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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Infallibĭle remedĭo contra l’epilessīa; *Infektionskrankheiten

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Infallibile remedio contra l’epilessia etc. - Infektionskrankheiten

Nach §. 42 des Börsengesetzes soll der Bundesrat den Mindestbetrag des Grundkapitals bestimmen, welcher für die Zulassung der Aktien an den einzelnen Börsen maßgebend ist. Dies ist nun in oben erwähnter Bekanntmachung vom 11. Dez. 1896 geschehen. Die Gesamtsumme der Stücke nach ihrem Nennwert soll für die Börsen in Berlin, Frankfurt a. M. und Hamburg mindestens 1 Mill., für alle übrigen Börsen 500000 M. betragen. Wenn der Gegenstand der Emission nur Bedeutung für das engere Wirtschaftsgebiet hat, soll mit Erlaubnis der Börsenaufsichtsbehörde sogar unter obige Sätze heruntergegangen werden dürfen. Die Börsenenquetekommission schlug seiner Zeit erheblich größere Beträge vor. - Die einzelnen Stücke der Aktien oder Interimsscheine müssen in der Regel auf mindestens 1000 M. lauten. (S. auch Börse.)

Infallibĭle remedĭo contra l’epilessīa etc., s. Cassarinis Epilepsiepulver im Artikel Geheimmittel.

*Infektionskrankheiten. Schon die klinische und epidemiologische Beobachtung der I. führte in einer Zeit, in der man die Krankheitserreger noch nicht kannte, zu der Vorstellung einer mikroparasitären Ätiologie derselben; in der That ließ sich nur durch die Annahme lebender fortpflanzungsfähiger Erreger die unbegrenzte Übertragung der I. von Fall Zu Fall, das Haften des infizierenden Stoffes an den verschiedensten Objekten, die Möglichkeit einer Verschleppung auf weite Entfernungen, erklären. Besonders Henle hat bereits 1840 in meisterhafter Weise die Notwendigkeit der Annahme kleinster Lebewesen als Erreger der I. dargethan und sogar das nähere Abhängigkeitsverhältnis des Krankheitsverlaufs von dem Charakter des supponierten Erregers zu begründen versucht. 40 Jahre später gelang es mit Hilfe der durch R. Koch geschaffenen bakteriologischen Methodik, die Krankheitserreger direkt bei der betreffenden Infektionskrankheit nachzuweisen und ihre ursächliche Rolle auf experimentellem Wege über jeden Zweifel erhaben hinzustellen. (S. auch Institut für Infektionskrankheiten.) Der Weg dieser Untersuchung ist bei allen I. principiell derselbe; zunächst ist zu erforschen, ob sich in allen Fällen der betreffenden Krankheit eine wohl charakterisierte Mikrobe in den Geweben nachweisen läßt, und in einer Ausdehnung und räumlichen Verteilung, die dem klinischen Charakter der Affektion entspricht; dieses absolut konstante und charakteristische Vorkommen ist das erste und unumgänglich notwendige Erfordernis für den Nachweis der krankheitserregenden Wirkung einer Mikrobe. Weiterhin muß versucht werden, den Erreger auf künstlichem Nährboden zu züchten und durch Verimpfung der Reinkultur auf empfängliche Tiere das typische Bild der ursprünglichen Krankheit wieder zu erzeugen. Endlich gilt es noch, die Lebenseigenschaften des Erregers, sein etwaiges Vorkommen in der Außenwelt, die Wege seiner Verbreitung zu erforschen und die Übereinstimmung des auf diesem Wege deduktiv gewonnenen Bildes der Ausbreitung der betreffenden Infektionskrankheit mit den durch die epidemiologische Forschung induktiv gefundenen Thatsachen nachzuweisen. Bei vielen Krankheiten ist dieser Nachweis vollkommen lückenlos geliefert, z. B. in besonders klassischer Weise durch R. Koch bei der Tuberkulose; bei einzelnen andern jedoch stößt die künstliche Züchtung des Erregers auf bisher unüberwindliche Schwierigkeiten, wie bei den Spirillen des Rückfalltyphus, oder es gelingt nicht, bei Tieren die entsprechende Infektion auszulösen, so z. B. bei der Gonorrhöe. Doch erklären sich diese Mängel in einfacher Weise aus den unzulänglichen Mitteln unserer Forschung. Bei einer Anzahl von I., die nach ihrem klinischen und epidemiologischen Verhalten ebenfalls mit Bestimmtheit auf eine mikroparasitäre Ätiologie zurückgeführt werden müssen, wie z. B. bei Hundswut, Syphilis, Gelbfieber, Flecktyphus, Scharlach, Masern u. s. w., ist bisher überhaupt noch nicht der sichere direkte Nachweis lebender Erreger gelungen; hier bleibt eine Vervollkommnung unserer Forschungsmethoden abzuwarten.

