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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lipperheide - Liverpool
Prinz Adolf ein und übernahm die Regentschaft.
DieNechtsgültigkeit dieser Verordnung wnrde jedoch
vom Landtage bestritten und nach dein plötzlichen
Nachfolger 1. Inli 1895 von Ortzen wurde, auch von
der Regierung nicht mehr festgehalten. Nach langen
Verhandlungen kam endlich das Gesetz vom24. April
1895 zu stände, durch welches Prinz Adolf als
Regent allerkannt wurde und zwar bis zur Entschei-
dung der Thronsolgefrage, diemitderRegentschasts-
frage in enger Verbindnng steht. Gegen die Erb-
folge der nächsten agnatischen Linie, der von Lippe-
Biesterfeld, hatte nämlich die Linie Schaumburg-
Lippe Einspruch erhoben, und eine Instanz, vor
welcher der Streit zum Austrag zu bringen wäre,
fehlt. Der Landtag erwirkte nun von der Negie-
rung die Zusage, die Regelung der Thronfolgefrage
auf reichsgesetzlichcm Wege, und zwar durch das
Reichsgericht herbeizuführen', doch erklärte sich der
Bundesrat dagegen. Darauf kam ein Vertrag zwi-
schen den streitenden Parteien zustande, wonach durch
ein Schiedsgericht, bestehend ans dem Könige von
Sachsen als Vorsitzenden und sechs von ihm be-
stimmten Mitgliedern des Reichsgerichts die Streit-
frage entschieden werden soll. Inzwischen ist durck
die neue Erbfolgeordnung in Sachsen-Meiningen
is. d.) die Ebenbürtigkeit des Grasen Ernst zur Lippe-
Viesterfeld bereits anerkannt worden. Am 17. Sept.
1896 trat der Landtag wieder zusammen und nahm
am folgenden Tage mit 15 gegen 6 Stimmen die
Vorlage betreffend des Schiedsgerichts und 19.Sept.
die Vorlage betreffend Abänderung des Rcgent-
schastsgesctzes vom 24. April 1895 an. Danach
trilt nun bis zum Tode des geisteskranken Fürsten
Alerander die Regentschaft des Prinzen Adolf zu
Schaumburg-Lippe ein, die jedoch aushört, fobald die
Thronstreitigkeiten durch das Schiedsgericht ihre Ent-
scheidung gesunden haben. Nach Erledigung dieser
Vorlage wnrde der Landtag wieder geschlossen. Vei
den Landtagswahlen im Nov. 1896 erhielten die
Freisinnigen 10, die Konservativen und National-
liberalen zusammen 10 Stimmen.
Vgl. noch Kahl, Die Thronfolge im Fürstentum L.
(Münch. 1892): F. Köhler, Geschickte des fürstlich
Lippeschen Wappens (Detm. 1893); Laband, Der
Streit über die Thronfolge im Fürstentum L. (Berl.
1896); Kahl, Ebenbürtigkeit und Thronfolgerccht der
Grasen zur Lippe-Viesterfeld (Bonn 1896).
^Lipperheide, Franz Ios., Freiherr von. Seine
Gattin, Frieda Freifrau von L., starb 12. Sept.
1896 in Berlin.
Lippescher Hausorden, s. Ehrenkreuz (Bd. 5)
und Schaumburg-Lippescher Hausorden.
Lipps, Theodor, Philosoph, geb. 28. Juli 1851
zu Wallhalben in der Rheinpfalz, studierte in Erlan-
gen, Tübingen, Utrecht und Vonn erst Theologie
und Pbilosophic, dann Mathematik und Natur-
wissenschaften, endlich ausschließlich Philosophie. Er
halMlicrle sich 1877 in Vonn, wurde 1884 austerord.
Professor, 1890 als ord. Professor nach Vrcslau, 1894
nach Müncben berufen. Hauptgebiet feiner wissen-
schaftlichen Lehrthätigkeitist die Psychologie, die er als
philos. Grunddisciplin betrachtet. Sie ist für L. durch-
aus Erfahrungswissenschaft, aber eine solche, die der
Naturwissenschaft entgegensteht. Philosophie im
wissenschaftlichen Sinne ist Geisteswissenschaft, Meta-
physik ist jenseit der Wissenschaft liegende Weltbe-
trachtung. Neben der Psychologie beschäftigen ihn
besonders ästhetische Untersuchungen. Er schrieb:
"Grundthatsachen des Seelenlebens" (Vonn 1883),
"Psychol. Studien" (Heidelb. 1885), "Der Sireil
über die Tragödie" (Hamb. und Lpz. 1891), "Ästhe-
tische Faktoren der Naumanschauung" (Hamb. 1891),
"Grundzüge der Logik" (ebd. 1893) und gab Humes
"Traktat über die menschliche Natur" in deutscher
Übersetzung und mit Anmerkungen heraus (ebd.
