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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zamolxis - Zanella (Gewebe)

Polen verbannt; er wandte sich zunächst nach Frankreich und starb 29. Okt. 1874 in Krakau.

Zamolxis oder Zalmoxis, ursprünglich der einheimische Name eines von den Geten verehrten Gottes, zu dem, wie sie glaubten, die Seele nach dem Tode einging. Die Griechen machten aus Z. eine menschliche Persönlichkeit, einen Geten, der sich als Sklave und Schüler des Pythagoras, darauf durch Reisen in Ägypten eine geheimnisvolle Weisheit erworben haben und dann als Gesetzgeber und Religionsstifter aufgetreten sein sollte.

Zamora. 1) Span. Provinz im Königreich Leon (s. Karte: Spanien und Portugal), zwischen Orense im NW., Leon im N., Valladolid im 5D., Salamanca im S. und der portug. Provinz Traz oz Montes im SW. Sie wird vom Duero, der zum Teil die portug. Grenze bildet, und seinen Nebenflüssen (rechts Valderaduey und Esla mit Cea und Orbigo, links Guareña und Tormes an der Grenze von Salamanca) bewässert, ist östlich des Esla mit der Hauptstadt mehr eben und regenarm, während der Nordwesten ein landschaftlich schönes Gebirgsland ist, das an der Grenze von Galicien im Moncalvo (2117 m) gipfelt. Z. liefert Getreide, Kichererbsen, Flachs, Wolle, Wein und Früchte, seine Industrie ist wenig entwickelt und auf 10 614,7 km hat es (1887) 270 072 (131 844 männl., 138 228 weibl.) E., 20 352 mehr als 1877, also 25,4 auf 1 qkm. Von Personen über 7 Jahre sind 22,9 Proz. männliche und 56,6 Proz. weibliche Analphabeten. Die Provinz zerfällt in 8 Bezirke mit 300 Gemeinden. - Vgl. Alvarez Martinez, Historia general civil y ecclesiastica de la provincia de Z. (Zamora 1889). - 2) Z., lat. Ocellum Durii ("Äuglein des Duero"), maur. Semura, Hauptstadt der Provinz Z., malerisch auf steilen Felsen am rechten Ufer des Duero, über den eine stattliche Brücke führt, gelegen, 619 m ü. d. M., an den Linien Salamanca-Astorga und Medina del Campo-Z. (90 km), ist Waffenplatz und Bischofssitz und hat (1687) 15 292 E. (1660 mehr als 1877), verfallene Festungswerke, altes Schloß, spätroman. Kathedrale mit dem Grabe des heil. Ildefonso, 22 andere Kirchen, Gymnasinm, Priester- und Lehrerseminar. - Z. fiel 712 an die Mauren, 748 nahm es ihnen Alfons I. von Asturien wieder ab, 939 wurde es von Abd ur-Rahman III. von Cordoba belagert. Ramiro II. von Leon vernichtete dessen Heer jedoch und versah die Stadt mit Mauern und Gräben; dennoch zerstörte sie der große Almansor 985. Von Ferdinand II. und Alfons VIII. wieder aufgebaut, war Z. öfter Residenz der Könige von Leon und Castilien und Versammlungsort der Cortes. - Vgl. Duro, Historia de la ciudad de Z. (4 Bde., Madr. 1882).

Zamora, Staat in Venezuela, am Fuße der Cordillere von Merida, bis zum Apure, Portuguesa, Rio Pao sich erstreckend, umfaßt durchaus nur Ebenen sowie die Abhänge der Cordillere, hatte 1891 auf 65 317 qkm 246 676 (5. Z. ist sehr gut bewässert, aber entlegen und wenig aufgeschlossen. Es enthält am Abhange der Cordillere enorme Urwälder, die Selvas de Turen, Ticoporo und Camilo, sowie die schönsten Weidegründe. Hauptstadt ist Guanare (s. d.), außerdem sind wichtig Barinas (s. d.), Nutrias, San Carlos (s. d.) und Acarigua.

Zamora, Stadt im mexik. Staat Michoacan, am Fuße des Vulkans von Z., an der Bahnlinie La Piedad-Ario (im Bau), hat 12 000 E.

