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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Zwergwuchs; Zweter; Zwetschen; Zwetschengeist; Zwetschenwickler; Zwettl; Zwickau

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Zwergwuchs – Zwickau (in Sachsen)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Zwergwirtschaft'

sächlich von kleinen Eigentümern betrieben wird. Die Zwergpachtwirtschaft ist besonders in Irland ausgebildet, wo die Pachtungen unter 5 Acres (etwa 2 ha) 20 Proz. und die unter 15 Acres (6 ha) 49 Proz. der Gesamtzahl ausmachen. (s. Grundeigentum).

Zwergwuchs , s. Mißbildungen.

Zweter , Reinmar von, mittelhochdeutscher Spruchdichter aus rhein. Adel (vielleicht aus Zeuthern bei Bruchsal), wuchs in Österreich auf, trat um 1234 in die Dienste Wenzels von Böhmen, wanderte seit 1241 als fahrender Sänger durch Nord- und Mitteldeutschland und starb nach 1252 in Eßfeld bei Ochsenfurt. Schüler Walthers von der Vogelweide, kämpfte er in seinen polit. Strophen mit zornigem Pathos, doch nicht ohne Schwankungen, gegen Rom und für den Staufer Friedrich Ⅱ. Aber auch die Tugenden und Laster der Zeit, Minne und Religion, Rätsel, Fabeln, Scherze, Parabeln, Sprichwörter, alles behandelt er durch Hunderte von Sprüchen gedankenreich und würdig, aber einförmig, in einer und derselben Strophenform, dem berühmten Frau-Ehren-Ton. Noch bei den Meistersängern war er als Ehrenbote vom Rhein berühmt. Eine Ausgabe der «Geschichte R.s von Zweter» (Lpz. 1887) besorgte Roethe.

Zwetschen , Gruppe des Lucasschen Pflaumensystems, Früchte von länglicher Gestalt mit scharfspitzigem Steine. Man unterscheidet die wahren Z. mit kahlen Sommertrieben von den damascenenartigen Z. mit weichhaarigen Trieben; zu den erstern gehören die Hauszwetsche (s. Tafel: Steinobst, Fig. 5), Wangenheims Frühzwetsche, Nienburger Zierpflaume; zu den letztern die große Zuckerzwetsche, Frankfurter und Biondeks Frühzwetsche.

Zwetschengeist Zwetschenwasser , soviel wie Sliwowitz (s. d.)

Zwetschenwickler ( Penthina pruniana Hb. ), ein im Juni fliegender, 17 mm spannender Kleinschmetterling, dessen Vorderflügel an der Wurzelhälfte schwarzbraun und weiß marmoriert sind. Die Eier werden einzeln in die Augen von jungen Zwetschenbäumen, Schlehensträuchern und von verwandten Pflanzen gelegt, und im nächsten Frühjahr spinnt die gelbgrüne Raupe die jungen Blätter der Treibspitzen zusammen, unter denen sie haust und oft, namentlich in Baumschulen, schädlich wird.

Zwettl 1) Bezirkshauptmannschaft in Niederösterreich (s. d. nebst Karte), hat 1811,63 qkm und (1890) 81021 (39785 männl., 41236 weibl.) E. in 152 Gemeinden mit 463 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Allentsteig, Groß-Gerungs, Ottenschlag, Weitra und Z. -

2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (378 qkm, 18554 E.), an dem Zusammenfluß des Kamp und der Z., im sog. Waldviertel, mit Lokalbahn nach Schwarzenau, hat (1890) 3123 E., Reste der alten Mauern, einen alten Rathausturm, Bürger-, Korbflechtschule, Landes-Ackerbauschule im nahen Edelhof, großes Mädchenpensionat, Krankenhaus, Bürgerspital, zwei Armenhäuser, Sparkasse; Getreide- und Viehmärkte und Ackerbau. Unweit liegt die 1138 gestiftete Cistercienserabtei Z. mit spätgot. Kirche und schönen Gemälden von Altomonte u. a. – Vgl. Rößler, Das Stift Z. Seine Geschichte und seine Sehenswürdigkeiten (Zwettl 1893); Zwettl 1896. Festschrift (ebd. 1896).

