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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

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Holzkohle - Holzschuhe

und Holzessig verdichtet werden können. Solchergestalt gehen bei der Destillation des Holzes von den circa 40% Kohlenstoff, welche dasselbe enthält, etwa 13% in den flüchtigen Produkten fort. Diese H. hat vor dem Holze in praktischer Hinsicht bedeutende Vorteile, einesteils durch die große Leichtigkeit und Transportierbarkeit im Vergleich zu dem viermal schwerern Holz, und dann hauptsächlich dadurch, daß sie dasjenige Brennmaterial bildet, welches im kleinsten Raume die intensivste Heizkraft einschließt, sodaß sich mit Kohlen weit höhere Hitzegrade als durch Holz erreichen lassen, und daß sie das reinste Feuer ohne Rauch und fast ohne Flamme geben. Die harten Hölzer geben auch härtere Kohlen mit größerer Hitzkraft, mit Ausnahme der Eiche, deren Kohle wenig taugt. Die Kohlen der Weichhölzer sind leichter brennbar als die der harten und werden in größerer Menge dargestellt, während zur Destillation um deswillen nur harte Hölzer verwendet werden, weil sie erstlich die meiste Ausbeute geben und dann auch harzige Hölzer hierbei ohnehin auszuschließen sind. - Die beiden hauptsächlichen Richtungen, nach welchen Holzkohlen verwendet werden, sind ihre Benutzung als Brennstoff und als absorbierendes Mittel, woran sich noch einige andre zu Schießpulver (für welches jedoch ganz besonders dargestellte Kohle verwendet wird), als Schleifpulver, zu Zeichenkohle etc. schließen. In erster Beziehung brauchen sie bekanntlich zumeist Metallarbeiter, wie Schmiede, Schlosser etc., und wenn diese sich neuerdings auch oft mit Steinkohlen behelfen, so kann doch bei Verarbeitung des Stahls die H. nicht entbehrt werden. Zu hüttenmännischen Zwecken, zum Ausschmelzen des Eisens, Zinks, Zinns und Bleies aus den Erzen war H. früher das einzige Mittel, während jetzt, namentlich bei Eisenhochöfen, in Ermanglung von Kohlen meistens Koaks dienen müssen, obschon damit kein so gutes Produkt wie das Holzkohleneisen erzielt werden kann. Die leichtflüssigen Metalle werden schon reduziert, wenn ihre Oxyde mit Kohlenpulver gemischt und in Tiegeln geglüht werden. Auch hier verbrennt die Kohle zu Kohlensäure, indem sie den nötigen Sauerstoff dem beigemengten Oxyde entreißt. In ganz analoger Weise wird der Phosphor (s. d.) aus seinem Oxyd, der Phosphorsäure, durch Kohle abgeschieden. - Die Kohle zeigt bekanntlich, wenn sie beim Verkohlen ungestört bleibt, noch völlig die Gestalt und Struktur des Holzes, nur ist sie kleiner geworden. Durch das Entweichen so vieler Gase und Dämpfe aus dem Holzkörper ist aber die Kohle in ausgezeichnetem Grade porös, einem höchst feinen Schwamm vergleichbar, daher fähig große Mengen gasiger Materien zu verschlucken, wie auch aus Flüssigkeiten verschiedne Stoffe auszuscheiden. Es wird daher in nicht wenigen Fällen diese absorbierende Kraft der gepulverten H. nützlich verwendet, so als Desinfektionsmittel, um Miasmen und Faulgerüche in Wohnräumen, Kloaken etc. zu beseitigen oder nicht aufkommen zu lassen, zum Reinigen von Wasser, welches organische Zersetzungsprodukte, Metallsalze etc. enthält, zum Entfärben von Flüssigkeiten, sofern die Färbung von besondern, abscheidbaren Bestandteilen herrührt. Das Kohlenpulver zieht aus gemischten Flüssigkeiten überhaupt in vielen Fällen einzelne Stoffe an sich, namentlich Pflanzenbitterstoffe und Pflanzengifte. Die absorbierende Kraft der H. wird im allgemeinen durch die der Tierkohle (s. d.) übertroffen; doch paßt für manche Verwendungen die erstere besser, so namentlich zum Entfuseln des Spiritus. Hierbei kann man gleich die Spiritusdämpfe durch einen Behälter mit grob gepulverter Kohle streichen lassen, oder man leitet, wie gewöhnlicher, den ablaufenden Sprit auf Kohlenpulver und läßt ihn durchsickern, wobei das Fuselöl von der Kohle zurückgehalten wird. Die neusten Apparate größerer Spiritusraffinerien geben schon ohne künstliche Entfuselungsmittel einen gut gereinigten verkäuflichen Sprit; wo dann noch die Kohlefiltration angewandt wird, gibt es eine sehr fein schmeckende höhere Sorte. Alle Kohle, die zu Zwecken der Absorption dienen soll, muß entweder frisch gebrannt oder gleich im frischen Zustande luftdicht verpackt worden sein, da sie in freier Luft sich mit Gasen und Riechstoffen sättigen und dann beim Gebrauch unwirksam sein würde. Man kann aber einer unwirksam gewordenen Kohle die absorbierende Eigenschaft der frischen im vollen Maße wiedergeben durch Ausglühen, was schon bei der gewöhnlichen im Handel käuflichen Kohle allemal zu geschehen hat. Man füllt zu dem Zwecke die Kohlen in Zugöfen, entzündet sie und bringt sie in vollen Brand, bis kein Rauch und Geruch mehr zu bemerken ist, worauf man dieselben noch glühend in gut verschließbare eiserne Kästen oder dergleichen Töpfe bringt. Zu allen solchen Zwecken dient immer Weichholzkohle, da sie die stärkste Porosität und Absorptionskraft hat. Unterschiede sind auch in dieser Klasse noch zu bemerken. Am kräftigsten wirkt die Kohle von Pappelholz, dann folgt Lindenholz und hierauf die Nadelhölzer. - Zollfrei.

Holzschuhe (frz. sabots); es sind dies aus Holz geschnitzte Schuhe, die in verschiednen Gegenden Frankreichs, namentlich in den Waldgegenden der Vogesen und der Departements de l'Orne, de Sarthe, im Cantal und Puye de Dôme meist jedoch nur für den eigenen Gebrauch gefertigt werden; eine ausgedehntere, geschäftsmäßig betriebene Holzschuhfabrikation findet man aber im Departement der Lozère (Savennen), wo durchschnittlich 564000 Paar im Jahre gefertigt und 288000 Paar versendet werden. Die größten Niederlagen und Märkte für diesen Artikel befinden sich in den Städten Alais, St. Ambroix, les Vans, le Vigan, Vallerogue und Nimes; in diesen werden auch die feineren und teueren H. von angesessenen Holzarbeitern von Beruf gefertigt, während die rohere Ware von den Landleuten im Winter hergestellt wird. Auch diese rohen Schuhe werden häufig nach den Städten gebracht, um hier durch Abschleifen eine gefälligere Form zu erhalten, sowie geschwärzt und lackiert zu werden; auch werden sie durch Einfassen oder Füttern mit Tuch, Leder, Seide etc. mannigfach verziert. Hauptsächlich benutzt man Fichtenholz, nächstdem Birkenholz, seltener Erle,