen, wo er sich besonders um die Hebung des schwer danieder liegenden vogtländischen Gewerbfleißes bemühte. 1830 wurde er Direktor der Kommerzdeputation und Brandversicherungskommission in Dresden, 1831 Präsident der interimistischen Landesdirektion, 1835 Kreisdirektor in Dresden und Vorstand der Abteilung für die gewerblichen Angelegenheiten im Ministerium des Innern und 1840 Minister des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Nach seiner Entlassung 1848 zog er sich auf sein Gut Neupouch bei Bitterfeld zurück, wo er 16. April 1865 starb. Von seinen Schriften ist die «Geschichte der Völkerwanderung» (4 Bde., Lpz. 1858‒64; 2. Aufl., bearbeitet von Dahn, 2 Bde., 1880‒81) hervorzuheben. –Vgl. von Witzleben, Eduard von W. (Lpz. 1866).

Wifflisburg, Stadt in der Schweiz, s. Avenches.

Wig., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Albert Julius Wilhelm Wigand (s. d.).

Wigalois (entstanden aus frz. Guy le Galois), eigentlich Guinglain, der Sohn Gawans, ein Ritter aus dem Kreise der Tafelrunde. Er ist der Held eines Abenteurerromans, den Wirnt (s. d.) von Grafenberg nach franz. Quelle umdichtete.

Wigămur, der «Ritter mit dem Adler», deutscher Artusroman des 13. Jahrh. in Reimpaaren, von einem bayr. Fahrenden, der sich eng an Wirnts von Grafenberg «Wigalois» anlehnte. Ausgaben in von der Hagens und Büschings «Deutschen Gedichten des Mittelalters», Bd. 1 (Berl. 1808). - Vgl. Sarrazin, Wigamur (Straßb. 1879).

Wigan (spr. wiggĕn), Parlaments-, Municipal- und Countyborough in Lancashire, am Leeds-Liverpool-Kanal, Eisenbahnknotenpunkt der Linien der London and North-Western- sowie der Lancashire and Yorkshirebahn, zählt (1891) 55013 E., hat eine Lateinschule, ein Handwerkerinstitut, eine Bibliothek und ein Museum. Die Industrie der Stadt, begünstigt durch das nahe Kohlenrevier, umfaßt namentlich Fabrikation von Baumwollwaren, ferner von Chemikalien, Papier und Schneidewerkzeugen, Messing- und Eisenwerke sowie Töpferei.

Wigand, Albert Julius Wilhelm, Botaniker, geb. 21. April 1821 in Treysa, studierte in Marburg Naturwissenschaften, wurde 1850 außerord., 1860 ord. Professor und Direktor des Botanischen Gartens und des Pharmakognostischen Instituts daselbst, wo er 22. Okt. 1886 starb. W. schrieb: «Grundlegung der Pflanzen-Teratologie» (Marb. 1850), «Intercellularsubstanz und Cuticula» (Braunschw. 1850), «Der Baum» (ebd. 1854), «Botan. Untersuchungen» (ebd. 1854), «Flora von Kurhessen» (Bd. 1, 2. Aufl., Cass. 1875), «Lehrbuch der Pharmakognosie» (Berl. 1863; 3. Aufl. 1879), «Entstehung und Fermentwirkung der Bakterien» (Marb. 1884); den Darwinismus bekämpfte er in «Die Genealogie der Urzellen als Lösung des Descendenzproblems» (Braunschw. 1872) und «Der Darwinismus und die Naturforschung Newtons und Cuviers» (3 Bde., ebd. 1874‒77) sowie in kleinern Schriften.

Wigand, Paul, Geschichtsforscher, geb. 10. Aug. 1786 zu Cassel, studierte zu Marburg die Rechte und Geschichte, übernahm dann bis 1807 die Herausgabe der polit. Zeitung zu Cassel, wurde hierauf Prokurator bei den Gerichten zu Cassel und in dem neuen Königreich Westfalen Friedensrichter zu Höxter. Als Höxter an Preußen kam, wurde er Assessor bei dem Land- und Stadtgericht daselbst. Nach Erscheinen seiner «Geschichte der gefürsteten Reichsabtei Corvei» (Höxter 1819) wurde er mit Aufstellung der Urkundenschätze des Archivs zu Corvei und eines Teiles der Archive von Paderborn betraut. 1828 übernahm er mit Strombeck die Herausgabe der vaterländischen Provinzialrechte und erhielt bald darauf den Auftrag, die Provinzialgesetzbücher für den Obergerichtsbezirk von Paderborn zu entwerfen. 1833 wurde er als Stadtgerichtsdirektor nach Wetzlar versetzt, trat 1848 in den Ruhestand und starb 4. Jan. 1866 in Wetzlar. W. gründete das «Archiv für Geschichte und Altertumskunde Westfalens» (7 Bde., Hamm 1826‒27; Lemgo 1828‒38) und veröffentlichte «Das Femgericht Westfalens» (Hamm 1825), «Die Dienste» (ebd. 1828), «Der corveische Güterbesitz» (Lemgo 1831), «Die Provinzialrechte der Fürstentümer Paderborn und Corvei» (3 Bde., Lpz. 1832) und «Die Provinzialrechte des Fürstentums Minden, der Grafschaften Ravensberg u. s. w.» (2 Bde., ebd. 1834). An der Kontroverse über die Echtheit des «Chronicon Corbeiense» beteiligte er sich mit der Schrift «Die corveischen Geschichtsquellen» (Lpz. 1841) und wies auch in einer kritischen Ausgabe der «Traditiones Corbeienses» (ebd. 1843) deren Verfälschung nach. Später gab er noch «Denkwürdigkeiten für deutsche Staats- und Rechtswissenschaft» (Lpz. 1854) und «Denkwürdige Beiträge für Geschichte und Rechtsaltertümer aus westfäl. Quellen» (ebd. 1858) heraus.

Wigand, Georg, Verlagsbuchhandlung in Leipzig, gegründet 1829 in Kaschau von Georg Wigand (geb. 13. Febr. 1808 in Göttingen, gest. 9. Febr. 1858), Bruder von Otto Wigand (s. d.) sowie zugleich Mitbegründer der Firma Kirchhoff & Wigand (s. d.). Das Verlagsgeschäft wurde 1835 nach Leipzig verlegt und ging nach Georg Wigands Tode 1858 an seine Witwe über, 1874 an beider