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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zeuner - Zeus (Gott)

1778 zu Wittenberg, studierte daselbst und trat 1802 als Docent der Erdkunde auf. Sein Antrittsprogramm "De historia geographiae" verschaffte ihm einen Ruf nach Berlin, wo er 1803-5 Lehrer am Grauen Kloster war. Viel Aufsehen machte seine Schrift "Über Basaltpolarität" (Berl. 1809). Durch seine "Gäa, Versuch einer wissenschaftlichen Erdbeschreibung" (Berl. 1808; 3. Aufl. 1830) wurde er ein würdiger Vorgänger Karl Ritters. 1810 zum außerord. Professor der Geographie an der Berliner Universität ernannt, hielt er im Winter 1812/13 daselbst patriotisch anfeuernde Vorträge über das Nibelungenlied. Seine segensreichste Wirksamkeit aber beruhte in der von ihm 13. Okt. 1806 mit einem einzigen Zöglinge eröffneten Blindenanstalt, die bald aufblühte. 1814 stiftete er die Gesellschaft für deutsche Sprache und 1828 die Gesellschaft für Erdkunde. Z. starb 14. Nov. 1853. Noch sind von seinen Schriften zu erwähnen: "Belisar, über den Unterricht der Blinden" (Berl. 1831; 2. Aufl. 1836), seine Übersetzung des "Nibelungenliedes" (ebd. 1814), sowie eine Ausgabe dieses Gedichts im Original (ebd. l815); die Schrift "Über die Schädelbildung zur festern Begründung der Menschenrassen" (ebd. 1846) u. s. w. Auch hat Z. gute Reliefgloben erfunden.

Zeuner, Gustav Anton, geb. 30. Nov. 1828 zu Chenmitz, studierte 1848-51 an der Bergakademie Freiberg und redigierte nach mehrern Studienreisen von 1853 bis 1857 die von ihm gegründete Zeitschrift "Civilingenieur". Bei Errichtung des Eidgenössischen Polytechnikums in Zürich 1855 wurde er als Professor der Mechanik und theoretischen Maschinenlehre dorthin berufen, übernahm zugleich als Vorstand die Leitung der mechan. Abteilung und war von 1859 bis 1865 stellvertretender Direktor, von 1865 bis 1868 Direktor der Anstalt. 1871 folgte er einem Rufe als erster ständiger Direktor der königl. Bergakademie Freiberg; 1873 wurde er zum Direktor des königl. Polytechnikums in Dresden ernannt, erhielt daselbst zugleich die Professur für technische Mechanik und theoretische Maschinenlehre, führte jedoch von Dresden aus die Direktion der Freiberger Akademie, die durch ihn eine vollständige und zeitgemäße Umgestaltung erfuhr, bis 1875 weiter. Die folgenden Jahre brachten unter seiner Leitung dem Dresdener Polytechnikum eine wesentlich neue Organisation. Zufolge der ebenfalls von ihm eingeleiteten, 1890 erfolgten Einführung des Wahlrektorats an dem nunmehr als Königl. Technische Hochschule bezeichneten Polytechnikum legte er die Direktion unter Beibehaltung seiner Professur nieder und trat 1897 in den Ruhestand. Von größern Werken Z.s sind hervorzuheben: "Die Schiebersteuerungen" (Freiberg 1858; 5. Aufl., Lpz. 1888; auch in franz. und in zwei engl. Übersetzungen), "Die Grundzüge der mechan. Wärmetheorie" (Lpz. 1860; 3. Aufl. u. d. T.: "Technische Thermodynamik", 2 Bde., 1887-90; franz. Übersetzung, 2. Aufl., Par. 1869), "Über das Wanken der Lokomotiven" (Zür. 1861), "Das Lokomotivenblasrohr" (ebd. 1863), "Abhandlungen aus der mathem. Statistik" (ebd. 1869).

