Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

768
Mikultschütz - Milchsterilisation
gehalten wird. In einem gut differenzierten Präparat zeigen sich dann die verschiedenen histologischen Elemente verschieden dunkel gefärbt und sind so leicht voneinander zu trennen. Denselben Effekt kann man übrigens bei manchen Farbstoffen gleich von vornherein dadurch erzielen, daß man sehr dünne Lösungen, diese aber für längere Zeit anwendet; die Elemente reiften dann den Farbstoff in verschieden starker Weise an sich und erscheinen je nachdem ebenfalls dunkler, heller oder gar nicht gefärbt. Eine weitere wichtige Eigentümlichkeit der tierischen und pflanzlichen Zellen und ihrer Bestandteile ist die, daß sie zu verschiedenen Farbstofflösungen eine verschieden starke Affinität zeigen; Elemente, die sich mit dem einen Farbstoff sehr intensiv verbinden, bleiben in einem andern ganz ungefärbt. Wodurch dies bedingt wird, ist zur Zeit noch völlig dunkel; gewisse Gesetze, die man früher hier zu erkennen glaubte, haben sich auf die Dauer als unhaltbar erwiesen. Alle mikroskopischen Färbemethoden sind heutzutage noch rein empirisch; immerhin aber gestatten sie bereits durch Anwendung einer bestimmten Methode ganz bestimmte Elemente allein oder fast allein zur Darstellung zu bringen. Viele dieser Substanzen sind sogar erst durch gewisse Färbemethoden als specifische Bildungen erkannt worden.
Die zur Zeit angewandten Farbstoffe sind sehr verschieden. Als die zweifellos wichtigsten für die normale Histologie der Tiere und Pflanzen müssen noch heute die in früherer Zeit angewandten gelten: das Karmin, durch Gerlach, den Entdecker der mikroskopischen Färbemethoden (vgl. Gerlach, Mikroskopische Studien aus dem Gebiete der menschlichen Morphologie, Erlangen 1858) und das Hämatoxylin, durch Boehmer in die Wissenschaft eingeführt. Beide werden jetzt nach einer ganzen Anzahl verschiedener Vorschriften angewandt; die mit ihnen behandelten Präparate zeichnen sich, wenn sie sorgfältig angefertigt werden, durch fast unbegrenzte Haltbarkeit aus. Mit der Entdeckung und Darstellung der zahlreichen Teerfarbstoffe wurden natürlich auch diese in der mikroskopischen Färbetechnik benutzt. Es giebt fast zahllose Vorschriften über ihre Anwendung; die damit erzielten Resultate reichen jedoch, einzelne Ausnahmen abgerechnet, durchgängig nicht an die mit den obengenannten Stoffen erzielten heran, und so haben sie diese auch nicht aus der histologischen Technik zu verdrängen vermocht. Ungemein wichtig sind die Anilinfarbstoffe dagegen für die Bakterienfärbung, und hier herrschen sie denn auch fast ausschließlich. Die zur Zeit gebräuchlichsten Anilinfarben sind Eosin, Fuchsin, Anilinblau, Methylviolett, Methylenblau, Gentianaviolett, Methylgrün u. a. Ein oft fühlbarer Nachteil der Anilinfärbungen ist indessen dor, daß die mit ihnen hergestellten Präparate mit derZeit vielfach ausbleichen.
Den mikroskopischen Färbemethoden stehen in ihrem Effekt zur Seite die neuerdings mit sehr großem Erfolg angewandten Metallimprägnationen. Werden tierische Gewebe mit Lösungen von Gold, Silber oder Osmium durchtränkt, dann schlagen sich bei geeigneter Behandlung die betreffenden Metalle in ganz bestimmten Gewebeelementen nieder und machen diese vor ihrer Umgebung kenntlich. Geradezu berühmt ist in dieser Hinsicht die zuerst von Golgi angegebene, neuerdings noch verschiedentlich verbesserte Chrom-Silber-Osmium- Methode, der man ganz ungeahnte Ausschlüsse über die feinsten Verzweigungen des Nervensystems verdankt.
