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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wittgenstein - Wittig

Bleichereien und Färbereien, eine Ziegelei, Mühlen, Gneis- und Granulitsteinbrüche.

Wittgenstein, Kreis im preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, hat 487,42 qkm und (1895) 22 481 E., 2 Städte, 53 Landgemeinden und 2 Gutsbezirke. Sitz des Landratsamtes ist Berleburg (s. d.).

Wittgenstein, Emil, Prinz, russ. Generallieutenant, geb. 21. April 1824 zu Darmstadt, trat jung in großherzoglich hess. Dienste, begleitete 1845 den Prinzen Alexander von Hessen nach Kaukasien, nahm an den dortigen Kämpfen teil, war 1848 im Kriege gegen Dänemark, trat dann in russ. Dienste, wurde Adjutant des Fürsten Woronzow, kämpfte bis 1852 in Kaukasien und wurde dem Ausbruch des Orientkrieges Inspecteur der Feldlazarette. Später führte er ein Truppenkommando in Kleinasien. 1862 wurde W. dem Großfürsten Konstantin in Warschau zugewiesen. 1866 trat er in den Ruhestand, nahm jedoch im Gefolge des Kaisers 1877-78 am Türkenkriege teil und starb 16. Sept. 1878 zu Egern am Tegernsee. W. verfaßte außer Gedichten "Kavallerie-Skizzen" (Darmst. 1851)), und "Deutschland in die Schranken!" (anonym; ebd. 1860). - Vgl. Souvenirs et correspondance, 1841-78, du prince Emile de Sayn-Wittgenstein (2 Bde., Par. 1888)

Wittgenstein, Ludw. Adolf Peter, Graf, seit 1834 Fürst von Sayn-Wittgenstein-Ludwigsburg, russ. Feldmarschall, geb. 17. (6.) Jan. 1769 zu Perjaslawl im russ. Gouvernement Perm, nahm an den Feldzügen in Polen, im Kaukasus und gegen Napoleon I. teil. 1812 hatte er mit dem 1. Infanterieregiment den Weg von der Düna nach Petersburg zu decken und kämpfte bei Polozk. Beim Rückzug der Franzosen erhielt er die Weisung, mit Tschitschagow zusammen an der Beresina dem Feind den Weg zu verlegen, was er aber verfehlte. 1813 vereinigtes ich W. mit dem preuß. Korps unter Yorck und zog 7. März in Berlin ein. Von dort wurde er nach Kutusows Tode zur Hauptarmee der Verbündeten berufen, um den Oberbefehl zu übernehmen; dieser Stellung war er jedoch nicht gewachsen. Der Verlust der Schlacht bei Großgörschen ist besonders dem Fehlen einer obern Leitung zuzuschreiben. Nach der Schlacht bei Bautzen verlor W. das Oberkommando und befehligte nach dem Waffenstillstand die bei der böhm. Armee befindlichen russ. Truppen. Auch im Feldzug von 1814 führte er bei dieser Armee unter dem Fürsten Schwarzenberg das 6. Korps, wurde bei Bar-sur-Aube 27. Febr. verwundet und mußte Mitte März das Heer verlassen. 1828 erhielt W. beim Ausbruch des Krieges gegen die Türkei den Oberbefehl über die russ. Armee am Pruth. Das Ergebnis seiner Operationen (s. Russisch-Türkischer Krieg von 1828 und 1829) war, daß er über die Donau zurückgehen mußte, und daß 1829 der Oberbefehl an Graf Diebitsch-Sabalkanskij überging. W. trat in den Reichsrat, wurde 1834 vom König von Preußen in den Fürstenstand erhoben und starb 11. Juni 1843 auf einer Reise in Lemberg.