Zwickau 1) Kreishauptmannschaft des Königreichs Sachsen, früher Kreisdirektion, grenzt im SO. an Böhmen, im SW. an Bayern und im NW. an das Herzogtum Altenburg und das Fürstentum Reuß ↔ (s. Karte: Sachsen [Königreich]. Ⅰ. Südlicher Teil) und besteht zu seinem größten Teil aus Bergland, welches sich im S. zum Erzgebirge (Fichtelberg 1204 m, Auersberg 1002 m) und Elstergebirge erhebt. Hauptflüsse sind: Weiße Elster, Zwickauer Mulde, Schwarzwasser, Flöha und Zschopau, deren Thäler außerordentlich fruchtbar sind und Getreide und Obst liefern. Für das Erzgebirge ist der Flachsbau wichtig, vor allem aber der alte Bergbau auf Erze und Kohlen, der eine bedeutende Industrie hervorgerufen hat. Besonders entwickelt sind Baumwoll- und Wollweberei, Strumpfwirkerei, Seidenweberei, Flachsspinnerei, Bleicherei, Färberei, Appretur, Druckerei, Maschinenbau und Eisengießerei, daneben Fabrikation von Blechwaren, Löffeln, Nägeln, Gold- und Silberdrahtwaren, ferner Holzschnitzerei, Serpentindreherei, Bürsten- und Korbmacherei, Weißstickerei, Musselinweberei, Handschuhnäherei und Spitzenklöppelei (s. Annaberg). Die Kreishauptmannschaft hat 4619 qkm und (1895) 1389672 (668067 männl., 721605 weibl.) E., 59 Städte mit 541, 59 qkm und 656779 (313817 männl., 342962 weibl.) E. und 727 Landgemeinden mit 4077, 41 qkm und 732893 (354250 männl., 378643 weibl.) E., 109384 bewohnte Hausgrundstücke, 293576 Haushaltungen von 2 und mehr Personen, mit 1352982 Haushaltungsmitgliedern, 20718 einzeln lebende Personen und 856 Anstalten, Gasthäuser und Herbergen mit 15972 Insassen. Unter der ortsanwesenden Bevölkerung sind 1352555 Evangelische, 29692 Katholiken, 5713 andere Christen, 1648 Israeliten und 64 andere. 1896 waren vorhanden 7568 Fabrikanlagen, darunter 2918 mit Dampfbetrieb, 2652 mit sonstigen und 1998 ohne Motoren, 4439 feststehende Dampfmaschinen mit 118419 durchschnittlich geübten Pferdestärken. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter betrug 206912 (128226 männl., 78686 weibl.), davon unter 14 J. alt 744 (446 männl., 298 weibl.), über 14 bis 16 J. alt 18698 (9556 männl., 9142 weibl.).

Die Kreishauptmannschaft zerfällt in 11 Amtshauptmannschaften :

AmtshauptmannschaftenqkmBewohnte HausgrundstückeEinwohnerEinw. auf 1 qkmEvangelischeKatholikenIsraeliten
Chemnitz (Stadt)24, 30 471116101766261518036939995
Annaberg433, 62 8817101547234985882572114
Auerbach426, 52 87448835720786546156439
Chemnitz (Land)488, 07 13608186063381181765379619
Flöha404, 44 7476815812028060774835
Glauchau316, 05 12818141910449139555186269
Marienberg404, 49 653861926153610486857
Ölsnitz457, 08 71316276813761384132936
Plauen542, 53 124591521552801477213570185
Schwarzenberg511, 47 9190108375212106137171242
Zwickau610, 43 178922439734002373914915107

2) Amtshauptmannschaft in der Kreishauptmannschaft Z. (s. obige Tabelle). –

3) Hauptstadt

Stadtwappen
                            Zwickau
Textfigur: Stadtwappen Zwickau

der Kreis- und Amtshauptmannschaft Z., am linken Ufer der Zwickauer Mulde, in 267 m Höhe am Fuß des Erzgebirges, an den Linien Dresden-Reichenbach, Werdau-Schwarzenberg und Z.-Falkenstein-Ölsnitz der Sächs. Staatsbahnen, ist Sitz der Kreis- und der Amtshauptmannschaft, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Dresden) mit Kammer für Handelssachen und

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1062.