Schnellsuche:

Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Antimonzinnober; Apatit; Apfelbaumholz; Apfelsinen; Apomorphin; Arac

22

Antimonzinnober - Arac

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Antimonbutter'

Dreifachchlorantimon, Stibium chloratum) gegeben; es ist eine weiße, kristallinische Substanz von butterähnlicher Konsistenz und wird durch Auflösen von Grauspießglanzerz (s. Antimon) in Salzsäure und Verdampfen der Lösung erhalten. Die Lösung dieser Substanz in Salzsäure kommt als flüssige A. (flüssige Spießglanzbutter, salzsaures Antimonoxyd, Liquor Stibii chlorati, Liquor Stibii muriatici) in den Handel. Es ist eine, gewöhnlich durch einen geringen Eisengehalt gelblich gefärbte, ätzende, giftig wirkende Flüssigkeit, die zur Darstellung des Antimonoxydes und Antimonzinnobers, sowie zum Brünieren der Gewehrläufe und zur Beize auf Silber verwendet wird. Mischt man diese Lösung des Antimontrichlorides mit viel Wasser, so scheidet sich ein weißer Niederschlag ab, der getrocknet Algarotpulver genannt wird und aus einem Antimonoxychlorid oder Chlorantimon-Antimonoxyd besteht. Durch Waschen mit Sodalauge bleibt reines Antimonoxyd zurück, ebenfalls ein weißes Pulver, welches zur Bereitung von Brechweinstein Verwendung findet und unter den Namen Stibium oxydatum album, Antimonium diaphoreticum album im Chemikalienhandel vorkommt. - Zollfrei.

Antimonzinnober; eine rote Farbe, welche als Ersatz für Zinnober empfohlen wird und aus einer Verbindung von Dreifach-Schwefelantimon mit Antimonoxyd besteht. Man erhält den A. durch Vermischen einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron mit einer Lösung von Chlorantimon (s. Antimonbutter) in der Siedehitze. Der A. ist ein rotes, in Wasser unlösliches Pulver, welches sich am besten für Ölanstriche eignet; als Wasserfarbe für Kalkwände kann der A. nicht benutzt werden, da die Farbe durch Kalk verändert wird. - A. als Pulver oder in Wasser gelöst gemäß Zollt. im Anh. Nr. 5 i; mit Firnis, Öl oder Glycerin eingerieben s. Tarif Nr. 5 a.

Apatit; ein Mineral, welches im wesentlichen aus phosphorsaurem Kalk nebst kleinen Mengen Chlorcalcium und Fluorcalcium besteht; es kommt teils derb und dicht, teils in gut ausgebildeten Kristallen vor, die farblos, bläulich, gelb oder blaßgrün sind und in letzterem Falle Spargelstein genannt werden. Da, wo der A. in größeren Mengen vorkommt, wird er gemahlen und als Hilfsdünger in den Handel gebracht; am besten wird er jedoch zuvor mit Schwefelsäure aufgeschlossen und so in Superphosphat (s. d.) verwandelt. Dasselbe geschieht mit der faserigen Varietät desselben, dem Phosphorit (s. d.) und der erdigen, dem Osteolith. - Zollfrei.

Apfelbaumholz; dasselbe ist dicht, fein und hart (härter als Birnbaumholz), rotbraun, zuweilen geflammt; das vom wilden oder Holzapfelbaume soll besser sein als das der veredelten Arten. - Apfel als Frucht s. Äpfel.

Apfelsinen (Orangen); diese bekannte Frucht mit rotgelber, wohlriechender Schale stammt von Citrus sinensis und wird jetzt in den meisten wärmeren Ländern kultiviert; als die besten gelten die von Malta, Genua und dem Gardasee. Im ↔ deutschen Handel pflegt man jedoch alle italienischen A. mit dem Namen Messinaer A. zu belegen. England soll die meisten A. konsumieren; die jährliche Einfuhr beläuft sich dort auf 1 Million Bushels; da auf 1 Bushel circa 650 Stück kommen, so werden demnach in England jährlich 650000000 Stück konsumiert; dieselben kommen meist von den Azoren und von Malta. Auch Venezuela versendet, und zwar schon im Juli und August, viel A. nach England. Algier liefert 80-90000 Kisten A. meist nach Frankreich; die Insel Malorca 50 Millionen Stück. Portugals Ausfuhr von A. und Zitronen wird zu 170000 Kisten mit je 1000 Stück angegeben, die von Griechenland zu 50 Millionen. Der Wert der Ausfuhr Süditaliens und Siziliens von A. beträgt 200 Millionen Franks (ob mit oder ohne Zitronen?). Die jährliche Produktion von Neusüdwales an A. wirft 2000000 Mark Gewinn ab; sogar die Gesellschaftsinseln führten 1878 schon für 86060 Mk. A. aus. Ein Übelstand bei der weiten Versendung der A. ist die leichte Verderbnis derselben; so waren z. B. von den im Jahre 1880 in New York aus den Mittelmeerhäfen importierten 614738 Kisten mit 173235420 Stück A. nicht weniger als 57745140 Stück oder 33⅓% auf der Reise verdorben. Aus Westindien trafen 32181206 Stück A. in New York ein, von denen 37½% auf der Reise verdarben. - Es gibt verschiedene Spielarten von A., dickschalige und dünnschalige, dunklere und hellere, sehr große und kleine; die kleinste Sorte von der Größe eines Borsdorfer Apfels nennt man Mandarinenorangen. - Einfuhrzoll: S. Tarif im Anh. Nr. 25 h 1.

Apomorphin; ein Zersetzungsprodukt des Morphins durch heiße überschüssige Salzsäure unter Druck; es ist weiß, kristallinisch, wird aber an der Luft bald grün, weniger schnell seine Verbindung mit Chlorwasserstoff. Das A. ist eines der heftigsten Brechmittel und äußert seine brechenerregende Wirkung schon beim Einspritzen unter die Haut. Hierzu verwendet man gewöhnlich das Chlorwasserstoffapomorphin (salzsaures A., Apomorphinum muriaticum s. hydrochloratum). - Zollfrei.

Arac (Arrak, Rack, eigentlich Al Rak); unter dieser Benennung kommt im Handel ein weingeistiges Destillat vor, welches in Ostindien teils aus dem zuckerreichen Safte einiger Palmen, teils aus Reis bereitet werden soll. Es ist sehr wahrscheinlich, daß auch die bei der Bereitung des ostindischen Zuckers abfallende Melasse mit zur Destillation von A. verwendet und daß zur Beförderung der geistigen Gärung und Vermehrung des Alkoholgehaltes noch gemalzter Reis hinzugesetzt wird. Der beste A. soll aus dem Zuckersafte (Toddy) der Blütenkolben von der Kokospalme erhalten werden und wird Taffia genannt. Auch wird angegeben, daß man an den einzelnen Orten, wo man A. bereitet, noch verschiedene Zusätze von Pflanzenstoffen mache. Man unterscheidet einfachen, doppelten und dreifachen A., letzterer, als der stärkste, kommt vorzugsweise nach Europa. Die größten Mengen A. liefern Goa und Batavia, dann Ceylon (jährlich circa 700000 Gallons Ausfuhr). Guter A.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 23.