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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Harburg - Harmonium
Riga), vermählt. H. gilt als einer der Vertreter der
Decadenzlitteratur. In seinen Novellen "Alltags-
frauen" (Berl. 1891), "sen^itiva ainoi-o^" (Hel-
singborg 1887; deutsch Verl. 1892) suckle er die
Wirtungen der Überkultur auf das liebes- und Ge-
fchlechtsleben zu schildern. Als Kritiker ist H. hervor-
getreten in den Schriften "Friedrich Nietzfcbe. Seine
Persönlichkeit und sein System" (Lpz. 1890; nor-
wegisch, Krist. 1890), "Das junge Skandinavien"
(Dresd. 1891), "Der Materialismus in der Litte-
ratur" (Stuttg. 1892; schwedisch u. d. T. "^late^ia-
Ii8M6n i 8^<>nVtt6i'lltur^n", Etockh. 1892), "Seher und
Deuter" (Berl. 1894; norwegisch u. d. T. "'I'oike 0^
^661-6", Krist. 1893). Weiterhin hat H. veröffentlicht
in deutscher Spracke: "Parias. Fatalistische Novel-
len" (Berl. 1890; dänisch u.d.T. "Stjcebnenoveller",
Kopenb. 1890), "Frau Ester Bruce. Roman" (Bresl.
1895; norwegisch, Krist. 1893), "Vor der Ehe. Ro-
man" (Berl. 1895), "Meervögel. Novellen" (Vresl.
1895), "Im Huldrebann. Novellen" (edd. 1896),
"Der Weg zum Leben" (Berl. 1896; schwedisch u.d.T.
"Vä^pn till lit'vßt", Krist. 1896); in schwed. Sprache:
"Oiktkr" (Stockh. 1884), "I^itßiiii-^ 8i1Iimi6tt<>i'"
(ebd. 1885), "^otwi-no" (ebd. 1885), "lvüi-1^6N8
'1>ä.nßiua1" (ebd. 1892), "IIn^ Ole^^ Vi80r" (ebd.
1892; auch englisch u. d. T. "^oniiS Ot'6ss8 I)it-
ti68", Lond. und Bost. 1895), "1^68 lln Ii"in" (Krist.
1895; auch norwegisch "R<^86n djein", ebd. 1891),
"^oveiier" (ebd. 1891).
*Harburg hat (1895) 42 579 (21113 männl.,
21166 weibl.) (5., darunter 3056 Katboliken nnd
268 Israeliten, 2387 bewohnte Wohnhäuser, 9496
Haushaltungen und 23 Anstalten, d. i. eine Zu-
nahme seit 1890 um 7498 Personen oder 21,38 Proz.
Die Zahl der Geburten betrug 1895: 1825, der
Eheschließungen 465, der Sterbefälle (einschließlich
Totgeburten) 1006. Zur See liefen 1895: 768
Schiffe mit 130 610 Registertons ein und 758 Schiffe
mit 131134 Registertons aus. Auf dem Flusse
kamen 13 321 Fahrzeuge mit 855 025 Registertons
an und 13 275 mit 819 842 Registertons gingen ab.
^ ^Harcourt, Sir William Vernon, bebielt das
Schatztanzleramt auch unter Rofebery, trat aber
25. Juni 1895 mit diefem zurück und übernabm dic
<>'übrung der Apposition im llnterbause.
Harden, Marimilian Felix Ernst, Schriftsteller,
geb. 20. Okt. 1861 in Verlin, bildete sich auf dem
franz. Gymnasium zu Verlin und dnrck Privatstu-
dien, lenkte durch feine in der "Nation", "Gegenwart"
und "Frankfurter Zeitung" veröffentlichten litterar.
Aufsätze und Theaterkritiken und mebr noch durch die
unter dem Pseudonym "Apostata" in der "Gegen-
wart" publizierten polit. und socialen Esfavs (ge
fammelt u.d.T. "Apostata", 2 Bde., Verl. 1892) die
Aufmerksamkeit auf sich. Im Okt. 1892 gründete
H. mit großem Erfolge die Wockenfchrift "Zukunft"
if. d.). H. bat durch die Kunst, sich abseits der
Parteiphrasen in einer isolierten Stellung zu balten,
die Rücksichtslosigkeit feiner Meinungsäußerungen,
schlagfertigen Witz und eine bei großer Velefenbeit
eigenartige Stilisierung Ansehen errungen. Be-
sonders that er sich hervor durch sein entschiedenes
Eintreten für Bismarck und die scharfe Veleucktung
der Eaprivischen Politik, wie durch dic Geißelung
von Mißständen innerhalb der Berliner Gefellfchaft.