Bei den bis jetzt besprochenen Färbemethoden bandelte es sich hauptsächlich um die Behandlung abgetöteter und konservierter Objekte; einzelne Farbstoffe werden indes auch schon bei Lebzeiten von gewissen Zellen oder Bestandteilen des Organismus aufgenommen; hier ist vor allem zu nennen das von Ehrlich eingeführte Methylenblau, welches, in das Blut oder die Leibeshöhle von Tieren eingespritzt, nach einiger Zeit von den Nervenzellen und ihren Fortsätzen aufgenommen wird und diese tiefblau färbt. Auch dieser Methode (Ehrlichs vitale Methylenblaufärbung) verdankt man wichtige Aufschlüsse über den Bau der nervösen Apparate.
Gefärbte und ungefärbte Schnitte, wie überhaupt Teile fixierter Objekte, kann man zu Dauerpräparate n verarbeiten. Man durchtränkt sie zu diesem Behufe mit allmählich erstarrenden Stoffen, z. B. mit Glyceringelatine, Dammarharz, Canadabalsam u. a. Namentlich die in dem letztern Medium eingeschlossenen Objekte zeichnen sich durch augenscheinlich unbegrenzte Haltbarkeit ans. - Vgl. Nägeli und Schwendener, Das Mikroskop. Theorie und Anwendung desselben (2. Aufl., Lpz. 1877); Fol, Lehrbuch der vergleichenden mikroskopischen Anatomie (ebd. 1884); Frey, Das Mikroskop und die M. T. (8. Aufl., ebd. 1886); Behrens, Kossel und Schienerdecker, Das Mikroskop und die Methoden der mikroskopischen Untersuchung (Braunschw. 1889); Lehmann, Molekularphysik mit besonderer Berücksichtigung mikroskopischer Untersuchungen (2 Bde., Lpz. 1888-89); Hueppe, Die Methoden der Batterienforschung (5. Aufl., Wiesb. 1891); Stöhr, Lehrbuch der Histologie des Menschen (6. Aufl., Jena 1894); Kaiser, Die Technik des modernen Mikroskops (Wien 1890); Apáthy, Die Mikrotechnik der tierischen Morphologie. Eine kritische Darstellung der mikroskopischen Untersuchungsmethoden (Braunschw. 1896); Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, hg. von Behrens (Braunschweig).
Mikultschütz, Dorf im Kreis Tarnowitz des preuß. Reg.-Bez. Oppeln, hat (1895) 4987 E., Postagentur, Fernsprechverbindung, kath. Kirche, Rittergut; Kalksteinbrüche, Kalk- und Ziegelbrennerei.
Milchhöfer, Arthur, Archäolog, geb. 21. März 1852 zu Schirwindt in Ostpreußen, studierte in Berlin und München und ging 1876 als Stipendiat des Archäologischen Instituts nach Griechenland und Italien. 1880 nach Deutschland zurückgekehrt, habilitierte er sich nach vorübergehender Thätigkeit am Berliner Museum 1882 in Göttingen für Archäologie, wurde 1883 außerord. Professor an der Akademie zu Münster, war 1886 und 1887 wieder in Griechenland und wurde 1895 ord. Professor in Kiel. Er veröffentlichte: "Über den Attischen Apollon" (Dissertation, Münch. 1873), "Die antiken Kunstwerke aus Sparta und Umgebung" (mit Dressel, Athen 1878), "Die Museen Athens" (ebd. 1881), "Die Befreiung des Prometheus" (Berliner Winckelmannsprogramm, 1882), "Die Anfänge der Kunst in Griechenland" (Lpz. 1883), "Übersicht der Schriftquellen zur Topographie von Athen" (in E. Curtius' "Stadtgeschichte von Athen", Berl. 1891), "Archäol. Studien" (mit Körte und Furtwängler, 1893), "Untersuchungen über die Demenordnung des Kleisthenes" (Berl. 1892), "Das archäol. Skulpturenmuseum der Universität Kiel" (1896) u. s. w.
Milchschleudern, s. Butter.
Milchsterilisation. Zahlreiche Beobachtungen zwingen dazu, der Milch eine wichtige Rolle bei der