Jede Infektionskrankheit bedarf als Wechselwirkung zwischen Mikroben und Organismus zu ihrem Zustandekommen des Vorhandenseins bestimmter Bedingungen auf seiten beider in Betracht kommenden Faktoren. Was zunächst die Rolle der Mikroben anlangt, so ist nur eine beschränkte Anzahl von Arten, die pathogenen Mikroorganismen, zu einer Vermehrung im Tierkörper und zur Entfaltung krankheitserregender Wirkung befähigt; die überwiegende Mehrzahl, die sog. saprophytischen Arten, sind ganz harmlose Bewohner der Außenwelt und vermögen sich im lebenden Tierkörper nicht zu behaupten, sondern gehen, selbst in größern Mengen eingeführt, rasch zu Grunde; bei Einspritzung sehr bedeutender Mengen kann es höchstens zu gewissen Giftwirkungen kommen. Unter den pathogenen Arten selbst ist ferner die Virulenz, d. h. die Fähigkeit, im lebenden Organismus zu wuchern, sehr verschieden; einige, wie der Tetanusbacillus, sind nur einer ganz geringen Vermehrung an der Eintrittspforte fähig und wirken lediglich durch ihre sehr starke Toxicität (Giftproduktion); andere vermögen zwar tiefer ins Gewebe vorzudringen, wie manche Eitererreger, oder umfangreiche Wucherungen auf und in den Schleimhäuten zu bewirken, wie Cholera- und Influenzabacillen, doch bleibt der Prozeß stets lokaler, wenn auch relativ ausgebreiteter Natur; noch andere vermögen außer ihrer ursprünglichen Vermehrungsstätte an der Eintrittspforte noch in andern weit entfernten Organen durch Verschleppung einzelner Keime, die dann zum Ausgangspunkt eines neuen Krankheitsherdes werden, mehrfache lokale Affektionen zu erzeugen (Pyämie); der höchste Virulenzgrad endlich ist erreicht, wenn eine gleichmäßige Verbreitung und Durchwucherung durch die Säftemasse und die Gewebe des gesamten Körpers, oft sogar ohne nennenswerte Lokalaffektion, zu stande kommt (Sepsis). Übergänge zwischen diesen einzelnen Stufen der Virulenz kommen natürlich in mannigfachen Variationen zu stande. Auch kann die Größe der Virulenz einer und derselben Art Schwankungen zeigen; so kommen z. B. Abschwächungen derselben sehr häufig, teils spontan, vor allem aber durch Einwirkung schädigender physik. und chem. Momente zu stande (Züchtung bei über dem Optimum liegenden Temperaturen, Züchtung auf ungenügendem Nährsubstrat, in alten Kulturen, durch Gifte u. s. w.) und finden bei den Methoden der künstlichen Immunisierung weitgehende praktische Anwendung; andererseits kann Verstärkung der Virulenz oder Wiederherstellung derselben bis zu einem bestimmten Maximum (Virus fixe Pasteurs) durch Verpflanzung auf günstigen Nährboden, insbesondere aber durch häufig wiederholte Impfung und Passage durch empfängliche Tiere erreicht werden. Ferner ist für die pathogene Einwir-^[folgende Seite]