Zeus (Genitiv Diós), von derselben Wurzel wie der erste Teil des lat. Jupiter (zusammengesetzt aus Jovis [ursprünglich Diovis] pater), der griech. Name des von allen Völkern des indogerman. Stammes verehrten Gottes des Himmels und himmlischen Feuers (Blitzes) und Lichts. In den ältesten Zeiten wurde er von den Griechen als reine Naturgottheit, besonders als der Urheber des Gewitters und des befruchtenden Regens angebetet in heiligen Hainen (wie in Dodona in Epirus, wo man in dem Rauschen der Blätter eines mächtigen Eichbaums seine Offenbarungen zu vernehmen glaubte) und auf hohen Bergesgipfeln, die man als seinen Wohnsitz auffaßte (Z. Akraios, Hypatos oder Hypsistos). Besonders wurde die Vorstellung, daß das hoch in die Wolken emporragende Haupt des Olympos an der Nordgrenze Thessaliens der Sitz des Z. sei, frühzeitig bei den Griechen allgemein gültig, und der Kult des Z. Olympios, unterstützt durch die Bedeutung der zu Olympia in Elis gefeierten großen Nationalspiele, über ganz Griechenland verbreitet. In der Homerischen, an der Nordwestküste Kleinasiens wurzelnden Poesie, ist es das Troja benachbarte Idagebirge, auf welches sich Z. mit Vorliebe herabläßt. Der Mythus, durch welchen die alte Naturgottheit zu einer lebendigern, für das menschliche Vorstellungsvermögen faßbaren Persönlichkeit ausgeprägt wurde, machte den Z. zum Sohne des Kronos, des Sohnes des Uranos (daher er Kronion oder Kronides genannt wird) und der Rhea, einer Verwandten der Erdgöttin Gaia, zum Bruder des Poseidon und Hades, der Hestia, Hera und Demeter. Nach der verbreitetsten Sage wurde er auf der Insel Kreta (einem Hauptsitze des ältesten Zeuskultus) in einer Grotte des Berges Ida geboren, wohin Rhea sich geflüchtet hatte, um das Kind vor dem Kronos, der seine eigenen Kinder verschlang, zu verbergen, und von der Ziege Amaltheia und den Bienen des Gebirges mit Milch und Honig (oder von Tauben mit Ambrosia) ernährt, während die Kureten durch ihre Waffentänze das Schreien des Kindes übertäubten. Kronos verschlingt, durch Rhea überlistet, statt des Neugeborenen einen in Windeln gewickelten Stein. Sobald Z. herangewachsen ist, nötigt er unter Beihilfe der Metis (der Personifikation der Klugheit) den Kronos, die früher verschluckten Kinder wieder von sich zu geben, und beginnt, unterstützt von diesen, von den Kyklopen (s. d.), den Hekatoncheiren (s. d.), der Themis und dem Prometheus, den Kampf gegen seinen Vater, in welchem er Sieger bleibt. Kronos und die Titanen (s. d.), die auf dessen Seite gestanden haben, werden in den Tartaros gestürzt, und eine neue Weltordnung wird begründet, die Herrschaft der olympischen Götter, an deren Spitze Z. als König und Vater der Götter mit seiner Schwester und Gemahlin Hera steht.

Aus der Verbindung des Z. mit verschiedenen Göttinnen gingen eine Anzahl Kinder hervor, welche dem Kreise der olympischen Götter angehören: Hera gebar ihm den Ares und Hephaistos (letztern gebiert nach einer andern Sage Hera allein ohne Einwirkung eines Mannes) und außerdem Hebe und Eileithyia; Dione wurde durch Z. Mutter der Aphrodite, Leto gebar ihm Apollon und Artemis, Maia den Hermes, aus seinem eigenen Haupte wurde Athena geboren. Ferner ist er Vater einer Anzahl anderer Gottheiten, die, wenn sie auch nicht in die Zahl der bekannten zwölf Götter aufgenommen sind, doch allgemein als Götter angesehen und verehrt werden: Demeter gebar ihm Persephone, Semele den Dionysos, Themis die Horen und Moiren, Eurynome die Chariten, Mnemosyne die Musen, Leda die Dioskuren. Während nun aber von diesen allen nur Hera und die mit dieser wohl auch identische Dione als seine rechtmäßige Gemahlin galt, so sanken einzelne von ihnen, wie Leda und Semele, und vollends die Mütter von Söhnen,