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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zanella (Giacomo) - Zannone

Zanella, Giacomo, ital. Dichter und Kritiker, geb. im Sept. 1820 in Chiampo bei Vicenza, studierte im Seminar zu Vicenza, ward Priester und lehrte ebendort Litteratur und Philosophie bis 1853, unterrichtete bis 1857 privatim und dann bis 1866 in den Gymnasien von Venedig und Padua. 1866 ward er in Padua Universitätsprofessor für ital. Sprache und Litteratur, ließ sich 1876 in den Ruhestand versetzen und lebte in seiner Villa zu Cavazzale bei Vicenza, wo er 17. Mai 1888 starb. Unter seinen Gedichten sind die eigenartigsten die, welche Erkenntnisse der neuern Wissenschaft behandeln; es gelingt ihm dies freilich meist unvollkommen. Derart sind "Sopra una conchiglia fossile", Il taglio dell' istmo di Suez", Natura e scienza" u. s. w. Große Gewandtheit zeigte er in Übersetzungen aus der Bibel, den Klassikern und den Neuern. Seine "Versi" erschienen Florenz 1868 (zuletzt als "Poesie", ebd. 1886). Als Kritiker zeigte er sich geistvoll, aber ohne besondere Tiefe in "Scritti vari" (Flor. 1877), "Storia della letteratura italiana della metà del settecento ai giorni nostri" (Mail. 1880), "Paralleli letterari" (Verona 1885), "Della letteratura italiana dell' ultimo scolo" (2. Aufl., Città di Castello 1887). - Vgl. Biadego, Saggio bibliografico degli scritti a stampa di G. Z. (Lucca 1888).

Zanesville (spr. sehnswill), Hanptort des County Muskingum im nordamerik. Staate Ohio, östlich von Columbus, auf beiden Ufern des Muskingum und an der Mündung des Licking, hat Bahnen nach fünf Richtungen und (1890) 21 009 E., ein Seminar; Töpferei, Glaswerke, Eisenwalzwerk, Ofengießerei, Säge- und Getreidemühlen, Fabrikation von Pflügen, Seife, Stärke, Backsteinen und Papier. Die Umgegend enthält Kohle und natürliches Gas.

Zanet, ägypt. Name von Tanis (s. d.).

Zange, ein zum Festhalten eines Arbeitsstücks dienendes Gerät aus zwei ungleicharmigen (seltener einarmigen) Hebeln gebildet, welche in geeigneter Weise miteinander verbunden sind. Meistens bildet ein Scharnier die Verbindung der Hebel (Scharnierzangen), deren längere Enden, die Griffe oder Schenkel, mit der Hand erfaßt und gegeneinander gedrückt werden, wodurch sich auch die kürzern Enden, die Backen, welche zusammen das Maul bilden, einander nähern und mit einem dem Verhältnis der Hebelarme entsprechend vergrößerten Druck das Arbeitsstück ergreifen. Man unterscheidet Beißzangen (Kneif- oder Kneipzangen) mit meißelartigem Maul, Flachzangen und Rundzangen mit flachem und rundem Maul, zu welchen die Drahtzangen gehören, und Schiebezangen, d. h. Flachzangen mit einem um die Griffe gelegten länglichen Ring, durch dessen Verschiebung die Schenkel der Z. in bestimmter Lage festgehalten werden. Zu den Schiebezangen gehören die Schmiedezangen, so genannt, weil sie vom Schmied gebraucht werden, um die glühenden Eisenstücke aus dem Feuer zu holen. Sie besitzen ein kurzes, der Form des Arbeitsstücks entsprechend verschieden geformtes Maul und lange Schenkel, welche gerade (nicht gebogen) und übereinander gelegt sind. Flachzangen, deren Maulflächen in jeder Lage parallel stehen, heißen Parallelzangen. Nach der Art der Verwendung hat man für die Z. verschiedene Namen, wie Deckzange (zum Dachdecken), Feuerzange, Nagelzange, Drahtzange, Röhrenzange u. s. w. - Z. ist auch ein Konstruktionsteil am Dachstuhl (s. d.).

