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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wilhelm; Wilhelm Ⅰ.; Wilhelm Ⅸ.

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Wilhelm Ⅲ. (König der Niederlande) - Wilhelm (Graf zu Schaumburg-Lippe)

und Steuerwesens, erlebte aber die Vollendung dieser Reorganisationen nicht mehr. Er starb 17. März 1849. Von seinen Kindern überlebten ihn: König Wilhelm Ⅲ. (s. d.); Prinz Heinrich (s. d.); Prinzessin Sophie, geb. 8. April 1824, vermählt 1842 mit dem Großherzog Karl Alexander von Sachsen-Weimar, gest. 23. März 1897.

Wilhelm Ⅲ., Alexander Paul Friedrich Ludwig, König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg (1849‒90), geb. 19. Febr. 1817, Sohn Wilhelms II. (s. d.), trat 17. März 1849 die Regierung an und berief im Herbst 1849 ein Ministerium aus der liberalen Opposition, in welchem Thorbecke das Innere übernahm, und das die Reform des Staatslebens und die Entwicklung des Parlamentarismus in weitem Umfange durchführte. Die Auflösung des Deutschen Bundes 1866 benutzte König W., um das Großherzogtum Luxemburg und das Herzogtum Limburg aus der Verbindung mit Deutschland loszulösen. 1889 verfiel der König in eine gefährliche Krankheit, so daß eine zeitliche Regentschaft eintreten mußte (in den Niederlanden der Staatsrat, in Luxemburg der Herzog von Nassau). Doch erholte er sich unerwartet und konnte im Mai die Regierung wieder übernehmen, erkrankte aber 1890 von neuem und starb nach langem Leiden 23. Nov. 1890 im Schloß Het Loo. König W. war in erster Ehe seit 18. Juni 1839 mit Sophie (geb. 17. Juni 1818, gest. 3. Juni 1877), Tochter des Königs Wilhelm von Württemberg, vermählt, die ihm zwei Söhne geboren hat: Kronprinz Wilhelm, Prinz von Oranien (geb. 4. Sept. 1840, gest. 11. Juni 1879 zu Paris), und Prinz Alexander (geb. 25. Aug. 1851, gest. 21. Juni 1884). In zweiter Ehe vermählte sich W. 7. Jan. 1879 mit Emma (s. d.), Prinzessin zu Waldeck und Pyrmont. Aus dieser Ehe stammt die 31. Aug. 1880 geborene Königin Wilhelmina, die, da nach der niederländ. Verfassung in Holland nach dem Aussterben des Mannsstammes die weibliche Linie zur Regierung kommt, ihrem Vater unter Vormundschaft ihrer Mutter auf den niederländ. Thron folgte, während im Großherzogtum Luxemburg, in dem die weibliche Linie nicht successionsfähig ist, der ehemalige Herzog Adolf von Nassau Nachfolger war. – Vgl. Linz, W. Ⅲ., König der Niederlande (Luxemb. 1889).

Wilhelm Ⅸ., Graf von Poitou (1087‒1127), Herzog von Aquitanien, der älteste bekannte Troubadour, war ebenso berufen wegen seiner Tapferkeit, Unterhaltungskunst und dichterischen Gewandtheit, wie wegen seiner Sittenlosigkeit und Verführungskunst. Seine noch in einfacher Strophenform verfaßten Lieder, die zu den originellsten Erzeugnissen mittelalterlicher Lyrik zählen, verraten einen ebenso stürmischen wie geschmeidigen Charakter, strotzen von Lebenslust und Übermut, zeigen W. jedoch auch als einen tieferer Empfindungen fähigen Dichter. W.s Lieder gab A. von Keller (Tüb. 1850) heraus. – Vgl. Sachse, Über das Leben und die Lieder W.s von Poitou (Lpz. 1882).

Wilhelm Ⅰ. und Ⅱ., Könige von Preußen, s. Wilhelm Ⅰ. und Ⅱ., Deutsche Kaiser (S. 731 u. 733).