Zamora, Antonio de, span. Dichter, geb. um 1660 zu Madrid, einer der letzten größern Dramatiker im alten Nationalgeschmack, war 1689 Beamter der neuspan. Abteilung des Indischen Amtes, seit 1694 Hofdichter, unter Philipp V. Offizier des königl. Haushalts und starb zwischen 1722 und 1743. Es sind von ihm 38 Comedias, drei Autos, mehrere Zarzuelas, Zwischenspiele und Bailes (Ballett) erhalten, die Hälfte etwa in 2 Teilen gesammelt (Madr. 1722 u. 1744). Sein bestes Stück ist "El hechizado por fuerza", von sehr wirksamer, etwas derber Komik; in "Mazariegos y Monsalves" ist ein ernster Konflikt mit entschiedenem Glück behandelt; "No hay denda que no se pagne y Convidado de piedra", eine Nachbildung von Tirsos "Burlador de Sevilla", hat einheitlichere Handlung, verdirbt aber die Figur Don Juans. Im übrigen krankt Z., bei bewußter Nachahmung Calderons, an allen Schäden des Epigonentums. Die drei angeführten und ein weiteres Stück stehen in Bd. 49 der "Biblioteca de autores españoles" (Madr. 1859).

Zamośc (spr. sámoschtsch), russ.-poln. Kreis und Kreisstadt, s. Samostje.

Zampieri, Domenico, eigentlicher Name des ital. Malers Domenichino (s. d.).

Zanardelli, Giuseppe, ital. Politiker, geb. 1829 zu Brescia, studierte die Rechte zu Pavia, kämpfte bei der Erhebung von 1848 mit, ging nach der Schlacht bei Custozza nach Toscana, wo er sich mit Visconti-Venosta u. a. an der Herausgabe der Zeitung "Constituente" beteiligte, wie später an dem in Mailand erscheinenden "Crepuscolo". Nach Brescia auf Grund der Amnestie 1851 zurückgekehrt, hielt er rechtswissenschaftliche Vorlesungen, wurde aber an deren Fortsetzung durch General Susan verhindert. Seit 1858 für Piemont in der Lombardei thätig, wurde er nach deren Angliederung Rechtsanwalt in Brescia und gehört seit 1860 der ital. Kammer an, in der er sich der Linken anschloß. Nachdem er 1860 für Garibaldi in Neapel vorgearbeitet hatte, ernannte ihn Ricasoli 1861 zum Kommissar von Belluno. Im Kabinett Depretis übernahm Z. im März 1876 das Ministerium der öffentlichen Arbeiten, trat aber im Nov. 1877 zurück. Von März bis Dez. 1878 stand er an der Spitze des Innern im Kabinett Cairoli, übernahm im Mai 1881 das Ministerium der Justiz, trat aber wegen Depretis' Transformismus (s. d.) 1833 zurück. Seit April 1887 aufs neue Justizminister, trat er mit Crispi im Febr. 1891 zurück. Im Nov. 1892 wurde er zum Vorsitzenden der Deputiertenkammer gewählt, legte jedoch im Febr. 1894 dieses Amt nieder, wurde aber im April 1897 wieder zum Präsidenten der Kammer gewählt. Bei der Umbildung des Kabinetts Rudini im Dez. 1897 übernahm er das Justizministerium.

Zancara (span.), Fluß, s. Guadiana.

Zanclodon, Sichelzahn, nach Jäger Bezeichnung einer mit Megalosaurus (s. d.) verwandten Gattung von Dinosauriern (s. d.) der obern Trias, die wie ersterer, sichelartig zweischneidige, auf den Schneiden gekerbte Zähne und gewaltige Krallen gehabt hat.

Zandam, Holland. Stadt, s. Zaandam.

Zander, s. Sander und Tafel: Fische V, Fig. 3.

Zandvoort (spr. sand-), vielbesuchtes Seebad in der niederländ. Provinz Nordholland, westlich von Haarlem, mit dem es durch Zweigbahn (9 km) verbunden ist, zählt 2686 E., hat mehrere Hotels, Villen, Seehospiz und Fischerei.

Zanella, ein atlasbindiges Gewebe mit baumwollener Kette und kammwollenem Einschlag.