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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

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Diamant - Diamant

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Diamant'

Heute liefern den kostbaren Stein fast ausschließlich Brasilien, wo derselbe zuerst im Jahre 1728 entdeckt wurde, und das Transvaalland, dessen Steine unter den speziellen Namen Kapdiamanten in den Handel kommen. In Brasilien finden sich die D. in verschiednen Distrikten, vorzüglich in der Nähe der Stadt Diamantina in der Provinz Matto grosso, in den Flußbetten des Rio Diamantino, Rio Ouro, Rio Paraguay, sowie in den Provinzen Minas geraes, Bahia, Goyaz und Cuyaba. Die brasilianischen Diamantwäschereien waren früher Regierungsmonopol und wurden von Sklaven bearbeitet; jetzt ist sowohl das Waschen als der Handel mit D. an Private überlassen, die mit gemieteten Leuten arbeiten. Die D. finden sich in Brasilien in aufgeschwemmtem Lande, Sand und Gerölle, auch eingeschlossen in solchem Trümmergestein (Breccie), das sich erst durch Zusammenbacken von lockerm Material gebildet hat, also stets auf zweiter Stelle. In Brasilien allerdings finden sie sich auch eingesprengt in einem eigentümlichen biegsamen Sandstein, dem Itacolumit, in welchem man daher das eigentliche Muttergestein des D. gefunden zu haben glaubt, da es zur huronischen Schieferformation gehört. Das Diamantenwaschen ist eine einfache Arbeit des Abschwemmens und Untersuchung des übrig bleibenden schwersten Restes. Es ist aber äußerst umständlich und kostspielig wegen der großen Massen von Erdreich, Sand und Kies, die bewegt und durchgearbeitet werden müssen. Die Ausbeute Brasiliens ist sehr gleichbleibend und beträgt seit einer Reihe von Jahren wenig mehr oder weniger als 37 k jährlich. In andern Weltgegenden finden sich auch D., doch nur vereinzelt und so wenig, daß der Handel dadurch nicht beeinflußt wird. Man hat sie ferner angetroffen im goldführenden Sande vom Ural, an verschiednen Punkten von Nordcarolina und Georgien, in Kalifornien, südlich von Mexico bei Agapulco, in den Goldgräbereien von Viktoria in Australien. In Südafrika finden sich die D. teils im Alluvium der Thalsohlen, teils in einem durch Eisenerz verkitteten Kieselconglomerate. Der Wert aller in Südafrika von 1867 (dem Jahre der Entdeckung) bis 1875 gefundenen D. soll sich auf 240 Mill. Mk. belaufen: 1876 sollen allein für 50 Mill. Mk. D. dort gefunden worden sein. Man findet dort viele Steine ohne jenen mattglänzenden Überzug, den man sonst beobachtet: auch sind die Kristallformen einfachere, häufig reine Oktaeder. - In der Regel sind die Steine farblos und durchsichtig, und diejenigen, welche diese Eigenschaft am reinsten zeigen, sind die wertvollsten. Es kommen aber auch farbige vor, wenn auch immer nur in blassen Tinten. Die meisten Kapdiamanten haben einen gelblichen Schein. Diese werden meist geringer geschätzt als die farblosen. Am gewöhnlichsten sind die blaßgelben, dann die grünen; blaue sind viel seltener und haben dann noch seltener die gewünschte Klarheit. Die rosa gefärbten Steine sind unter den Farbsteinen die am meisten geschätzten, und wenn sie fehlerfrei und von schöner Nüance sind, werden sie oft höher als selbst farblose bezahlt. Ein prachtvoll grüner ↔ Stein befindet sich im grünen Gewölbe zu Dresden, ein exquisit blauer beim Banquier Hope in Amsterdam. Häufig sind die D. in Durchsichtigkeit resp. Färbung nicht gleichmäßig, sondern sie enthalten trübe oder rostfarbene Stellen, Flecke, Punkte, Adern, Wolken etc. Diese sind zu Schmucksteinen untauglich und bilden mit denen, welche hierzu zu klein sind, den Ausschuß, aus welchem die Glaserdiamanten, solche zum Gravieren in Metall und Stein, zu Zapfenlöchern in Uhren etc. ausgewählt werden, indeß das Übrige in stählernen Mörsern gepulvert als Schleifmittel für Steinschneider, Uhrmacher etc. dient. Überhaupt ist die technische Benutzung des D. als schneidendes, bohrendes, schleifendes Mittel im Zunehmen. Man benutzt gefaßte Steine gleich Drehstählen zum Bearbeiten von Granit, Porphyr, Glas, harten Stahles und Gußeisens, besonders in Form von Walzen; auch die merkwürdigen Preßwalzen aus Papierscheiben lassen sich nur mit D. abdrehen. Man hat Felsbohrer, die mit einem Kranze von D. besetzt sind, neuerdings auch Schrämmaschinen zum Schärfen der härtesten, aus Süßwasserquarz bestehenden Mühlsteine aus Frankreich und Ungarn. Zu den seit langer Zeit in Gebrauch stehenden Glaserdiamanten sind nur solche Steine geeignet, welche die schon erwähnte Wölbung der Kristallflächen und demzufolge auch gekrümmte Kanten haben. Eine solche Kante bildet für Glas eine unverwüstliche Schneide. Mit einem geschliffenen D. kann Glas wohl geritzt, aber nicht geschnitten werden, nur die Naturkante des D. dient zum schneiden. Es gibt ferner häufig viel wohlfeilere derartige Werkzeuge, in welche nur ein Splitter eines D. gefaßt ist. Solche Stückchen werden aus dem abgespaltenen Abfall bei Verarbeitung größerer Schmucksteine in passender Form ausgesucht; man kann mit solchen Griffeln keinen so guten egalen Schnitt ausführen als mit ganzen Steinen. Diese ganzen Steine gehen im Handel unter den Namen Kugelport. D. zum Gravieren, die ebenfalls für verschiedne Bestimmungen käuflich sind, müssen eine andre Form haben als die Glasersteine, nämlich eine dreiflächig zugespitzte. Die so gestalteten Splitter werden in Griffel gefaßt und entweder aus freier Hand oder in Maschinen (Guillochier-, Reliefcopier- etc.) eingesetzt zum Gravieren auf Glas, Metalle, lithographischen Stein benutzt. Alle solche technische Anwendungen sind erleichtert worden durch die schwarzen Diamanten, welche seit etwa 30 Jahren bekannt sind und in der brasilianischen Provinz Bahia gefunden werden. Man nennt sie auch Karbonate und betrachtet sie als D., die kleine Mengen fein verteilten amorphen Kohlenstoff enthalten. Sie haben die ganze Härte des D. und vertreten ihn überall, wo nur diese in Anspruch genommen wird, also zu Zwecken des Schneidens, Bohrens und Schleifens. Ihre Masse ist in der Regel dicht, fettglänzend, undurchsichtig, doch gibt es auch welche, bei denen die Edelsteinnatur vorherrscht und die nach dem Schleifen Diamantglanz und Farbenspiel zeigen. - Die rohen D. tragen in der Regel eine rauhe wenig durchsichtige Rinde von bleigrauer oder grünlicher Farbe. Die letztere

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 95.