Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

873

Württembergische Baugewerks-Berufsgenossenschaft - Wurzbach (Alfred von)

Württembergische Baugewerks-Berufsgenossenschaft, s. Baugewerks-Berufsgenossenschaften.

Württembergische Eisenbahnen. Innerhalb der polit. Grenzen des Königreichs befanden sich 1. April 1896: 1552,44 km normalspurige Eisenbahnen und zwar 1511,58 württemb., 24,15, bad. Staatsbahnen und 16,71 km Privatbahnen. Die 1689 km langen Staatsbahnen, von denen 1511,58 km in Württemberg, 69,72 km in Hohenzollern, 8,13 km in Bayern und 99,77 km in Baden liegen, stehen unter der Generaldirektion der Königl. Württemb. Staatseisenbahnen zu Stuttgart. Die Stammbahn Bretten-Mühlacker-Stuttgart-Cannstatt-Ulm-Friedrichshafen (262,10 km) ist auf Grund des Gesetzes vom 18. April 1843 erbaut und 1845-53 dem Betriebe übergeben. (S. Deutsche Eisenbahnen, Übersicht C. I, 6.)

Württembergische Krone, Orden, s. Kronenorden und Tafel: Die wichtigsten Orden I, Fig. 5, beim Artikel Orden.

Württembergische Notenbank, einziges Noteninstitut Württembergs mit dem Sitz in Stuttgart, ohne Filialen, konzessioniert 24. Juli 1871; Dauer anfangs 25 Jahre bi5 23. Nov. 1896, dann durch Gesetz vom 18. Juli 1895 bis 1. Jan. 1911 verlängert, Aktienkapital 9 Mill. M., in 15 000 Aktien zu 600 M., auf Inhaber lautend, Umschreibung auf Namen gestattet. Die Grenze des gestatteten Notenumlaufs ist 25 714 200 M., der steuerfreie Notenumlauf auf 10 Mill. M. beschrankt. An dem Reingewinn über 5 Proz. ist der Staat zu einem Drittel beteiligt. Kurs der Aktien in Frankfurt a. M. Ultimo 1890-96: 109, 108,70, 106,80, 107,20, 105,40, 105,40, 106,50; Rentabilität in dieser Zeit: 5¾, 5¾, 3⅛, 5¼, 5¼, 3½, 5⅛ Proz.

Württembergisches Kanalsystem, Kanalsystem im nördl. Rußland, s. Herzog-Alexander-von-Württemberg-Kanalsystem.

Württembergische Vereinsbank, Bankinstitut in Stuttgart, mit einigen Filialen und Kommanditen innerhalb des Landes; Konzession vom 30. Jan. 1869. Aktienkapital 18 Mill. M., in 30 000 Aktien zu 600 M.; Reserven Ende 1896 nach Zuteilung der aus dem Gewinn des J. 1896 dazu bestimmten Quote 4,0 Mill. M. Die Bank gewährt auch hypothekarisch sichergestellte Darlehen, an Gemeinden auch Darlehen ohne diese Grundlage und giebt dafür Bankobligationen aus. Sie hat einen Kartellvertrag mit der 1881 gegründeten Württembergischen Bankanstalt vormals Pflaum & Co. (Aktienkapital 6 Mill. M.) geschlossen, wonach die Nettogewinne am Ende des Jahres zusammengeworfen werden und die Gewinnverteilung pro rata des Kapitals beide Institute erfolgt. Kurse in Berlin Ultimo 1892-96: 121,10, 126, 112, 146,50, 150,50; Dividenden 1890-96: 7½, 6⅔, 6⅔, 6⅔, 7, 7, 7 Proz.

Württembergische Weine, die in Württemberg auf einer Fläche von 17 002 haa produzierten Weine (1896: 427 300 hl, besonders am Bodensee, in den Thälern des Neckar und Kocher, sowie der Jagst, Enz und Tauber. Es sind gute Mittelweine, außerhalb Württembergs aber wenig bekannt. Die besten Sorten sind: Schalksteiner, Elf-Fingerwein, Käsberger, Hundsberger (gute Tischweine), Mühlhausener und Roßwager Rotweine, der feurige Berrenberger, der Karlsberger und Schmecker (Tauberweine) u. a. m. Der gewöhnliche" Landwein" schillert und ist leicht.