1895). Über die "Psychologie der Komik" veröffent-
lichte er eine Reihe Aufsätze in den "Philos. Mo-
natsheften" (1888 u. 1889).
Lisdorf, Dorf im Kreis Saarlouis des preuß.
Reg.-Vez. Trier, links an der Saar, hat (1895)
2461 E., Postagentur, Fernsprechverbindung, Bür-
germeisterei; bedeutenden Gemüsebau und königl.
Steinkoblengrube.
* Lissabon bat unterseeische Kabelverbindung
mit Gibraltar, England, Vigo, Madeira und Bra-
silien. Die fünf Kabel verlassen die Küste in der
Nähe des Fort Säo Iuliao. Als Hafen dient die
Reede des Tejo; die Ladung der Schiffe wird in
Leichtern gelöscht und an Land geschafft. Quai-
anlagen und Landungsbrücken sind nur für Boote
und kleine Fahrzeuge vorhanden. Im Marine-
arsenal ist ein Trockendock von 85 m Länge und
17 m Breite; in Cacilhas sind Privatschiffbauwerften
mit zwei Trockendocks und einem Schwimmdock.
1895 verkehrten im Hafen von L. 414 deutsche
Schiffe mit 478252 Negistertons. Die Mehrzahl
der Vefestigungswerke ist wenig widerstandsfähig
gegen moderne Kriegswaffcn. Die Nordküste der
Tejomündung verteidigt eine Reihe alter und neuer
Küstensorts, von denen besonders wichtig sind das
Fort Säo Iuliao de Varra, mit einer Panzcrbat-
terie, die 8 Kruppsche 28 cm-Geschütze führt, das
96 in boch liegeude Fort Carias, das mit seinen
Flügelbatterien zusammen 72 Kanonen und Mörser
hat, das Fort Alto do Duque mit einer 30,5 om-
und mehrern 28 cm-Kanonen und die Batterie Vom
Succcsso über dem alten Turm von Belem (sie hat
4 Kruppsche 15 cm- und zwei 24 cin-Kanonen). Än
der Südküste sind wichtig das runde zweistöckige
Inselsort Bugio, in dessen Panzerkuppel zwei 30,5 cm-
Kanonen stehen, sowie die neue Küstenbatterie von
Trafaria. Die äußere Linie der Landbefestigungen
stützt sich an die Serra de Cintra und an die Höhen
von Alverca in etwa 25 km Abstand von L.; die
innere Linie zwischen Carias und Sacavem ist
40 km lang und hat ans verschiedenen Anhöhen etwa
10 Werke. 1890 hatte L. 307 691 E.
^Littrolv, Ios. Joh.von. Sein Sohn Heinrich
von L. starb 25. April 1895 in Abbazia.
^Liverpool (hierzu ein Stadtplan mit Ver-
zeichnis der Straßen und öffentlichen Gebäude).
Die Bevölkerung der City zeigt seit 1881 bis in
die jüngste Zeit eine stetige Abnahme, weil die Ver-
mehruug der nur als Geschäftslokale benutzten
Räume in der innern Stadt die Bewohner in der:
Außenring treibt, der in demselben Maße zunimmt'
so hatte 1895 Walton 56 000, Westderby 38 528,
Torteth Park 28 435 und Wavcrtree 5389 E. Die
Stadtvcrtretung war ungleich verteilt, da die dünn
bevölkerten Gefchäftsviertel weit mehr Vertreter
batten als die viel dichter bewohnten Auhenteile.
Deshalb und weil doch diese Vororte in jeder Ve-
ziebung aufs engste mit der City verbunden sind,
wurde 1895 nach langen Debatten die Einver-
leibung der genannten Vororte beschlossen, wodurch
L. 150000 E., 3969 ba. Areal und 221 km Straßen
hinzugewann. Groß-Liverpool hat so einen Flächen-
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