Wilhelm, Friedrich W. Karl, Prinz von Preußen, der dritte Sohn des Königs Friedrich Wilhelm Ⅱ. und Bruder Friedrich Wilhelms Ⅲ., geb. 3. Juli 1783 zu Berlin, diente seit 1799 in der Garde und führte im Kriege gegen Frankreich 1806 eine Kavalleriebrigade, mit der er bei Auerstedt eine kühne Attacke machte, und seit März 1807 das 2. Dragonerregiment. Im Dez. 1807 ging er nach Paris, um eine Herabsetzung der Kriegskontribution zu erwirken, erlangte aber nur eine geringe Ermäßigung. Er nahm dann eifrigen Anteil an der Erneuerung Preußens und seines Heers und befand sich im Befreiungskriege in Blüchers Hauptquartier. In der Schlacht bei Lützen befehligte er die Reservekavallerie auf dem linken Flügel der Armee, und auch an den folgenden Thaten des schles. Heers nahm er ruhmvollen Anteil. Vor der Schlacht von Leipzig vermittelte er die Mitwirkung des Nordheers in der Zusammenkunft Blüchers mit dem Kronprinzen von Schweden zu Breitenfeld. Später führte er die 8. Brigade im 1. Armeekorps (Yorck) über den Rhein. Nach dem Pariser Frieden begleitete W. den König nach London und wohnte den Verhandlungen des Wiener Kongresses bei. Im Kriege von 1815 befehligte er in der Schlacht bei Waterloo die Reservekavallerie des 4. Armeekorps. Seit dem zweiten Pariser Frieden lebte er teils in Berlin, teils auf seinem Schlosse Fischbach am Riesengebirge. 1824‒29 war er Gouverneur der Bundesfestung Mainz. 1830 ernannte ihn der König zum Generalgouverneur der Rheinprovinzen und Westfalens mit dem Wohnsitz in Köln. Nach seiner Rückkehr von Köln, Dez. 1831, lebte er abwechselnd in Berlin und Fischbach. Im März 1834 wurde er zum General der Kavallerie und abermals zum Gouverneur von Mainz ernannt. Diese Stelle bekleidete er bis 1839. Er starb 28. Sept. 1851 in Berlin. W. war seit 12. Jan. 1804 vermählt mit Maria Anna, Prinzessin von Hessen-Homburg (geb. 1785, gest. 1846). Von seinen Kindern überlebten ihn Prinz Adalbert (s. d.) und die Töchter Elisabeth (geb. 1815, gest. 1885), Gemahlin des Prinzen Karl Wilhelm Ludwig von Hessen, und Maria (geb. 1825, gest. 1889), Gemahlin des Königs Maximilian Ⅱ. von Bayern, während sein jüngster Sohn, Prinz Waldemar (s. d.), bereits 17. Febr. 1849 gestorben war.

Wilhelm, Friedrich Ernst, Grafen Schaumburg-Lippe (Bückeburg), geb. 9. Jan. 1724 zu London, trat jung in brit. Dienste, focht bei Dettingen, dann in Italien, trat 1748 die Regierung seines Landes an und widmete sich vorzugsweise dem Militärwesen. Er errichtete zu Wilhelmstein eine Kriegsschule, deren berühmtester Schüler später Scharnhorst wurde, und wirkte für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, die er, seiner Zeit weit vorauseilend, in der Grafschaft Schaumburg ins Leben rief. Er errichtete 1751 ein Grenadierregiment von acht Compagnien, deren jede zwei einpfündige Falkonetts mitführte, 1752 ein Artillerie-, Ingenieur- und Mineurkorps mit einem bedeutenden Geschützpark und 1753 das treffliche, aus Reitern und Fußjägern bestehende Karabinierkorps, das sich im Siebenjährigen Kriege auszeichnete. W. stellte mit Hilfe engl. Subsidien 1650 Mann mit 28 bespannten Geschützen zur preuß. Armee, die bei Hastenbeck, Krefeld, Lutternberg u. s. w. ruhmvoll kämpften und bei Minden viel zum Siege beitrugen. Als auch Portugal als Bundesgenosse Englands in den Siebenjährigen Krieg mit hineingezogen wurde, erhielt W. 1762 den Oberbefehl daselbst, verteidigte sich bei dem span.-franz. Einfall erfolgreich gegen dreifache Übermacht und verblieb dort nach dem Friedensschlusse zu Fontainebleau bis 1764 zur Reorganisation des Heers. Auch in der innern Verwaltung leistete W. viel und hob den Wohlstand des Landes. Er starb 10. Sept. 1777 zu Bergleben. – Vgl. Denkwürdigkeiten des