Wurtz, Karl Adolf, franz. Chemiker, geb. 26. Nov. 1817 zu Straßburg, studierte anfangs Theologie, später Medizin und Chemie, arbeitete 1842 in Gießen im Liebigschen Laboratorium und ging 1845 als Präparator für die Vorlesungen über organische Chemie an der Sorbonne nach Paris. Hier wurde er 1846 Vorstand des chem. Laboratoriums an der École des arts et manufactures und 1851 Professor der Chemie am Landwirtschaftlichen Institut; 1853 erhielt er den Lehrstuhl für organische Chemie an der Sorbonne und den für Toxikologie an der mediz. Schule. 1866 übernahm er das Amt eines Doyen der mediz. Fakultät und bekleidete dieses schwierige Amt unter vielfachen, durch polit. Strömungen hervorgerufenen Schwierigkeiten lange Jahre hindurch. Während seiner Amtsführung setzte er in der Fakultät vielfache Reformen in der Art des Unterrichts durch und schuf namentlich nach deutschem Muster praktische Kurse für biolog. Chemie, Botanik, Histologie, pathol. Anatomie u. s. w. Durch Studentenunruhen veranlaßt, legte er 1. Mai 1876 das Amt eines Doyen nieder und widmete sich nun ausschließlich seinem Lehrberuf. Er starb 12. Mai 1884. W. hat durch seine zahlreichen und meist epochemachenden empirischen Untersuchungen und durch lebhafte Beteiligung an den theoretischen Diskussionen der fünfziger und sechziger Jahre wesentlichen Anteil an der Entwicklung der modernen chem. Anschauungen. Seine Arbeiten erschienen in den "Comptes rendus", in den "Annales de chimie et de physique", deren Mitherausgeber W. von 1852 an war, und in Liebigs "Annalen". Größere schriftstellerische Arbeiten sind die Besorgung der ersten deutschen Ausgabe von Gerhardts "Précis de chimie organique" (1. u. 2. Bd., Straßb. 1844-46), ferner "Leçons de philosophie chimique" (1864), "Traité élémentaire de chimie médicale" (2. Aufl., 2 Bde., 1868-75), "Leçons élémentaires de chimie moderne" (1866), "Dictionnaire de chimie pure et appliquée" (2 Bde., 1870-78; Supplement, 2 Bde., 1880-86; La théorie des atomes" (1874).

Wurtzit, ein hexagonales, mit Greenockit (s. d.) isomorphes Mineral, sehr kleine Krystalle bildend, seiner chem. Zusammensetzung nach identisch mit Zinkblende (s. Blende). Man kennt diese seltene Substanz in Form brauner strahliger Massen von Pribram in Böhmen (Strahlenblende), von Albergeria velba in Portugal, Oruro in Bolivia; auch ein Teil der Schalenblende gehört zum W.

Wurus, soviel wie Kamala (s. d.).

Wurzach, Stadt im Oberamt Leutkirch des württemb. Donaukreises, an der Ach und am Wurzacher Ried, hat (1895) 1268 E., darunter 32 Evangelische, Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Schloß der Fürsten Waldburg-Zeil-W., ehemals Nonnenkloster, höhere Mädchenschule mit Pensionat; Kram- und Viehmärkte.

Wurzbach, Alfred, Ritter von Tannenberg, Schriftsteller und Kunsthistoriker, Sohn des folgenden, geb. 22. Juli 1846 in Lemberg, studierte in Wien die Rechte und widmete sich später ausschließlich kunsthistor. Studien. 1881-86 war er Kunstreferent der "Wiener Allgemeinen Zeitung". W. veröffentlichte eine Reihe von Biographien u. d. T.: "Zeitgenossen" (Wien 1871-72), "Laura, eine Novelle in Versen" (ebd. 1874), "Lieder an eine Frau" (Stuttg. 1881), eine Monographie über "Martin Schongauer" (Wien 1881), die drei Prachtwerke "Die franz. Maler des 18. Jahrh." (Stuttg.