Wittich, Friedrich Wilhelm Ludwig von, preuß. Generallieutenant, geb. 15. Okt. 1818 zu Münster i. W., trat 1835 aus dem Kadettenkorps als Sekondelieutenant in das I. Infanterieregiment, wurde nach Besuch der Allgemeinen Kriegsschule 1844 Adjutant der 2. Division und fungierte 1850 als Generalstabsoffizier der mobilen i. Kavalleriedivision. 1857 kam er als Major in den Generalstab, in dem er bis 1866 zum Oberst und Chef des Generalstabes des 5. Armeekorps (General Steinmetz) avancierte. In dem Feldzuge gegen Österreich zeichnete er sich 1866 bei Nachod, Skalitz, Schweinschädel und Königgrätz aus und bekam nach dem Frieden das Kommando der 5. Infanteriebrigade. Nachdem er 1868 Generalmajor geworden war, rückte W. 1870 als Führer der 49. Infanteriebrigade ins Feld, um diese bei Vionville, Gravelotte und Noisseville zu führen, bis er 20. Sept. zum Commandeur der 22. Division ernannt wurde, die während der Kämpfe an der Loire ! und in der Perche im Verein mit dem 1. bayr. Korps eine hervorragende Rolle spielte. W. focht unter General von der Tann 10. Okt. bei Artenay, 11. bei Orléans, erstürmte 18. Châteaudun, besetzte 21. Okt. Chartres, kämpfte darauf unter dem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin 2. Dez. bei Loigny, 3. und 4. bei Orléans, 8.-10. Dez. bei Beaugency und trug wesentlich zu den Siegen von Le Mans 10.-12. Jan. und Alençon 15. Jan. 1871 bei. Nach dem Frieden zum Generallieutnant befördert, wurde ihm 1872 das Kommando der 31. Division zu Straßburg i. E. übertragen: 1873 erhielt er den erbetenen Abschied. W. starb 2. Okt. 1884 auf seinem Landsitz zu Siede in der Neumark. Er veröffentlichte: "Aus meinem Tagebuch" (Cass. 1872). Seinen Namen führt das preuß. Infanterieregiment Nr. 83.

Wittichenau, wend. Kulow, Stadt im Kreis Hoyerswerda des preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, an der Schwarzen Elster, hat (1895) 2151 E. (zum Teil Wenden), darunter 100 Evangelische, Post, Telegraph, 2 kath. Kirchen, darunter eine 1440-45 im got. Stil erbaute; Strumpffabriken und Viehhandel.

Wittichenit, Mineral, s. Kupferwismutglanz.

Wittig, August, Bildhauer, geb. 23. März 1823 zu Meißen, begann das Studium seiner Kunst 1843 zu Dresden unter Rietschels Leitung und machte sich dann in den J. 1846-48 durch ein Relief: Raub des Hylas, eine Bronzegruppe, sowie Siegfried und Kriemhild, auch durch zwei größere Kinderfriese, Landwirtschaft und Gartenkultur, vorteilhaft bekannt. 184i weilte er sechs Monate in München, dann einige Monate in Florenz; 1850-63 lebte er in Rom. Von seinen Werken sind hervorzuheben: Eine Caritas, der sich drei Kinder anschmiegen (1851), die

überlebensgroße Statue eines Jägers (1852), Hagar und Ismael (Marmor, 1853; Nationalgalerie zu Berlin), Ganymed und Hebe (zwei Medaillons), eine Pietá (1858), eine Grablegung Christi und eine Loreley (zwei vorzügliche Reliefbildwerke, 1860). 1864 folgte W. einem Rufe nach Düsseldorf, übernahm daselbst als Professor die Gründung einer Bildhauerschule und starb 20. Febr. 1893. Zur Gedächtnisfeier für Cornelius arbeitete er dessen dreimal lebensgroße Büste (Bronze, vergoldet; in der Nationalgalerie in Berlin), ferner die Kolossalbüste W. von Schadows für dessen Denkmal in Düsseldorf, sodann drei Medaillons mit den überlebensgroßen Porträts von Peter Vischer, Phidias und Michelangelo für die Façade des frühern Museums der Gipsabgüsse zu Düsseldorf, zwei Karyatiden für das neue Akademiegebäude zu Düsseldorf und die Statuen der Apostel Petrus und Paulus.

Wittig, Hermann, Bildhauer, geb. 26. Mai 1819 in Berlin, studierte an der dortigen Akademie unter F. Tieck und 1846-48 in Rom. Seine Schöpfungen gehören zum größern Teil dem Kreise des Anmutigen und Idyllischen an; so die überlebensgroßen Marmorstatuen Flora und Pomona im Orangeriegebäude zu Potsdam, eine lebensgroße Victoria (Privatpark in Breslau), ein Friedensengel auf dem