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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wocheiner See - Wochenbett

siebentägige W. nur um 3/8 Tag übertrifft. Als natürliche Zeiteinheit ist sie daher auch von den verschiedensten Völkern benutzt worden, wie den Chinesen und den alten Peruanern. Bei den Griechen findet sich keine entsprechende Einteilung des Monats, sondern nur eine solche in Dekaden. Dagegen ist jedenfalls die achttägige W. der Römer (s. Nundinae) mit dem Mondwechsel in Verbindung zu bringen. Den semit. Völkern und den Ägyptern war die W. schon sehr früh bekannt; bei den Israeliten ward die von scheba (d. i. sieben) schebna genannte W. auch mit der Kosmogonie, der Gesetzgebung und der Religion in Verbindung gebracht, sofern jeder siebente Tag als Sabbat, d. h. als allgemeiner Ruhetag gefeiert wurde. Im allgemeinen scheint man jedoch häufiger nach Tagen als nach W. gezählt und erst nach dem Exil die Wochenrechnung öfter angewendet zu haben. Auch finden sich keine Namen für die einzelnen Wochentage. Noch im Neuen Testament sowie bei den ältern Kirchenvätern wird gewöhnlich gezählt "am ersten, zweiten u. s. w. des Sabbats" für Sonntag, Montag u. s. w., und auch die griech. Benennung für W., hebdomás (d. h. Siebenzahl), selbst findet sich im Neuen Testament nicht. Gleichwohl gab es wahrscheinlich schon vor Christi Geburt Namen der Wochentage, deren Erfindung Dio Cassius den Ägyptern zuschreibt, die aber richtiger wohl den babylon. Chaldäern zuzuweisen ist, im Zusammenhange mit ihrem Planetenkultus. Die einzelnen Tage waren den damals bekannten Planeten geweiht, zu welchen man auch Mond und Sonne rechnete, also in der Reihenfolge unserer Wochentage der Sonne, dem Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn.

Kurz vor Christi Geburt fand diese Sitte auch bei den Griechen und Römern Eingang. Als Zeitmaß für das bürgerliche Leben kam dagegen die W. bei ihnen erst in Gebrauch, als das Christentum zur Staatsreligion erhoben war. Nunmehr wurde der Name des Sabbat, der jetzt eine erhöhte Geltung erhielt, auch in alle roman. Sprachen, später auch in die deutsche und slawische verpflanzt (ital. sabbato; span. sabado; frz. samedi [sabbati dies]; althochdeutsch sambaztac; oberdeutsch Samstag; altslaw. sabota). So nahmen nun auch die bisher für jede Siebenzahl geltenden griech. und röm. Wörter hebdomás und septimana, von denen das erstere namentlich in Bezug auf Krankheiten, in denen jeder siebente Tag für kritisch galt, gebraucht worden war, speciell die Bedeutung der siebentägigen W. an. Letzteres findet sich in dieser Bedeutung zuerst im Codex Thedosianus und drang in alle roman. Sprachen ein (ital. settimana; span. und portug. semana,; frz. semaine), auch ins Irische (sechtmaine). Eine eigentümliche christl. Weise, die Wochentage vom Sonntage ab als feria secunda (Montag) bis zur feria septima (Sonnabend) zu zählen, ist wenig über den kirchlichen Gebrauch hinaus gediehen. Nur neben den Namen des Sonntags (dies solis) stellten die Christen eine an den Auferstehungstag Christi erinnernde Benennung: grch. kyriake, lat. (dies) dominicus oder dominica, Tag des Herrn, die in den roman. Sprachen zur alleinherrschenden wurde (ital. domenica; span. und portug. domingo; frz. dimanche). Für die übrigen Tage von Montag bis Freitag blieben die astrolog. Namen in allen roman. Sprachen üblich.

