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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wladislaw I. (König von Ungarn) - Woche

W. I. Ellenlang (poln. Łokietek), als Herzog W. IV., geb. 1260, wurde von einem Teil des Adels als König 1288 anerkannt, mußte aber mit den poln. und schles. Fürsten sowie mit den Böhmen kämpfen. Er wurde aus seinen Besitzungen vertrieben, und erst nach des Böhmenkönigs Wenzel Tode (1305) gelang es ihm, seine Herrschaft über Krakau zu sichern. 1312 besiegte er seine Feinde und vereinigte nun die seit 200 Jahren durch Teilungen zerrissenen poln. Lande wieder. 1319 ließ er sich zu Krakau als König von Polen krönen. Durch Verheiratung seines Sohnes Kasimir (III., s. d.) mit einer Tochter des litauischen Großfürsten Gedimin bereitete er die Vereinigung Polens mit Litauen vor. Er starb 1333 zu Krakau.

W. II. Jagello, s. Jagello.

W. III., der Sohn und Nachfolger Jagellos, wurde, 10 J. alt, 1431 gekrönt und 1440 nach dem Tode des deutschen Königs Albrecht II. (s. d.) auch von den Ungarn als W. I. zum Könige gewählt, doch machte ihm eine Partei unter Albrechts Witwe Elisabeth (s. d.) für deren Sohn Ladislaus V. Posthumus den ungar. Thron streitig. Im Kriege mit den Türken erlangte er durch Hunyady (s. d.) einen vorteilhaften zehnjährigen Waffenstillstand; aber auf den Antrieb des Papstes Eugen IV., welcher ihn von dem durch einen Eid bekräftigten Traktat entband, erneuerte er den Kampf, wurde aber von den Türken in der Schlacht bei Varna 10. Nov. 1444 besiegt, in der W. mit dem größten Teile der Ritterschaft das Leben verlor.

W. IV. (1032-48), Sohn Sigismunds III. (s. d.), wurde noch als Kronprinz von den Russen zum Zaren erwählt, ging aber durch die Unentschlossenheit seines Vaters dieser Krone verlustig. Ein geistreicher, staatskluger Fürst, bemühte er sich dennoch vergebens, die Mängel der poln. Verfassung zu beseitigen und den Bedrückungen der Dissidenten Einhalt zu thun. Das Religionsgespräch zu Thorn 1645 war ebenfalls erfolglos. Der Adel widerstrebte in allem. Zwar gelang es ihm, mit den Russen und Schweden vorteilhafte Verträge abzuschließen, und die Tataren wurden durch Koniecpolski von Kamieniec zurückgetrieben; allein der Staat schwebte infolge des Kosakenaufstandes unter Chmelnizkij (s. d.) in großer Gefahr, als W. 20. Mai 1648 in Merecz starb. Er suchte den Schulunterricht zu heben und berief die Piaristen (s. d.) nach Warschau, die bald eine segensreiche Thätigkeit entwickelten.

Wladislaw I., König von Ungarn, s. Wladislaw III., König von Polen.

Wladislaw II., König von Ungarn, s. Wladislaw, König von Böhmen.

Wladislawow. 1) Kreis im nordwestl. Teil des russ.-poln. Gouvernements Suwalki, westlich an Ostpreußen, nördlich an den Niemen grenzend, hat 1774,2 qkm, 81 098 E. und wenig Industrie. - 2) Kreisstadt im Kreis W., an der Mündung der Schirwindta in die Scheschuppe, der preuß. Stadt Schirwindt gegenüber, hat (1894) 6463 E., meist Israeliten, Post, Telegraph; Brauereien, Handel.

