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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Französische Litteratur
^sa^^e" 11. s. w.) und Rodenbach ("1^6 i-e^ns äu
Liience", 1891; "Lru^68 Ia inorts", 1894; "1^68 vi68
6uei0368", 1896). Entfernter stehen diesen Neuerern
Jean Lahor in den vom Buddhismus beeinflußten
Dichtungen "I^111u8ion" und die Marionettenstücke
von Maurice Vouchor ("1.68 wMei-^ ä'IIi6U8i3",
tt^Iodik", "Koei", "1^3. I^6F6nä6 äo 8Hint6 Oeciis",
1889-94).
Unter den Moralisten und Erzählern hat der
Schweizer Edouard Rod rasch seinen Weg in die
Kreise der akademischen Blätter gefunden; seine
"Iä668 IU0I-3.I68 äu t6MP8 pl686Nt" (1892) zeigen
den Protestanten immer entschiedener von den Bah-
nen Renans, Edmond Scherers, Schopenhauers
und Zolas ablenken zum Neuchristentum der Bour-
get, Tolstoj, Brunetiere und Vogüs; in seinen ver-
meintlich halb philos. Romanen "1^3. coui-86 a 1a
moi't", "1^6 86U8 äo la vis" (1889) ist er am schwäch-
sten; seine Geschichte vom Glück und Ende eines
durch den Unglauben verdorbenen Parlamentariers
"Hliokei ^6183161-" und "I^a 86C0nä6 V16 äs Nicliel
I^ssisi-H (1892-93) berichtet mehr raisonnierend
als schöpferisch gestaltend von den zerstörenden Fol-
gen eines ehelichen Treubruchs; am gewinnendsten
erscheint Nod in dem Buche "1^68 roc1i63 d1a.nc1l65"
l1895>, einer guten Schilderung kleinstädtischen Le-
bens in der Schweiz. Originalität ist in weit höherm
Maße dem Brüderpaar I. H. Nosny eigen, den
uach Goncourts Urteil künstlerisch begabtesten Auto-
ren des Nachwuchses; die merkwürdigen Erzähler
gehen prähistor. Phantasien und ganz modernen
Pariser und Londoner Zuständen nach; socialistische
Regungen und Studien der Massenseele folgen ein-
ander in einer Reihe von Romanen, die sich ab und
zu wissenschaftlich anlassen (Meli Horn", "1.6 llila-
törai", "VainirLk", "I^'1näoiuptE6", "1^6 i'erinitL",
solare 1^N6", "I^'<iuti'6 t6mN6", "I.'imp6riou86
donte", 1881-95), bemüht, der Sociologie Eingang
in die Belletristik zu erobern. Schnell hat sich auch
als herber Sittenschilderer Paul Hervieu Geltung
verschafft ("I^lirt", "I>6iiit8 par 6ux-iu6M(;8", insbe-
sondere aber "I^i-maturo", 1895, eine grausame
Satire auf die Verderbnis der Pariser .Hochfinanz,
der im selben Jahre eine dramat. Kritik der jüngsten
die Scheidungsfreiheit statuierenden Gesetzgebung
folgte in dem Drama "1^68 t6uiü1l63"). Der frühere
Zola-Jünger I. K. Huysmans, der mit Hetären-
stücken: "1^68 3wui'8 Vitara" u. s. w., begann, giebt
die Geschichte seiner Bekehrung, Ausflüge in das
Trappisten- und Büßerleben in dem als Zeiturkunde
beachtenswerten Roman "I^n i-onts" (1895). Weih-
rauchdampf schlägt auch aus den lüsternen, in weit
über hundert Auflagen erschienenen "Dömi-viei-^"
von Marcel Prö'vost empor, widerlichen, durch
Frömmelei wenig verschleierten Darstellungen halb
oder ganz angefaulter Scheinunschnld. Sitten-
richterlichen Anschein giebt sich als Kenner und
Htaler der modernen Pariser Lebewelt auch Henri
Lavedan: "I^Ä Haut"", "?otit63 l6t68", "Xoctm'-
N63", "I^6Nr CWUI-", ((30NV6Nir3 (I'UN V16UX INN1'-
cliLui", Skizzen, die, vielfach dialogisiert, den Über-
gang bilden zu den Theaterstücken desselben Autors:
"Uno lÄiniiio", und dem antisemitisch angehauchten
"I>rinc6 ä'^ui-ec". Soldatcnleben idealisiert Art
Roe im <c^0nina1 ä'un (Mc^r ä'Hi^i1iLri0" und
"8ou3 I'öteuäai-ä". Grelle Satiren des ärztlichen
Schwindels giebt Leon Daudet <der Sohn von Al-
phonse Daudet) in "1^63 ni0i'tico1o8", Parodien dcr
litterar. Modethorheiten in "1^63 XaiutciiHtlta"
(1895). Als begabter Stimmungsmaler, der ironisch
sich und die Leser zum besten hält, als nicht immer
verständlicher .Humorist ist Maurice Barres zu
nennen ("1^6 Mrclin äs Lerenico", "I^Homiuo
Iibi-6", <cI<'Nnu6iui ä68 I018", "Du 33.113, äs lii vo-
Iupt6 6t äs 19. moi't", 1888-94).
