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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wurmfarn – Wurmkrankheiten

ten. Es läßt sich deshalb auch eine gemeinsame Charakteristik für alle Formen nur schwer und höchstens durch negative Kennzeichen geben, da sowohl in Bezug auf die äußere Leibesform wie auf die innere Organisation und die Lebensweise die größten Verschiedenheiten gefunden werden. Jetzt pflegt man im Kreise der W. ziemlich allgemein folgende größere Klassen zu unterscheiden: 1) Plattwürmer, Platodes oder Plathelminthes. Zu ihnen gehören a. die Strudelwürmer (hierher z. B. Dendrocoelum lacteum Oerst., s. Tafel: Würmer, Fig. 1 und Tetrastemma obscurum M. Schul., Fig. 8), b. die Saugwürmer (z. B. mit dem Leberegel [Distomum hepaticum L., Fig. 2], dem Lanzenegel [Distomum lanceolatum Mehl., Fig. 3], die einen mit Redien (Fig. 4) oder Sporocysten (z. B. die als selbständiges Tier unter dem Namen Leucochloridium paradoxum G. Car [Fig. 5] beschriebene Sporocyste von Distomum macrostomum Dies.) und Cercarien (Fig. 6) verbundenen Generationswechsel (s. d.) durchlaufen. Das auch hierher gehörige Doppeltier (Diplozoon paradoxum Nordm., Fig. 7) besteht aus zwei verwachsenen, in der Jugend einzeln lebenden W. (Diporpa genannt) und c. die Bandwürmer; 2) Rundwürmer, Nemathelminthes. Hierher zählen a. die Haarwürmer (z. B. der Madenwurm [Oxyuris vermicularis L., Fig. 9 u. 11], der gemeine Spulwurm [Ascaris lumbricoides L., Fig. 10], der Palissadenwurm [Dochmius duodenalis Leuck., Fig. 12 u. 13]., der Hummelwurm [Sphaerularia bombi Duf., Fig. 14], die Rübennematode [Heterodera Schachtii Schn., Fig. 16], der Peitschenwurm [Trichocephalus dispar Rud., Fig. 17]), ferner b. die Kratzer (z. B. Echinorynchus angustatus Rud., Fig. 23) und die Pfeilwürmer (z. B. Sagitta cephaloptera Quoy et Gaim., Fig. 22); 3) Glieder- oder Ringelwürmer, Annelides, mit a. den Borstenwürmern (z. B. der stachligen Hermione [Hermione hystrix Sav., Fig. 15], die Schmuckterebelle [Terebella emmallina Quatref., Fig. 18], die Runzelserpel [Serpula vermicularis L., Fig. 24], die geschlängelte Nereïde [Nereïs pelagica Müll., Fig. 26], der Schwammwurm [Haplosyllis spongicola Clap., Fig. 33, der Pier [Arenicola piscatorum L., Fig. 25], dem roten Regenwurm [Lumbricus rubellus Hoffm., Fig. 31] und dem Wasserschlängelchen [Naïs proboscidea Müll., Fig. 19]), b. den Sternwürmern (z. B. der grünen Bonellie [Bonellia viridis Rol., Fig. 28 u. 29]) und c. den Blutegeln, dem mediz. Blutegel [Hirudo medicinalis L., Fig. 21); 4) Rädertiere, Rotatoria oder Rotiferi (z. B. mit dem Kronenrädchen [Stephanoceros Eichhornii Ehrenb., Fig. 27] und dem Krystallfischchen [Hydatina senta Ehrenb., Fig. 32 u. 35]). Den W. zugestellt hat man auf Grund neuerer Untersuchungen 5) die Moostierchen, Bryozoa (z. B. den Federpolyp [Plumatella repens Blainv., Fig. 34]) oder Polyzoa und 6) die Armfüßer, Brachiopoda (z. B. Schnabelmuschel [Rhynchonella psittacea Gm., Fig. 30]), während als Wurmgruppen von eigentümlich reduziertem Baue aufzufassen sind 7) die Dicyemiden (s. Fig. 20) und Orthonektiden. (S. die betreffenden Artikel.)

Wurmfarn, s. Aspidium und Farnkrautwurzel, sowie Tafel: Gefäßkryptogamen, Fig. 7.

Wurmfarnextrakt, s. Farnkrautwurzel.