Wladiwostok (d. i. Beherrscherin des Ostens), chines. Hai-stan-wai, früher Port-May genannt, Festung ersten Ranges, Hafen- und Hauptstadt des russ.-sibir. Küstengebietes, unter 43° 6' nördl. Br. und 131° 54' ö'stl. L. von Greenwich, auf dem Südende der Halbinsel Murawjew-Amurskij, zwischen der Bucht Goldenes Horn (s. Peter des Großen Bai) und der Amurbucht sowie Endpunkt der Ussuribahn (Chabarowok-W.) und der im Bau begriffenen Mandschurischen Eisenbahn. W. ist Sitz des Gouverneurs, eines Festungs- und eines Hafenkommandos und eines Bezirksgerichts, hat 1780 hölzerne, 303 steinerne Häuser, 1880: 7300, 1885: 13 050, 1897: 28 896 E., darunter 10 000 Militär, 6500 Chinesen, 1400 Japaner und 800 Koreaner; Telegraphenverbindung durch Sibirien nach Europa und über Nagasaki nach Shang-Hai; zwei russ., eine evang. Kirche, ein Knaben-, ein Mädchengymnasium, eine Gewerbe- und eine Seemannsschule, ein Museum, eine Gesellschaft zur Erforschung des Amurlandes, drei russ. Zeitungen, Filialen der Russischen Reichsbank und der Russisch-Chinesischen Bank; Dampfmühlen, Brauereien, Sägemühlen, Ziegeleien, Gerbereien, Zündhölzchenfabrik, bedeutende Schiffahrt und Handel. W. ist Freihafen, liegt durchaus geschützt, ist 7 m tief, faßt 55 Schiffe zu 75 m Länge, hat ein Trockendock, gefriert aber auf etwa zwei Monate. Außer zahlreichen chines. Schaluppen und Dschonken liefen ein (1896) 253 Schiffe mit 194 728 t; die Einfuhr besteht aus Mehl, Reis, Thee, Zucker, Getränken, Manufakturen und Eisenwaren; die Ausfuhr (28 056 t) aus Rohstoffen, wie Seekohl, Renntierhörnern, getrockneten Fischen, Trepang u. a. - W. wurde 1860 als russ. Militärposten gegründet; 1876 wurde der Kriegshafen aus Nikolajewsk (an der Amurmündung) hierher verlegt. 1880 wurde W. zur Stadt erhoben und ist seit 1888 die Hauptstadt des Küstengebietes. Seit 1896 sollen 12 neue Forts in Angriff genommen sein und schnell gefördert werden. 1897 wurde eine Behörde lediglich zum Zweck des weitern fortifikatorischen Ausbaues von W. ernannt. Als Stützpunkt der russ. Flotte in Ostasien und als Endpunkt der Sibirischen Eisenbahn (s. d.) wird W. in Zukunft eine der bedeutsamsten Städte Ostasiens sein.

Wladyka, s. Wladika.

Wlassics, Julius, ungar. Staatsmann, s. Bd. 17.

Wljones, albanes. Name der Stadt Avlona (s. d.) im türk. Wilajet Jannina.

Wlozlawsk. 1) Kreis im westl. Teil des russ.-poln. Gouvernements Warschau, links an der Weichsel, hat 1312,8 qkm, 92 153 E.; Ackerbau, Vieh- und Bienenzucht, Handel mit Holz und Hanfsamen. - W., poln. Włoclawek, Kreisstadt im Kreis W., an der Weichsel und an der Linie Skernewizy-Alexandrowo der Warschau-Wiener Eisenbahn, Sitz eines kath. Bischofs, hat (1894) 22 470 E., Kathedrale, drei Kirchen, eine Realschule, kath. Priesterseminar; Porzellan-, Cichorienfabrik, eine Fabrik von Eisengeräten und bedeutenden Getreidehandel.

Wo, chem. Zeichen für Wolfram (s. d.).

W. O., Abkürzung für Wechselordnung.

Wöbbelin, Dorf in Mecklenburg-Schwerin, 8 km nördlich von Ludwigslust, mit (1895) 525 E., Postagentur, Fernsprechverbindung und den Gräbern Theodor Körners (s. d.), seiner Eltern und seiner Schwester Emma.

Woburn (spr. wúhbörn oder wóhbörn), Stadt im County Middlesex des nordamerik. Staates Massachusetts, 16 km nordwestlich von Boston, an der Boston-Lowell-Bahn, mit vielen Gerbereien, Schuhfabrikation und (1890) 13 499 E.

Woche, ein Zeitabschnitt von sieben Tagen, ist ihrem Ursprünge nach höchst wahrscheinlich nur eine Unterabteilung des alle vier Phasen umfassenden synodischen Mondmonats, dessen vierter Teil die