Autorenkollektiv,
Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig,
Dritte Auflage, 1884
Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.
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Bittersalz - Blauholz
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bittermandelöl'
übergehendem Wasser löst. Sowohl das B., als auch das
Bittermandelwasser sind blausäurehaltig und daher giftig;
die Blausäure stammt aus dem Amygdalin, die Menge derselben
ist schwankend. Der Hauptbestandteil des B. ist das
Benzaldehyd oder der
Benzoylwasserstoff. -
1000 Teile bittere Mandeln geben 7 bis 8 Teile ätherisches
Öl. Dasselbe ist anfangs farblos, wird aber bald gelb, es
bricht das Licht stark, ist schwerer als Wasser, siedet bei
180° C. und löst sich leicht in Alkohol; vom Wasser braucht
es ungefähr 300 Teile zur Lösung. Man bezieht das B. gewöhnlich
aus Oberitalien und dem südlichen Frankreich; sehr häufig ist
es mit Pfirsichkernöl vermengt, das sich chemisch von dem B.
nicht unterscheiden läßt. Man muß das B. in gut verschlossenen
und möglichst voll gefüllten Flaschen aufbewahren, da es bei
Zutritt der Luft Sauerstoff aus dieser aufnimmt und sich in
eine weiße kristallinische Masse von Benzoesäure verwandelt.
Verwendung findet das B. zum Parfümieren von Seifen
(Mandelseife) und zu
medizinischen Zwecken; zur Bereitung von Likören darf nur
blausäurefreies B. benutzt
werden, d. h. solches B., aus welchem man durch passende
Behandlung die Blausäure entfernt hat. Der Hauptbestandteil
des B., das Benzaldehyd,
läßt sich auch auf verschiedene Weise künstlich erzeugen, und
kommt auch solches künstliches B.,
aus Toluol (s. d.) bereitet, seit längerer
Zeit schon in den Handel. Im Gerüche unterscheidet es sich von
dem echten gar nicht, doch ist der Geschmack verschieden.
Nicht zu verwechseln mit diesem künstlichen B. ist das
Mirbanöl (s. d.), welches häufig auch mit
diesem Namen belegt wird, aber eine ganz andere Zusammensetzung
hat. Verfälschungen des B. mit Mirbanöl
kommen zuweilen vor, lassen sich aber chemisch nachweisen. -
Eingangszoll: S. Tarif im Anh. Nr. 5 a. Das
Mirbanöl ist zollfrei. Fettes Mandelöl
(süßes) Nr. 26 a 1 bezw. 26 a 4.
Bittersalz (Schwefelsaure Magnesia,
Magnesiumsulfat, Englischsalz, Epsomersalz, lat.
Magnesia sulfurica); ein
aus Magnesia, Schwefelsäure und Kristallwasser bestehendes
Salz, findet sich schon in der Natur als Epsomit (mit 51%
Wasser) in Spanien, Sibirien etc. und mit weniger Wasser (13%)
als Kieserit in dem
Staßfurter Abraumsalzlager. Früher stellte man das B. durch
Verdampfen der natürlichen Bitterwässer bis zur Kristallisation
dar; jetzt liefern die Mineralwasser- und Sodawasserfabriken
genug von diesem Salze, welches sie bei Entwickelung der
Kohlensäure aus Magnesit und Schwefelsäure als Nebenprodukt
erhalten. Das B. erscheint in kleinen nadeiförmigen,
durchsichtigen, in Masse weißen Kristallen von bitterlichem
Geschmack; in Wasser ist es leicht löslich. Verwendung findet
es in Apotheken und zur Bereitung anderer Magnesiasalze;
neuerdings hat man es auch in England betrügerischerweise zum
Beschweren baumwollener Gewebe unter die Appreturmasse gemischt.
- Zollfrei.
Bittersüss (Alpranke, Hirschkraut,
lat. Solanum Dulcamara,
franz. douce-amère, engl. Bitter-sweet, Wood-night-shade). -
Von dieser,
↔
an den Flußufern Mitteleuropas häufig vorkommenden kleinen
strauchartigen Pflanze werden die langen, federkieldicken
eckigen und runzligen Stengel im Frühjahre oder Herbste
gesammelt und getrocknet als
Stipites
Dulcamarae in den Droguenhandel gebracht.
Diese Stengel haben im frischen Zustande einen unangenehmen,
narkotischen Geruch, der aber beim Trocknen verschwindet; der
Geschmack ist erst bitter, dann süß und kratzend; als
charakteristische Bestandteile finden sich zwei Alkaloide,
das Dulcamarin und das
Solanin. Verwechselungen
mit den Stengeln von Clematis vitalba sollen zuweilen
vorgekommen sein, diese Stengel sind nicht runzelig, sondern
glatt, holzig und sehr zähe. - Zollfrei.
Blankets sind weiße Wolldecken in
verschiedener Feinheit und Ausstattung, in allen Industrieländern
häufig erzeugte und in großen Mengen ausgeführte Artikel, da
sie fast in allen Strichen und Klimaten der Erde und von
Völkern der verschiedensten Bildungsgrade gewürdigt und gern
gebraucht werden. Sie bilden daher im Tauschhandel häufig den
Wertmesser, nach welchem andere Artikel veranschlagt werden. -
Zoll: Gemäß Tarif im Anh. Nr. 41 d 5 α.
Blattmetalle oder
Folien; es sind dies Metalle und
Metalllegierungen, die durch Walzen, zum Teil auch durch
nachfolgendes Schlagen in Form sehr dünner Bleche oder Blätter
gebracht worden sind. Nicht alle Metalle eignen sich hierzu,
sondern nur die geschmeidigen und sehr dehnbaren. Am meisten
wird Gold in diese Blattform gebracht und aus diesem, sowie
auch aus Silber lassen sich die dünnsten Blättchen herstellen;
man bezeichnet die Erzeugung von echtem
Blattgold und
Blattsilber speziell mit
dem Namen Goldschlägerei,
dieselbe Arbeit auf unechte Metalle ausgedehnt mit
Metallschlägerei. Nächst
dem Golde wird wohl Zinn am meisten in Blattform übergeführt
(vgl. Stanniol),
dann Blei, Kupfer, Aluminium und verschiedene Legierungen
(unechtes Blattgold und
unechtes Blattsilber). Das
echte Blattgold wird hauptsächlich zum Vergolden der Spiegel-
und Bilderrahmen, sowie zum Goldschnitt und zum Bedrucken der
Büchereinbände verwendet. Die bei Herstellung des echten
Blattgoldes entstehenden Abfälle heißen
Schawine oder
Schabine, sie bilden
zerrieben die echte Goldbronze.
Einfuhrzoll: Echtes Blattgold u. Blattsilber gemäß Tarif im
Anh. Nr. 20 a, unechtes Nr. 20 c 1; Bleifolie Nr. 3 d; Zinnfolie
Nr. 43 d; Folie aus Kupfer, Argentan u. ähnl. Legierungen Nr.
19 d 3; versilberte Blei-, Zinn-, Kupfer- etc. Folien Nr. 20
b 1.
Blauholz (Campecheholz, Blutholz,
lat. ligmim campechianum,
franz. bois de campêche, engl. Log-wood); das wichtigste von
allen Farbhölzern, stammt von Haematoxylon campechianum, einem
großen, zur Familie der Cäsalpineen gehörigen, in
Zentralamerika und dem nördlichen Teile von Südamerika heimischen
Baume. Man hat in neuerer Zeit angefangen, denselben auch in
den niederländischen Kolonien Ostindiens zu kultivieren. Die
vom weißlichen Splinte befreiten großen Blöcke haben außen
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 54.