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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Helbra - Helgoland
so dah die gehörige Reinigung der Heizflächen vom <
auflagernden Staub vergessen wird. Das läßt den
Wunsch entstehen, die Dampfbeizkörher fo einzu-
richten, dah auch, wenn der Dampf teilweise ab-
gesperrt ist, die untern Teile der Heizkörper wenig-
stens ebenso wirksam sind wie die obern.
Das Bedürfnis, freistehende Dampsheizkörper
jederzeit auch in ihren untern Teilen warm zu
halten, hat verschiedene Lösungen gezeitigt. Fritz
Käferle in Hannover bringt behufs bequemer Be-
dienung das Dampfventil oben am Ende der an-
einander gereihten Glieder an. Der Dampf muft
das Endglied zunächst von oben nach unten durch-
strömen, verbreitet sich dann in dem Fuß des Ofens
und tritt von unten in die folgenden Glieder, soweit
er bisher nicht niedergeschlagen wurde. Gebr.
Pönsgen in Düsseldorf und Gebr. Körting lassen
den Dampf in den Fuß des Ofens strömen, hier
aber nach der Seite in die kreisförmigen Glieder
treten, wodurch ein Umlauf des Dampfes oder eines
Gemisches von Dampf und Luft bewirkt wird.
Speciell für Gewächshaus er eignen sich die Nie-
derdruckdanipfheizungen in ihrer gegenwärtigen Aus-
bildung wenig, fo unumgänglich notwendig es auch
ist angesichts der umfangreichen Glasflächen, welche
entsprechend große Wärmeverluste verursachen,
während der Nacht zu heizen. Die Regelung der
Wärmeabgabe bietet große Schwierigkeiten. Die
einzige zur Zeit für Gewächshäuser bekannte Rege-
lungsweise, daß mehrere Heizdampfröhren neben-
einander herlausen, die nach Bedarf einzeln ab-
gesperrt werden, kann nickt befriedigen. Früher,
als noch die Kanalheizung die alleinige H. für Ge
wüchshäufer bildete, mußten deren dicke Wäi^de als
Wärmereservoire für die Nacht dienen. Später
bürgerte fich die Wafserheizung mebr und mehr ein
und dürfte dieselbe jetzt noch bis auf weiteres al5
die empfeblenswerteste H. angesehen werden, nur
daß man jetzt nicht mehr 15-22,5 cm, sondern nur
böchstens 9 <in weite gußeiserne Heizröhren an-
wendet. Letztere speichern allerdings nur etwa ein
Drittel der Wärme der erstern auf, weshalb das
dringendere Bedürfnis nach stetigem Heizen durch die
Wassererwärmer möglichst befriedigt werdcn mun,
welche man in ihrer gegenwärtigen Form taum
noch mit dem Namen Kessel bezeichnen tann. Die
Gestalt derselben ist sehr verschieden, meist cylin-
drisch mit senkrechter Aufstellung. Der Schüttraum
oderFüllschacht für das Brennmaterial (gewöhnlich
Koks) -befindet sich hierbei in der Mitte, ringsum
senkrechte Röhren oder Kanäle, in denen der Rauch
in die Höhe steigt, noch weiter nach außen sinkt der
Rauch nach unten, um an tiefster Stelle in den
Schornstein zu entweichen. Die Ausnutzuug der
entwickelten Wärme ist hierbei eine reckt gute; nickt
allein wird dafür gesorgt, daß nur der kälteste
Rauch die Heizflächen vorläßt, sondern es ist anch
im letzten Zuge voller Gegenstrom vorhanden.
Dieser ist aber von besonderm Werte nur da, wo
die Temperatur der Heizgase diejenige des zu er-
wärmenden Wassers nur noch wenig übertrifft.
Hierher gehören der Victoriakessel von M. G. Schott
in Breslau, der sog. Spartcssel von Th. Strotb-
mann in Guben, der Kessel von Franz Mosentlün
in Leipzig-Eutritzsch, von Häntsck & Co. in Nieder-
sedlitz, der Germaniakessel von Arthur Nitsche in
Dresden, der Patenttrinmpbkessel von Bruno
Schramm in Ilvershofen-Erfurt u. a. Sehr günstig
wirkt der Wassererwärmer von Nud. Otto Meyer
in Hamburg, auch der Spiralkessel von Gebr. Hos-
mann in Öberrad bei Frankfurt a. M. Für klare
Braunkoble als Feuerungsmaterial ist der M.
