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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schiffbek - Schlatter
chend geschnitten und gebogen sind. Die Plattengänge stoßen entweder stumpf zusammen, wobei ihre Kanten sehr genau gearbeitet sein müssen, oder sie greifen übereinander (wie es auf Handelsschiffen stets der Fall ist), wobei zwischen zwei dicht auf dem Spant liegenden Plattengängen stets ein diese beiden Gänge an den Rändern überdeckender Gang aufgelegt wird. Jede Platte wird durch einfache oder doppelte Nietreihen befestigt; dann werden die Ränder der Platten verstemmt und die Fugen mit Eisenkitt ausgefüllt. Nachdem der eiferne Boden mit Mennige und Patentbodenschutzfarbe gestrichen worden ist, kann das Schiff vom Stapel laufen. Kreuzer, die sich viel in ausländischen Gewässern aufhalten, bekommen auf die Außenhaut noch eine Holzhaut mit eisernen Schraubbolzen und darüber eine zweite Holzhaut, die mit Metallbolzen auf der ersten befestigt wird; darüber kann dann die Metallschutzhaut angebracht werden. Panzerschiffe laufen ohne ihre Panzerung vom Stapel; überhaupt bringt man alle innere Einrichtung, meist auch Maschinen und Kessel, erst in den Schiffskörper hinein, wenn er vom Stapel gelaufen ist, um ihn möglichst leicht vom Stapel zu lassen. Der Ausbau der Kofferdämme (s. d., Bd. 10) und Panzerdecke erfolgt nach dem Stapellauf. Die Entwässerungs- und Pumpenanlagen werden schon beim Bau des Doppelbodens und der Querschotten fertiggestellt. Die hierfür nötigen, sehr verzweigten Rohrleitungen werden wasserdicht durch die Schotten u. s. w. hindurch geführt und mit vielen Ventilen und Schiebern versehen, um in verschiedener Weise zum Trockenpumpen jeder einzelnen der vielen (über 300 bei großen modernen Kriegsschiffen) wasserdichten Zellen benutzbar zu sein, wenn eine solche Zelle oder mehrere ein Leck erhalten. (S. Lenzen, Bd. 11.) Nach der Beendigung des Schiffsbaues werden die Handelsschiffe vermessen (s. Schiffsvermessung, Bd. 14).
Vgl. Steinhaus, Abhandlungen aus dem Gebiete des gesamten Schiffbauwesens (Hamb. 1887-88); Croneau, Constructions pratiques des navires de guerre (2 Bde. mit Atlas, Par. 1894); Bureau Veritas, Vorschriften für die Klassifikation und den Bau von Schiffen aus Stahl oder Eisen (Hamb. 1894); Busley, Die jüngsten Bestrebungen und Erfolge des deutschen Schiffbaues (Berl. 1895); Kluger, Elemente der Schiffbaukunde (Wien 1895).
Schiffbek, Dorf im Kreis Stormarn des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, an der Bille, bei Hamburg, Sitz eines Nebenzollamtes erster Klasse, hat (1895) 3761 E., Post, Telegraph, eine Privaterziehungsanstalt; eine (Norddeutsche) Jutespinnerei und -Weberei mit 1500 Arbeitern.
Schiffweiler, Dorf im Kreis Ottweiler des preuß. Reg.-Bez. Trier, an der Linie Neunkirchen-Saarbrücken (Fischbachbahn) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 6255 E., Postagentur, Telegraph, kath. Kirche; Steinkohlen- und Eisenerzbergbau.