Im Drama hat sich als donw novu3 Francois
de Curel hervorgethan, ein reicher Landedelma'nn,
der, von Ibsen beeinftußt, eine Reihe bemerkens-
werter Problemstücke für das Ikeatrs lidrs ge-
schaffen hat: "1^6NV6r8 ä'uN6 8ll.int6", "1^63 ^08"
81I68", "I^'Invit"6", <c 1^'HIU0UI' droäs" (1892 fg.).
Achtung und Anteil hat als Dramatiker nun auch
der (als Nachfolger des Historikers Duruy in die
Akademie berufene) Jules Lemaitre mit seinem
Komödiantenstück ttl'iiML" (1893) und den dialogi-
sierten Novellen "Nai-iHZs dlanc" (1891) und "1^6
pai-lion" (1895) gefunden. Dem Wortführer der
ältern franz. Vühnentradition, Sarcey, ist unter
andern als kritischer Anwalt der Jüngern maßvoll
und einsichtig an die Seite getreten Rens Doumic:
"vo 8crid6 a Id86n" (3. Aufl. 1896). - Von Aus-
ländern sind (in der vortrefflichen Übersetzung
von Georges Ze'relle) die Romane Gabriel d'Annun-
zios ("I^'I^nfHiit äs voluptL", 1892; "1^6 tiiompiis
li6iHM0i-t", 1894), Hauptmanns "Weber" ("1^68
ti836i'Äiiä8", 1894) und Sudermanns "Heimat"
("Na^äa") sowie "Frau Sorge" zur Geltung gekom-
men. - Pierre Loti hat seinen alten erotischen Reise-
beschreibungen neue, weit ungünstiger aus genom-
mene ("I^H <FlUii66", "1^6 O686I-V), 1895 fg.) folgen
lassen; Paul Vourget die Eindrücke einer Amerika-
fahrt in "OutroinLi-" (1895) verbucht.
Auf litterar historischem Gebiet fährt Ferdi-
nand Brunetiere fort, seine verfehlte Übertragung
der Entwicklungslehre beispielmäßig, wie zuvor an
der franz. Kritik und Dramatik, nun auch in den
Vorlesungen "Involution äo I". P06316 Ivri^w en
1<>Änc6 au XIX° 8iöci0" (2 Bde., Par. 1894), in der
Geschichte der Wandlungen der Lyrik von Lamar-
tine, Samte-Beuve, Musset, Vignv, Gautier,
Victor Hugo, Leconte de Lisle bis auf Sully-Prud-
homme, Coppee und die Symbolisten zu erörtern.
Eine bündige, mit knapper, nur recht unvollständiger
Litteraturangabe versehene "I1i8toii'6 äs 1a linöra-
wi-6 fi-Hi^ai86" giebt Gustave Lanson in einem ein-
bändigen, binnen Jahresfrist in drei Auflagen er-
schienenen Werke (1894-95). Eine monumentale,
auf acht Bände berechnete illustrierte "Hi3toii-6 äe 1a
Illn^uo 6t ä6i3,1inöi^tni'6lian^i86)) beginnt 1896 zu
erscheinen unter der Leitung von Petit de Iulleville.
- In der Memoirenlittcratur, Biographie
u. s. w. ist hervorzuheben das (auch für die Weima-
raner Zeit der Klassiker bemerkenswerte) "^oui-nai in-
tini6 ä6l^6n^miii(^on8taiit"(1894), die"3ouv6nir8"
(aus dem 1.1848) von Aleris de Tocqucville (1893),
die "8ouv6nii'8" von Pasquier (1893-95), die Me-
moiren von Barras (mit Vorrede von Georges
Duruy, 1895 fg.), von Larevelliere-Lepeaux (1895),
Barante (1890 fg.), der Schlußband des "^ourn^
ä68 Honcoui-t" (1896), neues Material über Joseph
de Maistre von Francois Dcscostes, Paul Sa-
batiers Biographie des'heil. Franciscus von Assisi,
Pellissons "(^liamkoi't" (1895), Audrö le Bretons
"Iliviii-ol" (1895) u. s. w. Prevost-Paradol hat in
Octave Gröard (1894), Mttin^e in Augustin Filon
(1895) seinen Biographen gefunden. In der Reihe
der 6i-anä3 6crivHin8 ist neuerdings unter andern