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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Währung
Hilt um so IN ehr, als die Silbersntwertung sich auch
aus den Geldwert im Innern Indiens fortgepflanzt
und zu einer Erhöhung der dortigen Preise und
Löhne geführt hat. (S. auch Agrarfrage, S. 18.)
Silberproduktion der Erde in Mill. Unzen:
Länder
1392
1893
1894
1895
1896
Ver. Staaten . Mexiko .... Australien . . . Andere Länder.
63,50 39,51 13,44 36,49
60,00 44,37 20,50 41,23
49,95 47,04 18,07 53,14
46,00 52,00 14,50 53,00
57,87 51,44 12,86 48,22
Zusammen Wert in Mill. M.
152,94 548,50
166,10 533,00
168,20 437,30
165,50 445,40
170,39 472,00
DieAusmünzungcn (s. Geld) sind seit 1892 gesun-
ken und nahmen 1894 noch nicht die Hälfte der Pro-
duktion in Anspruch. Der Silberverbrauch für in-
dustrielle Zwecke dagegen hat 1894 um 140000 kx
gegen das Vorjahr zugenommen und belief sich auf
etwa 802 000 kF im Werte von über 140 Mill. M.
Hiernach übersteigt die Produktion immer noch den
Bedarf erheblich, und das erschwert die Maßnahmen
zur Hebung des Silberpreises sehr. Eine gewisse Auf-
besserung der Silberpreise ist übrigens 1895 und 1896
von selbst eingetreten. Der Preis pro Unze Standard-
silber in London war nach neuern genauern Berech-
nungen 1890: 47"/^, 1891: 45^, 1892: 39^,
1893: 35^, 1894: 28^, 1895: 29^g und 1890
etwa 30^7 Pence. Im 1.1897 begann der Preis
mit 29"/^ Pence und schwankte bis Mitte Febr.
1897 zwischen 29"/is und 29^" Pence. Der Preis
ist also nach wie vor so niedrig, daß die künstliche
Wiederherstellung des Wertverhältnisses 1:15^
ein starkes Goldagio nach sich ziehen müßte.
Man wird es dieser Gestaltung der Produktions-
und Preisverhältnisse zuschreiben dürfen, daß die
bimetallistische Bewegung in den letzten Jahren
keine Fortschritte gemacht hat, so oft auch die Frage
einer h^ung des Silberwertes neuerdings erläutert
worden ist. Erwähnung verdienen insbesondere die
Verhandlungen der deutschen Silberkommission
(s. d., Bd. 14) 1894, des preuß. Staatsrates vom
März 1895, des Deutschen Reichstags vom 8. Febr.
1896, des engl. Unterhauses vom 17. März 1896,
des preuß. Abgeordnetenhauses vom 13. Juni 1896
und des landwirtschaftlichen Kongresses zu Pest im
Sept. 1896. Die neuern Erörterungen der Wäh-
rungsfrage in den Parlamenten scheinen veranlaßt
zu sein durch die bimetallistische Konferenz vom
Dez. 1895 zu Paris. Erreicht ist dabei für die Ziele
der Bimetallisten nichts Nennenswertes. Insbeson-
dere ist im engl. Untcrhause 17. März 1896 seitens
des Schatzsekretärs von neuem bestimmt erklärt
worden, daß England nicht bereit sei, seine Gold-
währung aufzugeben.
Die gesteigerte bimetallistische Agitation in
Europa, besonders in Deutschland, hat im Sommer
1895 zu einer Gegenbewegung Anlaß gegeben. Es
wurde ein besonderer "Verein zum Schutze der deut-
schen Goldwährung" gegründet, der durch seine
"Goldwährungskorrespondenz') und zahlreiche Flug-
schriften energisch gegen die bimetallistischen An-
schauungen und Auslassungen ankämpft.