Die Germanen sind schwerlich von selbst auf die siebentägige W. gekommen, wenn auch das Wort W. gemeingermanisch ist; sicher hat bei ihren Benennungen der Wochentage schon vor Einführung des Christentums röm. Einfluß gewaltet. Für Sonntag und Montag wurden die astrolog. Namen beibehalten, für die übrigen Tage aber die Namen derjenigen german. Gottheiten gewählt, deren Wesen den entsprechenden röm. Göttern am nächsten verwandt erschien. Dem röm. Mars entsprach der deutsche Zio (daher Dienstag, s. d.), dem Merkur Wodan (daher engl. wednesday; westfäl. Godensdag; s. Mittwoch), dem Jupiter Donar (s. d.; daher Donnerstag), der Venus Fria, nordisch Frigg (s. d.; daher Freitag, s. d.). Den dies saturni für das niederdeutsche Wort Sonnabend bewahrte das Niederländische, das Angelsächsische, das Englische (saturday) und das ältere Niederdeutsche (saaterdach), während sich im Norden ein laugardager (dän.-schwed. lördag), d. i. Badetag, und in Oberdeutschland ein Samstag (althochdeutsch sambaztac, entstanden ans vulgärlat. sambatum = Sabbat) einstellte. Slawen, Litaner, Finnen kennen die Planetentagnamen nicht, sondern zählen die Tage gleich den Griechen. Die Vertauschung der siebentägigen W. mit einer gleichfalls bloß zählenden Dekade geschah auch im franz. republikanischen Kalender (s. d., Bd. 10, S. 41 a).

Wocheiner See, Alpensee in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Radmannsdorf in Krain (526 m), von der Wocheiner Save (s. d.), die im nahen Savitzafalle (837 m) ihren Ursprung hat, durchflossen, ist 4,5 km lang, 1 km breit und von mächtigen Felswänden (der zackigen Skerbinja) umschlossen. Das Thal, welches die Save von ihrem Austritte aus diesem See bis zu ihrer Vereinigung mit der Wurzener Save bei Radmannsdorf durchfließt, heißt die Wochein.

Wocheinit, Mineral, s. Bauxit.

Wochenbett oder Kindbett (Puerperium), die unmittelbar auf die Entbindung folgende Zeit, in der die Rückbildung der Gebärmutter und die Ausgleichung der Folgen der Geburt vor sich geht. Gleich nach der Geburt schrumpft die Gebärmutter etwa zur Größe eines Kinderkopfes zusammen, und in den folgenden sechs bis sieben Wochen erlangt sie, bei ungestörtem Fortgang der Rückbildung, wieder die ursprüngliche Größe. Ebenso erlangen die übrigen bei der Schwangerschaft und der Geburt beteiligten Organe die Beschaffenheit wieder, die sie außerhalb der Schwangerschaft haben. Diese Rückbildung erfolgt unter Abfluß schleimiger, anfangs etwas blutiger Flüssigkeit (Wochenfluß oder Lochien). Nur bei ruhiger Lage und bei Abhaltung aller andern Schädlichkeiten ist Gewähr dafür, daß die Geburtsteile wieder zu ihrer normalen Beschaffenheit zurückkehren, und es ist daher notwendig, daß diese Vorsichtsmaßregeln streng eingehalten werden. Das Wochenzimmer muß möglichst groß und hoch sein und gut gelüftet werden. Auf Ruhe und Stille muß vor allen Dingen geachtet und deshalb aller unnötiger Wochenbesuch sorgfältig ferngehalten werden. Die Diät der Wöchnerin soll eine einfache und leicht verdauliche sein; in den ersten Tagen des W. ist das Nahrungsbedürfnis in der Regel gering, weshalb sich die Wöchnerin auf schleimige Suppen, ein Ei und etwas Weißbrot beschränken soll; als Getränk sind Milch und Lindenblütenthee zu empfehlen. Sobald die Wöchnerin aber Appetit zeigt, gebe man ihr leichtverdauliches Fleisch und lasse sie auch in den folgenden Tagen etwas leichtes Gemüse ge-^[folgende Seite]