Fränkc-l-Kessel von Fränkel & Co. in Leipzig-Lin-
denau, auch der von Nitsche eingerichtet.
Das elektrische Heizen hat trotz seiner un-
bedingten Vorzüge: Reinlichkeit, Bequemlichkeit, Un-
gefährlichkeit, Wegfall aller Verbrennung^produkte
u. s. w., noch wenig Eingang gefunden, weil die
Kosten noch zu hoch sind. Die in neuerer Zeit zum
Heizen ausgebildeten Apparate haben ähnliche
Einrichtungen wie diejenigen zum elektrischen Ko-
chen (s. Kochcinrichtungen), z. B. Heizöfen, Plätt-
eisen u. s. w. In England soll ein Theater mit a.u-
tem Erfolg elektrifch geheizt werden, und einige
Straßenbahnen, die billige Stromerzeugung haben,
erwärmen auch ihre Wagen im Winter durch den
elektrischen Strom. In einzelnen Industrien hat
sich das elektrische Heizen sehr gut bewährt: z. B.
bat eine Wäschefabrik im Erzgebirge eine große
elektrische Anlage herstellenlassen, umdie vielenPlätt-
eisen zu heizen. Einige Färbereien und Appreturan-
stalten im Vogtland benutzen elektrisch erwärmte
Prcßplatten, entweder niedrige Vlechkasten, in denen
der stromdurckflossene Draht isoliert befestigt ist, oder
besonders hergerichtete Preßspäne, die zwischen zwei
Lagen Prehspan ganz dünne Bänder von Nickel-
dlech enthalten. Hierbei hat sich die elektrische H.
sehr gut bewährt, weil sie reinlicher, bequemer und
weniger zeitraubend ist und dem in Frage kommen-
den Zweck viel besser entspricht als die bisher be-
nutzten Eisenplatten, die in gewöhnlichen Heizöfen
erwärmt wurden. Diefe wurden sehr bald kalt und
zwar immer dann, wenn die Ware in der Presse die
meiste Wärme erforderte; der elektrische Strom kann
aber beliebig lange zugeführt, nach Belieben regu-
liert und nach Bedarf zeitweilig abgestellt werden.
Einige Korfettfabriken benutzen die elektrische H. zur
Erwärmung der kupfernen Formen und sollen guto
wirtsckaftlickc Erfolge damit erzielt haben. In Thea-
tern sind elektrisch erwärmte Toupe'- und Scheren-
wärmer wegen der hohen Feuersicherheit derselben
in Gebrauch; desgleichen sind zu nennen Cigarren-
und Pfcifenanzünder, Lötkolben u. s. w.
Vgl. nock Zeitschrift für Lüftung und H., hg. von
Haase iHalle 1895 fg.).
Helbra, Dorf im Mansfeloer Seetreis des
preuß. Reg.-Bez. Merseburg, bat (1895) 8163 E.,
darunter 2380 Katholiken, Post, Telegraph, evang.
und tatb. Kirche; bedeutender Bergbau auf Kupfer-
fchiefer in den nahe gelegenen Ernstfchächten.
s Helene Pawlowna, russ. Großfürstin. Ihre
Tockter, Iekaterina Michajlowna, starb am
12. Mai (30. April) 1894.
* Helgoland. Seit H. befestigt ist, hat es große
Bedeutung als strategischer Stützpunkt für die
dcnlsche Flotte. Kleine Schiffe und Torpedoboote
können im Hafen, große im Schutze der Düneninfel
ankern, ibre Kohlen- und Munitionsvorräte ergän-
zen. Außerdem ist H. Hauptbeobachtungsstation
für die Verteidigung der deutschen Nordseeküste.
Mit dem Fesselballon kann man die Küsten über-
leben, und um Nackrichten an Schiffe zu befördern,
bestebt eine Signalstation; außerdem ist die Insel
telegraphisch mit dem Festlande verbunden und
kann jede feindliche Flotte daher rechtzeitig melden.
Im Kriege kann das Leuchtfeuer nach Belieben ge-
löfcht werden und die Insel feindlichen Schiffen nicht
mebr als Stützpunkt dienen.