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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schumann - Schutzmittel
* Schumann, Gustav, starb .7. Okt. 1897 in
Leipzig. ^Frankfurt a. M.
* Schumann, Klara, starb 20. Mai 18W in
Schüren, Dorf im Kreis Horde des preuß. Reg.-
Vez. Arnsberg, 5 km östlich von Dortmund, an der
Emscher, hat (1895) 3347 E.; Steinkohlenbergbau
(Zeche Freier Vogel), Eisenerzgrube und Steinbrüche.
^ Schutzbrief, als Ausdruck des Kolonialstaats-
rechts die Urkunde, wodurch die Ausübung von
Hoheitsrechten in staatlichen Kolonien an Kolonial-
gescllschaften verliehen wird, die damit zugleich unter
eine besondere öffentlich-rechtliche Schutzgewalt des
betreffenden Staates treten. Ein solcher mit teilweiser
Unterbrechung in den I. 1889 - 92 noch in Gel-
tung stehender S. ist der des Deutschen Reichs für
die Neuguinea-Compagnie (s. d., Bd. 12). Hiernach
steht dieser Gesellschaft die Ausübung der streitigen
und nichtstreitigen Rechtspflege, Justizverwaltung,
Polizei, Finanzgewalt, Ordnung des Schiffs- und
Hafenverkehrs, Aufsicht über Missionseinrichtungen
und etwaige Schuleinrichtungen zu. Ein im März
1896 zwischen der Reichsregierung und der Com-
pagnie abgeschlossener Vertrag, durch welchen die
Ausübung dieser Hoheitsrechte, wie zwischen 1889
und 1892, aber nur nock teilweise auf Kosten der
Gesellschaft, wieder auf Reichsbeamte übertragen
werden sollte, fand nicht die Zustimmung des Reichs-
tags. Es wird ihm in der Session 1896/97 ein neuer
Vertrag vorgelegt werden. Die Dcutsch-Ostafrika-
nische Gesellschaft hat durch Vertrag vom 20. Nov.
1890 auf die ihr durch S. vom 27. Febr. 1885 ver-
liehenen Hoheitsbefugnissc verzichtet (s. Deutsch-
Ostafrika, Bd. 5).
^Schutzimpfung, s. Diphtheritis.
Schutzmittel der Pflanzen und Tiere, im
weitesten Sinn alle diejenigen Mittel, durch die die
Pflanzen und Tiere gegen die verschiedenen, ihre
Entwicklung und Fortpflanzung bedrobenden äußern
Einflüsse geschützt werden. Die Mannigfaltigkeit der
hierher gehörigen Erscheinungen ist so groß, daß eine
Beschränkung auf die allerwichtigsten geboten ist.
1) Pflanzen. Von den vegetativen Organen der
Pflanzen sind zunächst die frei in die Luft ragenden
Blätter und Stengel um so mehr der Gefahr des
Welkwerdens und der gänzlichen Vertrocknung auö-
gesetzt, je trockner und wärmer der Standort ist, auf
dem die betreffenden Pflanzen sich entwickeln. So
sind denn auch die verschiedenen S. gegen zu starken
Wasserverlust um so stärker ausgebildet, je ungün-
stiger in dieser Hinsicht die klimatischen Verhältnisse
sind, und erreichen in den Wüsten- und Steppen-
pflanzen ihre höchste Entwicklung. Die Gefahr der
Vertrocknung ist aber ferner auch um so größer, je
mehr die Wasseraufnahme erschwert ist, und es wird
hierdurch erklärlich, daß man auch bei den in relativ
feuchter Luft sich entwickelnden Strandpflanzen, die
aber der den Boden durchtränkenden Salzlösung nur
schwer eine hinreichende Wassermenge zu entziehen
vermögen, ebenfalls eine starke Ausbildung der S.
gegen zu starken Wasserverlust beobachtet. Dasselbe
gilt auch von den Epiphyten, die in den Urwäldern
die Rinde der Bäume bedecken und hauptsächlich aus
der Luft ihren Wasserverlust decken müssen.