In den Ver einigten Staaten von Amerika
handelte es sich bei der letzten Präsidentenwahl fast
ausschließlich um den Kampf der Anhänger der
Gold- und der Silberwährung. Die Silberpartei
mit ihrem Führer und Präsidentschaftskandidaten
Bryan verlangte nicht weniger als die einseitige
Einführung der Prägefreiheit für Silbercourant
nach dem Wertverhältnis 1:15,99, ohne Rücksicht
auf das Vorgehen anderer Staaten. Wenn nun
auch die gewaltige Niederlage Bryans gegen Mac-
Kinley vorerst eine Gesundung der amerik. Geld-
verhältnisse im Sinne der Goldwährung erwarten
läßt, so dürften damit die Bestrebungen der Silber-
partei doch keineswegs zum Erlöschen gekommen
sein; vielmehr kündigt diese schon jetzt an, daß sie in
verstärktem Maße für ihr Ziel weiter kämpfen wird.
Im übrigen ist der Herrschaftsbereich der Gold-
währung in den letzten Jahren nicht nur nicht ver-
mindert, sondern sogar einer Erweiterung näher
gebracht worden. Rußland nämlich hat seine Gold-
vorräte so gesteigert, daß der Übergang zur Gold-
währung im Werke ist. Vorbereitende Schritte
sind schon geschehen durch Befestigung des Kredit-
rubel-Kurses, durch Gestattung des Abschlusses von
Geschäften in Gold, Einziehung von Drei- und Ein-
rubelscheinen u. s. w. Die bisher nach dem Gesetz vom
17. Dez. 1885 geprägten Goldmünzen (Imperiale
und Halbimperiale) sollen bis auf weiteres zu dem
Satze: 1 Rubel Gold ^ 1,50 Rubel Papier gerechnet
werden. Schon 1895 hat die Goldprägung großen
Aufschwung genommen; sie betrug nach amtlichen
Berichten 50 Mill. Rubel, hauptsächlich in Impcrials
zu 10 Rubeln, während in den Vorjahren nur durch-
schnittlich 3 Mill. Rubel pro Jahr geprägt wurden.
1896 sind etwa 25 Mill. Rubel in Gold (bauptsäch-
lich Halbimperials) neu dazugekommen. Der Gold-
schatz zur Einlösung der Noten ist seit 1892 von 500
auf 750 Mill. Rubel gewachsen. Anfang 1897 ist
bestimmt worden, daß auf den fortan auszuprä-
genden Ganz- und Halbimpcrials der Nennwert
nach dem neuen Wertverhältnis, also mit 15 und
7^/2 Rubel (anstatt 10 und 5 Rubel), angegeben
werde. Das wird die Einziehung und Umprägung
der alten, auf 10 und 5 Rubel lautenden Impe-
rials und Halbimperials voraussichtlich bald nötig
machen. Der alte Eilberrubel soll ohne Erhöhung
seines Nennwertes als Scheidemünze beibehalten
werden. Anscheinend ist eine erhebliche Menge
silberner Scheidemünzen in Aussicht genommen.
In Österreich-Ungarn schreitet die Valuta-
regulierung im Sinne der Goldwährung langsam,
aber stetig vorwärts.
In Chile ist die Goldwährung durch Gesetz vom
10. Febr. 1895 eingeführt. Ob sie sich dort halten
wird, läßt sich freilich mit Gewißheit nicht beurteilen.
Eine Übersicht über die bestehenden Währungs-
verhältnisse der einzelnen Länder ist schwer zu ge-
winnen. Die gesetzlichen W. entsprechen durchaus
nicht immer den thatsächlichen Zuständen, und bei
manchen Ländern ist es sogar schwer, für die gesetz-
lichen Währungsverhältnisse einen einheitlichen
Ausdruck zu finden. Dazu kommt die Schwierigkeit,
bei Staaten mit schwankenden Währungsverhält-
nissen den thatsächlichen Zustand in einem gegebe-
nen Augenblick zu erkennen. In der hierher ge-
hörigen Währungskarte der Erde ist der Ver-
such gemacht, die gcogr. Verteilung der verschiedenen
Arten der W. zu veranschaulichen, soweit das Ma-
terial überhaupt erreichbar war, und zwar derart,
daß sowohl die gesetzlichen als auch die thatsächlichen
Zustände ersichtlich gemacht sind.
Die bloße Flächenausdehnung der einzelnen Ge-
biete giebt freilich noch kein rechtes Bild. Es bedarf
auch einer Berücksichtigung der Bedeutung der ein-
zelnen Länder. Nur zum Teil giebt hierbei die Be-