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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zeus (Fisch) - Zeven

die mit der Zeit nicht mehr für Götter, sondern nur für Heroen (s. Heros) galten, in Sage und Dichtung zu sterblichen Frauen herab. Der gewaltigste von diesen Heroen ist Herakles, mit dessen Hilfe Z. im Verein mit den übrigen Göttern die Giganten (s. d.), welche die neue Weltordnung umzustürzen versuchen, siegreich zu Boden wirft, den aber allerdings auch Z. in den Olymp aufnimmt. Andere Zeussöhne sind Perseus (von Danae), Minos, Rhadamanthys und Sarpedon (von Europa), Epaphos (von Io), Aiakos (von Aigina), Arkas (von Kallisto), Amphion und Zethos (von Antiope) u. a. m.; fast alle griech. Königshäuser rühmten sich eines solchen Heroen als Ahnherrn, der von Z. abstammen sollte.

Erst allmählich entwickelte sich die würdige und erhabene Vorstellung von Z. als dem allmächtigen und allsehenden Weltherrscher, dem Urquell und Beschützer alles Rechts und aller Ordnung, eine Vorstellung, die besonders in zahlreichen Beinamen sich ausgeprägt hat. So betete man zum Z. Herkeios als dem Schirmer des Hauses, zum Z. Polieus, Bulaios und Agoraios als dem Beschützer der Stadt, der Rats- und Volksversammlungen, zum Z. Horkios als dem Wächter des Eides, zum Z. Philios und Hetaireios als dem Urheber aller Freundschaft und Genossenschaft, zum Z. Xenios und Hikesios als dem Beschirmer und Rächer der Fremden und Hilfesuchenden, zum Z. Soter und Eleutherios als dem Erretter und Befreier von allem Übel, u. s. w. Dike, die Personifikation des Rechts, wird seine Beisitzerin genannt, alle Weissagung (Mantik) durch Orakel oder sonstige Zeichen geht von ihm aus. Z. ist so der "höchste der Herrscher", der "König und Vater der Götter und Menschen".

In der Plastik ist das Ideal des Z. vornehmlich durch Phidias in der berühmten Kollossalstatue aus Gold und Elfenbein, welche er für den Tempel in Olympia ausführte, ausgebildet worden. Es sind zahlreiche Statuen (teils sitzende, teils stehende) und Köpfe (der berühmteste ist der von Otricoli [s. Tafel: Jupiter Otricoli, Juno Ludovisi, beim Artikel Jupiters, jetzt im Vatikan in Rom) erhalten, diese Darstellungen sind zwar alle von jenem Meisterwerk inspiriert, aber im Kopf- und Gesichtstypus den Ansprüchen einer viel spätern und reifern Kunstepoche gemäß umgebildet. Eine namentlich in diesem Punkt richtigere Vorstellung von dem Werke, das wie Phidias' Kunst überhaupt von einer gewissen Altertümlichkeit nicht frei war, geben die Münzen von Elis (s. nachstehende Abbildungen). Der Gott wird dargestellt mit majestätischer Ruhe thronend oder stehend, einen milden Ernst in dem von gewaltigen Locken umsäumten Antlitz; die Brust ist meist entblößt, der Unterkörper mit einem einfachen Gewände bedeckt; auf der Rechten trägt er die Göttin des Sieges (Nike) oder eine Schale als Symbol des Kultus, oder er hält damit das Scepter, in der Linken den Blitz; neben ihm sitzt gewöhnlich der Adler.

^[Abb.]

Vgl. außer den Werken über griech. Mythologie (besonders Welckers Götterlehre): Emeric-David, Recherches sur ce dieu, sur son culte et sur les monuments qui le représentent (2 Bde., Par. 1833); Overbeck, Beiträge zur Erkenntnis und Kritik der Zeusreligion (Lpz. 1861); ders., Kunstmythologie (besonderer Teil, Bd. 1, ebd. 1871; mit Atlas 1872-73); von Sybel, Das Bild des Z. (Marburg 1876).

Zeus, Fisch, s. Sonnenfisch.

Zeuß, Joh. Kaspar, Geschichts- und Sprachforscher, geb. 22. Juli 1806 zu Vogtendorf im bayr. Oberfranken, besuchte das Lyceum in Bamberg und ging 1826 nach München. Hier benutzte er die Muße, die ihm ein mehrjähriger Aufenthalt im gräflich Montgelasschen Hause gewährte, zu geschichtlich-sprachlichen Untersuchungen über die ältern Völkerverhältnisse von Mittel-, Ost- und Nordeuropa. Die Ergebnisse dieser Studien legte er nieder in dem Werke "Die Deutschen und die Nachbarstämme" (Münch. 1837), das noch jetzt zu den hervorragendsten Werken auf dem Gebiete der deutschen Altertumskunde gehört; diesem folgte die gründliche Untersuchung über "Die Herkunft der Bayern von den Markomannen" (ebd. 1839; neue Ausg. 1857). 1839 als Professor der Geschichte an das Lyceum zu Speyer versetzt, veröffentlichte Z. Traditiones possessionesque Wizenburgenses" (Speyer 1842), "Die Freie Reichsstadt Speyer vor ihrer Zerstörung" (ebd. 1843). 1847 wurde er Professor am Lyceum zu Bamberg. Hier bearbeitete er die "Grammatica celtica" (2 Bde., Lpz. 1853; 2. Aufl. von Ebel, Berl. 1868-71), die der Ausgangspunkt für eine neue Epoche der kelt. Sprach- und Altertumsforschung wurde. Z. starb, in Ruhestand versetzt, 10. Nov. 1856 zu Vorstendorf bei Kronach in Oberfranken.

Zeuxis, aus Heraklea, griech. Maler, neben Parrhasius (s. d.) der bedeutendste Vertreter der ionischen, d. h. kleinasiat. Malerschule, lebte gegen 400 v. Chr. Von einem seiner Bilder, der Kentaurenfamilie, ist in den Schriften des Lucian eine Beschreibung erhalten, in der namentlich der Gegensatz in der Darstellung des männlichen Kentauren und der Kentaurin gerühmt wird. Ein ähnliches Motiv, wie man glaubt von der Kunst des Z. beeinflußt, ist in dem berühmten Kentaurenmosaik im Antiquarium des Berliner Museums behandelt. Unter der Menge der übrigen Gemälde des Z. war namentlich ein Bild der Helena berühmt, welches er im Auftrag der Stadt Kroton für den Tempel der lakinischen Hera gemalt hatte. Von einer Penelope des Z. sagt Plinius, daß in dieser die gute Sitte selbst gemalt zu sein scheine. - Vgl. Brunn, Geschichte der griech. Künstler, Bd. 2 (2. Aufl., Stuttg. 1889); Helbig, Z. und Parrhasius (in den "Jahrbüchern für Philologie", Bd. 95, Lpz. 1867).

Zeuzera aesculi, Schmetterling, s. Blausieb.

Zeven. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Stade, hat 662,29 qkm und (1895) 14 433 (7332 männl., 7101 weibl.) E., 1 Stadt, 57 Landgemeinden und 2 Gutsbezirke. - 2) Flecken und Hauptort des Kreises Z., Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Stade), hat (1895) 1379 meist evang. E. (15 Israeliten), Post, Telegraph, evang. Kirche und ein ehemaliges Benediktinernonnenkloster. Hier wurde 8. Sept. 1757 die Konvention von Kloster-Zeven geschlossen. (S. Hastenbeck.)