Die S. gegen zu starke Verdunstung sind nun
teils nur mit Hilfe des Mikroskops festzustellen und
bestehen in einer starken Ausbildung der für Wasser-
dampf schwer durchlässigen Cuticula, wodurch die
Blätter häusig eine lederartige Beschaffenheit er-
halten. Bei vielen Pflanzen wird die Cuticula auch
noch durch Wachsauflagerungen, Kalkkrusten, Lack-
überzüge u. dgl. verstärkt. Ferner können Haar-
bildungen, die z. B. das Edelweiß mit einem dichten
weißen Filz bedecken, die Wasserabgabe vermindern.
Besonders wichtig sind aber für die Transpiration
die den Gasaustausch zwischen den: Innern der
Pflanze und der Umgebung regulierenden Spaltöff-
nungen. Diese sind bei den der Gefahr des Ver-
trocknens ausgesetzten Pflanzen sehr häufig von
Haaren überwölbt oder unter die Oberflüche des
Blattes versenkt, so daß sich über ihnen ein wind-
stiller Nanm befindet.
Von den mit unbewasfnetem Auge sichtbaren S.
gegen zu starken Wasserverlust ist in erster Linie die
starke Reduktion der Blattflächen zu erwähnen.
Eine solche ist z. B. bei allen unsern einheimischen
Nadelhölzern zu beobachten' noch auffallender ist sie
aber bei den in die Unterfamilie der Cupressmeen
gehörigen Arten, deren schuppensörmige Blätter
zum größten Teil mit dem Stamm verwachsen sind
(s. Tafel: Schutzmittel der Pflanzen, Fig. 2).
Sehr reduzierte Blätter besitzt ferner der aus Neu-
seeland stammende 1iudu8 llustraiig var. 8<iuai'-
I08U8 F>"'t6e/b, bei dem (Fig. 1) die Blätter in
stachlige Blattstiele mit langen Mittelrippen, die
nur noch winzige Reste der Blätter an der Spitze
tragen, umgewandelt sind.
Manche Gewächse können sich ferner dadurch vor
vollständiger Anstrocknung schützen, daß sie bei
Wassermangel ihre äußere Gestalt derartig verän-
dern, daß die transpirierenden Flächen vor Beson-
nung und Luftzutritt geschützt werden. So besitzen
z. B. viele Steppengräser die Fähigkeit, ihre Blatt-
flächen bei eintretender Trockenheit derartig zu-
sammenzufalten oder einzurollen, daß nur die durch
dickwandige Zellen gegen zu starken Wasserverlust ge-
schützten Vlattunterseiten mit der Luft in Berührung
kommen. Durch noch auffallendere Gcstaltsver-
änderungen ist ferner die Auferstchungsblume von
Texas (Heia^inLiiH iLpiäopliMH >d>,-.) ausge-
zeichnet. Dieselbe stellt bei ausreichender Wasser-
versorgung (Fig. 4a) einen ungefähr kreisförmigen
Komplex von zahlreichen zierlichen grünen Zweigen
, dar, rollt sich aber bei Wassermangel (Fig. 4d) der-
artig zusammen, daß die die Mitte des Knäuels ein-
nehmenden Zweigspitzen und jungen Zweige durch
die sie umgebenden ältern Stengelteile vor weiterm
Wasserverlust geschützt werden. Die Pflanze ver-
mag so verhältnismäßig lange dauernde Trockenheit
zu überdauern, nimmt aber bei erneuter Wasser-
zufuhr wieder ihre urfprüngliche Form an.
Ahnlich wie bei der ausgetrockneten Hei^inkiia.
sind ferner allgemein die gegen Wasserverlust be-
sonders empfindlichen Vegetationspuntte der Bäume
und Sträucher durch Bedeckung mit schützenden
Blättern vor der Vertrocknung geschützt. Es gilt
dies namentlich von den überwinternden Knospen,
die bekanntlich an ihrer Oberfläche zahlreiche derb-
wandige, häufig mit Harz und Schleim bedeckte
Schuppen tragen, durch die die zarten Anlagen der
neuen Triebe in sehr ausgiebiger Weise vor Wasser-
verlust geschützt werden.
Schließlich können die Blätter aber auch durch
ihre Stellung zur Sonne vor allzustarker Verdun-
stung geschützt werden. So fallen die Blattstächen
der Kompaßpflanzen (s. d., Bd. 10) fast genau in
eine von Norden nach Süden verlaufende Ebene, so
daß die heiße Mittagssonne nicht auf die Flüchen,
sondern nur auf die Kanten der Blätter füllt.