Wurmfisch, s. Inger.

Wurmförmige Bewegung, s. Peristaltisch.

Wurmfortsatz, s. Blinddarm und Darm.

Wurmfraß, die zerstörende Wirkung der Insekten auf Holz. Der W. findet sowohl im frischen und feuchten, wie im trocknen und verarbeiteten Holze statt. Im erstern Fall wird entweder das Holz selbst oder der Splint zerstört und zwar von Borken-, Bohr-, Bock- und Prachtkäfern (s. die betreffenden Artikel). Der große Eichenbockkäfer (s. d., Cerambyx cerdo L.) dürfte selten den Eichen schädlich werden, eher der Moschusbock (Aromia moschata L.) den Weiden und der Fichtenbockkäfer (Tetropium luridum L.) den Fichten. Der Pappelbock (s. d., Sarpeda cariliaris L.) wird den Pappeln oft sehr schädlich, wie das Haselböckchen (Oberea linearis L.) den Haselsträuchern. An trocknem Holz, Balken, Möbeln bohrt der Hausbock (Hylotrupa-bajulus L.). Junge Buchen schädigt der grüne Prachtkäfer (Agrilus viridis L.), junge Eichen der schmale (Agrilus angustatus Ill.) und Linden der Lindenprachtkäfer (Lampra viridis Fab.). Von Schmetterlingen schaden durch W. der Weidenbohrer (s. d., Cossus ligniperda Fab.) und das Blausieb (s. d., Zenzera aesculi L.) verschiedenen Laubbäumen, den Schwarzpappeln oft sehr der Bienenschwärmer (s. Glasschwärmer, Trochilium apiforme Clerck). Auch die Holzwespen (s. d.) treten oft sehr schädlich auf. In allen diesen Fällen sind es die Larven, die schaden, bei den in trocknem Holzwerk, Möbeln u. s. w. vorkommenden Bohrkäfern aber auch die ausgebildeten Käfer. Die genagten Gänge nennt man Bohrgänge, die sich nach außen mit den Fluglöchern (Wurmlöchern) öffnen und meist mit Resten der zernagten Nahrung und mit Koth (Wurmmehl) angefüllt sind.

Als Mittel zur Verhütung von W. empfiehlt sich das Tränken der Oberfläche mit fettigen und harzigen Stoffen, wie Petroleum, Holzteer, Carbolineum. Ist jedoch der W. schon vorhanden, so tötet man die betreffenden Eier, Larven u. s. w. durch sorgfältiges Einträufeln von Salzsäure in die Bohrlöcher oder durch mehrmaliges Auftragen von kochend heißer, mit Kochsalz versetzter Seifensiederlauge. Wurmstichige Möbel setzt man in gut geschlossenen Räumen Benzindämpfen aus, wobei jedoch wegen der Giftigkeit und Explosionsfähigkeit des Benzins große Vorsicht erforderlich ist.

Vgl. Taschenberg, Praktische Insektenkunde (5 Tle., Brem. 1880); Glinzer, Baustoffkunde (Dresd. 1893.)

Wurmgeschwüre, Wurmjauche, s. Rotzkrankheit.

Wurmkolik, Pferdekrankheit, s. Kolik.

Wurmkrankheiten, auch wohl Wurmsucht (Helminthiasis), Gesamtbezeichnung für die durch das Vorhandensein von Würmern im Innern des lebenden Körpers hervorgerufenen Krankheitserscheinungen. Je nach dem Sitze der Würmer (s. Eingeweidewürmer), nach ihrer Größe und Anzahl, sowie nach den Lebensgewohnheiten wechseln diese Erscheinungen sehr. Es giebt Eingeweidewürmer, die geringe Störungen verursachen, während andere den Tod ihres Trägers herbeiführen können, wie z. B. der Drehwurm des Schafes (s. Drehkrankheit), der Leberegel (s. Leberegelseuche), der Hülsenwurm (s. Bandwürmer), die Trichine (s. d.) u. a. Die meisten Würmer sind nicht eigentlich gefährlich, sondern wirken nur nachteilig, einmal durch den auf die bewohnten und die benachbarten Organe ausgeübten Reiz, und andernteils durch die Entziehung bedeutender Mengen von Nährstoffen. Die Beseitigung ist nur für die den Darm bewohnenden