Zangemeister, Karl, Epigraphiker und klassischer Philolog, geb. 28. Nov. 1837 in Hallungen (Gotha), studierte in Bonn und Berlin Philologie, widmete sich in Italien epigraphischen Studien und war dann für das "Corpus inscriptionum latinarum" thätig, für das er Bd. 4 ("Inscriptiones parietariae Pompeianae etc.", Berl. 1871) und Bd. 13 ("Inschriften der Provinzen Germania und Belgica"; noch nicht vollendet) bearbeitete. 1868 wurde er an der herzogt. Bibliothek in Gotha angestellt, 1873 Oberbibliothekar der Universität Heidelberg. Ferner gab er namentlich heraus: "Orosii historiarum adversum paganos libri VII" (mit Kommentar, Wien 1882; Textausgabe, Lpz. 1889), "Exempla codicum latinorum litteris maiusculis scriptorum" (mit Wattenbach, Heidelb. 1876; Supplement 1879), "Glandes plumbeae latine inscriptae", in der "Ephemeris epigraphica", Bd. 6 (Rom und Berl. 1885). Er entdeckte 1894 in der Palatinischen Bibliothek des Vatikans Bruchstücke einer altsächs. Bibeldichtung (hg. mit Braune, Heidelb. 1894).

Zangen, s. Eisenerzeugung.

Zangendachstuhl, s. Dachstuhl und Tafel: Dachstühle I.

Zangenfanghaken, s. Bergbohrer.

Zangenoperation, die künstliche Entbindung vermittelst der Geburtszange (s. d.).

Zangenschraubstock, s. Schraubstock nebst Textfigur 1.

Zanguebar (spr. sangebahr), s. Sansibar.

Zankle, der alte Name von Messina (s. d.).

Zankow, Dragan, bulgar. Staatsmann, geb. 1828 in Sistow, war Kaufmann in Wien, ging nach dem Krimkrieg als Journalist nach Konstantinopel, wirkte durch sein Blatt "Bulgaria" (1859 fg.) für eine Union mit der röm. Kirche und war 1861 mit einer bulgar. Deputation bei Papst Pius IX., gab aber diese Thätigkeit bald auf, trat in den türk. Staatsdienst, war Gerichtsbeisitzer in Rustschuk (1861), später Muawin (christl. Adjunkt) der Paschas von Nisch und Vidin, zuletzt Lehrer am Lycée ottoman, Censor für bulgar. Zeitungen und endlich Journalist in Konstantinopel. Nach den bulgar. Metzeleien 1876 reiste Z. mit Balabanow als Vertreter der Bulgaren zu den Großmächten, war während des Krieges Vicegouverneur von Tirnova, später Gouverneur von Varna und hatte einen großen Einfluß auf der ersten Nationalversammlung in Tirnova (1879) bei der Abfassung der bulgar. Verfassung und der Gründung der liberalen Partei. In der Zeit des Fürsten Alexander wurde Z. erster Agent Bulgariens in Konstantinopel, war April bis Dez. 1880 Ministerpräsident, verfeindete sich aber dabei mit dem Fürsten, bekämpfte ihn und die Russen nach dem Staatsstreich 1881 auf das heftigste und wurde deswegen 1882-83 in Wratza interniert. Sept. 1883 bis Juli 1884 wurde er wieder Ministerpräsident, bis er bei dem Wahlkampf gegen seinen ehemaligen Parteigenossen Karawelow unterlag. Dann schloß er sich den Russen an, bekämpfte mit seiner Partei heftig Karawelow und den Fürsten und hatte einen großen Anteil am Sturz Alexanders 1886. Unter der Regentschaft entfernte er sich bald nach Konstantinopel und lebte dann in Petersburg, von wo aus er gegen die Regierung des Fürsten Ferdinand agitierte. Anfang 1895 durfte er wieder nach Bulgarien zurückkehren, nachdem er bereits 1893 in die Sobranje gewählt worden war.

Zannone, eine der Ponza-Inseln (s. d.).