Schilddrüsenfütterung, die Darreichung von frischer oder getrockneter Schilddrüsensubstanz vom Kalb oder Hammel, die in neuerer Zeit vielfach von Ärzten, z. B. besonders bei Kröpf und Fettsucht, mit Erfolg angewandt wird. (S. Organotherapie.) Man giebt je nach der Art des Falles entweder zwei- bis dreimal wöchentlich oder täglich etwa 3,4 bis 5 F frischer gesunder Schilddrüse oder endlich täglich zwei bis sechs trockne Schilddrüsentabletten, d. h. Alkohol- oder Glycerinextrakte von Kalbs- oder Hammelschilddrüsen. Die letztern sind in den Apotheken käuflich und haben vor dem Genuß der frischen Schilddrüsensubstanz den Vorzug größerer Bequemlichkeit und vor allem einer bestimmten Dosierung der wirksamen Schilddrüsensubstanz. Will man frische Schilddrüse vom eben getöteten Hammel oder Kalb verwenden, so muß dieselbe unter größter Reinlichkeit mit sorgfältig desinfizierter (ausgekochter) Schere und Pincette von der äußern Kapsel und von Fett befreit werden, dann wird die so präparierte Drüse zerkleinert, auf Brot gestrichen und mit Pfeffer und Salz versehen sofort gegessen. Jede der erwähnten Schilddrüsenkuren darf nur unter ärztlicher Kontrolle vorgenommen werden, da durch zu hohe Dosen oder durch zu lange fortgesetzte Kuren auch Vergiftungserscheinungen: Herzbeschwerden, Basedowsche Krankheit u. s. w. beobachtet worden sind. In neuester Zeit hat Baumann in Freiburg nachgewiesen, daß die tierischen Schilddrüsen stark jodhaltig sind, und hat ihren wirksamen Bestandteil in einer Jodverbindung erkannt, die er Thyrojodin (s. Thyreoidin) nannte. Diese Substanz scheint ebenso zu wirken wie die Drüse selbst. - Vgl. Roos, über Schilddrüsentherapie und Jodothyrin, früher Thyrojodin genannt (Freib. i. Br. 1897).
Schillerverein, Schwäbischer, s. Schwäbischer Schillerverein.
Schinkel, Dorf im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Osnabrück, hat (1895) 3697 E.; Baumwollweberei und Thonquarzsteinbrüche. In der nahen Teufelsheide befinden sich Hünengräber.
Schíschkin, Nikolaj Pawlowitsch, russ. Staatsmann, geb. 1830, besuchte das Alexanderlyceum in Petersburg und trat 1847 in den Staatsdienst, zuerst ins Ministerium des Innern, 1853 in das des Äußern. 1859-68 war er als Sekretär, Konsul, Generalkonsul und diplomat. Agent in den Balkanländern thätig, 1875 wurde er Gesandter in Washington, 1880 in Athen und 1884 in Stockholm. Im März 1891 wurde er Adlatus des Ministers des Äußern, leitete während der Krankheit und nach dem Tode des Ministers von Giers (1895) und des Fürsten Lobanow-Rostowskij (1896) längere Zeit vertretungsweise die auswärtigen Angelegenheiten und begleitete den Kaiser Nikolaus II. auf seiner Reise nach Frankreich. Im Jan. 1897 wurde S. zum Mitglied des Reichsrats ernannt.
Schiseophōn (grch.), s. Materialprüfungsmaschinen.
Schlaf, Johannes, Schriftsteller, geb. 21. Juni 1862 zu Querfurt, s. Holz, Arno.
Schlafbewegungen, s. Schutzmittel.
Schlaraffia, eine gesellschaftliche Vereinigung von Künstlern und Kunstfreunden, deren Zweck die Pflege von Humor und Kunst und deren Grundprincip die Hochhaltung der Freundschaft ist. Sie hat eigene (ritterliche) Gebräuche und Formeln, ihr Liederbuch, ihre Konzile und ihre in Leipzig erscheinende Zeitung. Gestiftet wurde die S. 1859 in Prag (hauptsächlich auf Anregung des Bühnensängers Alb. Eilers), wo noch heute das "Mutterreich" ist. 1865 wurde ein Tochterreich in Berlin gegründet, 1872 in Leipzig. Gegenwärtig wird in mehr als 110 Städten der "UHU", das Sinnbild des Schlaraffentums, verehrt. Durch zahlreiche Spenden an verarmte Mitglieder hat die S. ihr Wirken über den Kreis gesellschaftlicher Unterhaltung erweitert. - Vgl. Door in der "Gartenlaube" (1884).
Schlatter, Adolf, evang. Theolog, geb. 16. Aug. 1852 zu St. Gallen, wurde 1881 Privatdocent, 1883 außerord. Professor in Bern, im gleichen Jahre ord.