Hardenberg, Landgemeinde im Kreis Mett-
mann des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, bat <1895)
12 436 (6293 männl., 6143 wcibl." E., darunter
etwa ein Drittel Katboliken.
Haering, Theodor, evang. Theolog, geb. 4. April
1848 zu Stuttgart, studierte in Tübingen und Berlin,
wurde 1873 Repetent am Tübinger Stift, 1876
Pfarrer in Calw, 1881 in Stuttgart, 1886 ord. Pro
fesfor in Zürich, 1889 A. Ritschls Nachfolger in Göt-
tingeu, 1895 in Tübingen. Er schrieb: "Über das
Bleibende im Glauben an Christus" (Swttg. 1330),
"Die Theologie und der Vorwurf der doppelten
Wahrheit" (Zür. 1886), "Zu Ritfchls Versöhnungs-
lehre" (ebd. 1888), "Zur Versöhnungslehre" (Gott.
1893), "Unsere persönliche Stellung zum geistlichen
Beruf" (ebd. 1873; 2. Aufl. 1894), "Die Lebensfrage
der systematischen Tbeologie, die Lebensfrage der
christl. Religion" (Tüb. 1895), "Die Gerechtigkeit
Gottes bei Paulus" (ebd. 1896).
Harmersbach, Fluß im Schwarzwald, im
bad. Kreis Offenburg, kommt vom Mooswald
(801 m) und geht zur Kinzig. Das Thal der H. ist
meist Wald- und Wiesengrund mit zahlreichen
Sägewerken und Ortschaften, darunter Zell <s. 0.,
Bd. 16), Oberharmersbach (s. d.) und Unter-
barmervbach <s. 0.).
Harmonikazüge, s. Eisenbahnzüge.
Harmonische Telegraphie, eine von Elisha
Gran erfundene Art der Mehrfachtelegraphie. Als
Geber werden elektromagnetische Eelbstunterbrecher
benutzt, deren schwingender Teil abgestimmt ist, so
daß jeder Geber seiue genau bestimmte Unterbre-
cbnngsgeschwindigkeit besitzt. Die Empfänger sind
Elettromagnete mit abgestimmtem Anker; jeder Em-
pfänger tönt nur dann, wenn der ihn durchfließendr
Strom in demselben Tempo unterbrochen wird, in
dem sein eigener Anker freiwillig schwingt. Schaltet
man mebrere Geber von genügend verschiedener
Sckwingungszahl und ebenso viele Empfänger, von
denen je einer auf einen bestimmten Geber abge-
stimmt ist, in eine geineinsame Leitung, so können
die Geber uuabbängig voneinander jeder mit seinem
Empfänger verkebren. Zu praktischer Bedeutung ist
die H. T. nicht gelangt.
* Harmonium. Die Harmoniumfabrikation ist
in neuester Zeit zu einer bedeutenden Höhe gestie-
gen, so daß das H. den ihm früher anhaftenden
schnarrenden >ilangcharakter (herrübrend von den
fchwingenden Metallzungen, die den Ton erzeu-
gen) fast gänzlich verloren und dnrch verschieden
artige Vorrichtungen eine große Mannigfaltigkeit
des Klanges gewonnen hat. Dies gilt besonders
von den H. von Mason <^ Hamlin in Boston, deren
größte H. als Ersatz für die Orgeln in kleinern
.Nircben, Sälen u. s. w. dienen können. Eine hervor-
ragende Verbesserung auf dem Gebiete des Har-
moniumbaueo ist dabei der elektrische Blasebalg-
motor (s. d.j. - Eine besondere Art des H. dient
zur Darstellung der Tonunterschiede zwischen der
reinen und der gleichschwebenden Stimmung (s. Tem-
perierte Stimmung, Bd. 1;>). Früber bediente inan
ficb zu dieser Darstellung des Klaviers, indem man
entweder die Tasten in mehrere teilte oder indem
man mebrcre Klaviaturen übereinander ordnete.
Nackdem Ähnliches bereits Arnold Schlick 1511 mit
Bezugnabme anf eine kleine Orgel beschrieben batte,
baute Nicola Vicentino etwa vierzig Iabre später
einen Kielflügel (Archicembalo, f. d., Bd. 1) mit fechs
Manualen zur Demonstration der feinen Tonunter-
schiede zwischen diatonischen, chromatischen und en-
^ barmonischen Tonleitern, fast gleichzeitig mit Zar-
! lino i1548) u. a. Im 17. Iabrl). konstruierten der^
! artige Klaviere Sabbatini, Vito de Trafuntinis,